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Berlin: Degussa war ein willkommener Sponsor

Mahnmal-Stiftung und Bauverwaltung begrüßten das Angebot für den Graffitischutz

Darf der Graffitischutz Protectostil der Firma Degussa für die Stelen des Holocaust-Mahnmals verwendet werden oder nicht? Über diese Frage muss das Kuratorium der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden am Donnerstag entscheiden. Dann wird vielleicht auch die Frage geklärt werden können, wie der Auftrag an Degussa zustande gekommen ist und wer darüber informiert war. Darüber gibt es derzeit heftigen Streit zwischen der Stiftungsgeschäftsführung und der stellvertretenden Kuratoriumsvorsitzenden Lea Rosh.

An der Auftragsvergabe an Degussa waren sowohl Vertreter der Bauverwaltung, der Stiftungsgeschäftsführung und des Architekten Peter Eisenman beteiligt. Dies geht aus einem Schreiben an die Firma Degussa hervor, dessen Inhalt dem Tagesspiegel bekannt ist. Darin heißt es, dass die „Sponsoring-Aktion“ der Degussa von der Stiftung und der Bauverwaltung sehr begrüßt werde.

Die Degussa hatte sich im Dezember 2002 und im März 2003 in einem Schreiben an den Senat gewandt, um sich um den Graffitischutz-Auftrag zu bewerben. In dem Schreiben habe gestanden, dass Degussa den Mahnmal-Bau wegen seiner historischen Bedeutung sponsern wolle, hieß es aus Kreisen der Baubranche. Daraufhin verwies der Senat das Düsseldorfer Unternehmen an die Firma Geithner Bau, die mit dem Mahnmalbau beauftragt worden war. Geithner hatte für den Stelen-Schutz allerdings schon die Berliner Firma PSS Interservice vorgesehen, die Tochter eines Schweizer Konzerns. Die PSS hatte ein Angebot über 469000 Euro abgegeben. Auf Betreiben von Bauverwaltung, Geschäftsführung und des Architekten bekam Degussa dann den Zuschlag. Am 19. September schickte Geithner Bau das dreiseitige Nachtragsangebot zwecks Genehmigung an die Bauverwaltung. Geithner ist nicht befugt, selbstständig zu entscheiden, sondern nur nach Absprache mit dem Auftraggeber. Der Auftraggeber ist die Stiftung, die wiederum durch die Bauverwaltung vertreten wird. Eine Mitarbeiterin der Bauverwaltung genehmigte das Nachtragsangebot und die Degussa erhielt die Zusage, für 469000 Euro die Stelen zu imprägnieren. Was Degussa als Sponsoring bezeichnet, ist also letztlich nicht mehr, als die Arbeiten am Mahnmal zum gleichen Preis wie die Konkurrenzfirma auszuführen. Ursprünglich hatte das Angebot der Degussa deutlich über dem der PSS gelegen.

Dagmar Rosenfeld

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