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Im Treppenhaus der Renée-Sintenis-Grundschule in Frohnau stürzte die Decke ein.

© Kitty Kleist-Heinrich

Deckeneinbruch in Berliner Schule: Ein Leben auf Verschleiß

In einer Berliner Schule stürzt die Decke ein und alle suchen einen Schuldigen. Doch unser Autor meint, man solle lieber die Stadt in die Verantwortung zwingen.

Typisch Berlin: mal wieder Glück im Unglück gehabt. In einer Grundschule kracht eine Decke herunter, aber es ist Wochenende, keiner ist da, niemand wird verletzt. Aber die Erklärung für diesen Vorgang lässt dann doch ein wenig frösteln: 50 Jahre alter Pfusch – was kann man da schon machen? Ach, und überhaupt: Es gibt viel schlimmere Schulen in Berlin.

Na, dann ist ja alles in Butter. Andererseits: Würden wir einer Fluggesellschaft nachsehen, wenn eine ihrer Maschinen runterfällt und sie dann erklären lässt, das sei ein 60 Jahre alter Produktionsfehler, gewissermaßen also höhere Gewalt? Nein: Das würden wir ihr nicht nachsehen. Sondern fragen, ob es nicht zur Sorgfaltspflicht einer Fluggesellschaft gehört, gelegentlich einen Experten herumzuschicken, um zu verhindern, dass die alten Mühlen vom Himmel fallen.

Aber die Schuldfrage ist müßig, was die Sintenis-Schule angeht. Schon deshalb, weil die Suche nach einem Schuldigen nichts bringt. Gesucht wird vielmehr ein Verantwortlicher, der dem Phänomen entgegentritt, dass die Stadt weitgehend aus der Substanz lebt und rücksichtslos auf Verschleiß gefahren wird. Denn es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass die nächste öffentliche Decke wieder am Wochenende und in Abwesenheit der Benutzer herunterfällt.

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