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Kinder, Kinder. Die Politik macht so manche Verrenkung wegen der Debatte um die Kita-Pflicht.

© dpa

Debatte um Sprachförderung für Kinder: Ein bisschen Kita-Pflicht

Berlins Bildungs- und Jugendsenatorin Sandra Scheeres will den Sprachtest für Vorschulkinder vorziehen. Die Grünen halten das für Unsinn.

In der SPD bringt die Debatte um die Kita-Pflicht immer neue Vorschläge hervor. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) will Vorschulkinder künftig ein halbes Jahr früher auf ihre sprachlichen Fähigkeiten testen als bisher. Zudem sollen Kinder, bei denen Sprachprobleme festgestellt wurden, bis zur Einschulung zu einem täglich fünfstündigen Kita-Besuch verpflichtet werden. Bisher waren es nur drei Pflichtstunden täglich.

Scheeres reagiert mit ihren Plänen auf die Debatte um eine Kita-Pflicht, die der SPD-Fraktionschef Raed Saleh wie berichtet vor einer Woche angestoßen hatte. Angesichts der Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen hatte er gefordert, den Kita-Besuch für Kinder ab drei Jahren verpflichtend zu machen. Die Einschulungsuntersuchungen hatten gezeigt, dass Kinder, die keine Kita besuchen, deutlich schlechtere Sprachkenntnisse haben als Kinder, die mindestens zwei Jahre dort betreut wurden.

„Es ist wichtig, dass wir Kinder mit Defiziten bei der Sprachentwicklung rechtzeitig identifizieren und fördern, damit sie einen guten Start in die Schule erleben“, begründete Scheeres ihr Vorhaben. Schon jetzt nehmen alle Kinder ein Jahr, bevor sie eingeschult werden, an einer sogenannten Sprachstandserhebung teil. Bei Kita-Kindern geschieht diese Untersuchung im Rahmen des Sprachlerntagebuches, mit dem die Erzieherinnen die sprachliche Entwicklung des Kindes von Beginn der Kita-Zeit an dokumentieren und abfragen. Die Kinder müssen sich also für die Sprachstandserhebung keiner speziellen Test-Situation unterziehen.

Kinder, die keine Betreuungseinrichtung besuchen, müssen dagegen einen Test absolvieren und dafür in eine darauf spezialisierte Kindertagesstätte gehen. Die Eltern werden dazu vom Schulamt aufgefordert. Allerdings reagieren offensichtlich nicht alle darauf. Im vergangenen Jahr wurden nur 633 Nicht-Kitakinder getestet, obwohl die Eltern von 2100 Kindern angeschrieben worden waren.

Angewendet wird dabei das sogenannte „Deutsch Plus 4“-Testverfahren. Dabei wird unter anderem geprüft, ob die Kinder Reimwörter erkennen, Fantasiewörter nachsprechen können, deutlich sprechen oder Oberbegriffe kennen.

Der Test musste bisher spätestens bis Ende Mai im Jahr vor der Einschulung erfolgen. Nach den Plänen von Bildungssenatorin Scheeres soll er nun ein halbes Jahr früher stattfinden. Dann wären viele der Kinder gerade einmal vier Jahre alt.

Kritik kommt von den Grünen. „Etliche Studien belegen, dass Sprachstandserhebungen bei Kindern unter fünf Jahren wenig Sinn machen“, lassen die Abgeordneten Özcan Mutlu und Marianne Burkert-Eulitz wissen. Ein Vorziehen der Tests sei „Unsinn“. Stattdessen fordern sie „eine Qualitätsoffensive für Kitas“. Dazu gehörten mehr Kitaplätze und gut ausgebildete Erzieherinnen.

Die Sprachstandserhebung 2012 hatte ergeben, dass 16,3 Prozent der untersuchten Kinder sprachliche Defizite aufweisen. Die größten Probleme gab es in Neukölln, wo 28,6 Prozent der Kinder ein Förderbedarf attestiert wurde. Wenn Eltern ihre Kinder nicht zum Test bringen, können die Bezirke Bußgelder verhängen.

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