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Berlin: Defekte Videotechnik machte Flucht aus Psychiatrie möglich Der Ausbruch des Sexualstraftäters wurde gefilmt,

die Bilder waren aber in der Überwachungszentrale nicht zu sehen

Der Ausbruch des Sexualstraftäters Gürkan T. am Montagabend aus der geschlossenen Psychiatrie wurde nicht bemerkt, weil die Videoüberwachung defekt war. Die 90 Kameras im Reinickendorfer Maßregelvollzug filmen zwar jeden Winkel, doch die entscheidenden Bilder der Flucht wurden nicht sofort in der Leitstelle angezeigt. Dieser Fehler in der vor Monaten installierten Anlage wurde erst durch die Flucht entdeckt, sagte der Leiter des Krankenhauses, Dieter Lullies. Mittlerweile sei die Anlage repariert, künftig werden vorrangig die Bilder in die Zentrale übertragen, auf denen was passiert.

Die Flucht des psychisch kranken 19-jährigen Türken wurde zwar beim Durchzählen am Abend bemerkt, doch danach wurde erst der 96 000 Quadratmeter große Park genauestens abgesucht, da vermutet wurde, dass sich T. versteckt, um am nächsten Tag in aller Ruhe zu flüchten. Die Klinik hatte den Zaun und die Sicherheitsvorkehrungen als unüberwindlich angesehen, sagte Lullies. Als die Suche erfolglos war, wurde die Polizei alarmiert – drei Stunden nach der Flucht. Später erst habe man auch in den Aufzeichnungen der 90 Kameras die Bilder der Flucht gefunden.

Erleichtert wurde die Flucht auch durch Vorgaben des Denkmalschutz- und des Datenschutzbeauftragten. So habe der Denkmalschutz darauf bestanden, dass alle Vorsprünge im historischen Gemäuer bleiben mussten, an denen der Patient hochklettern konnte. Ob Gürkan T. auch außerhalb des Klinikgeländes Helfer hatte, ist unklar, da die installierten Kameras nicht den Bereich vor dem gläsernen Zaun filmen dürfen.

In der Klinik haben viele der 31 anderen Patienten in der Abteilung III die Flucht unterstützt, „Solidarität unter Patienten“ nannte Lullies das. Sie hätten dem Geflüchteten zusätzliche Kleidung gegeben und durch zahlreiche Anfragen an diesem Abend mutwillig das Pflegepersonal in Trab gehalten, um die Entdeckung der Flucht zu verzögern. Ein „Wunder“ sei, dass der Türke den Sprung von dem knapp sechs Meter hohen Zaun überlebt habe. Die Polizei hatte gestern noch keine Spur.

Gürkan T. war im April 2004 als unzurechnungsfähig in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen worden. Er hatte versucht, eine junge Frau zu vergewaltigen, war aber an deren heftigem Widerstand gescheitert. Zudem wurde ihm als Mitglied einer Jugendbande ein Einbruch zur Last gelegt. Die Senatsgesundheitsverwaltung schätzt den Mann als ungefährlich ein. Klinikchef Lullies sagt jedoch: „Eine Garantie gebe ich nicht“, schließlich sei T. bei dem Vergewaltigungsversuch mit großer Gewalt vorgegangen.

Nach Angaben von Lullies war die Flucht von Montagabend die erste seit 2004. Damals im Mai war der Serienvergewaltiger Frank Pints aus der Klinik verschwunden. Er wurde drei Wochen später festgenommen.

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