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Berlin: Dem gelben Nummernschild auf der Spur

Nach dem Raubmord in Lichtenberg ermittelt die Polizei in Richtung Osteuropa – und warnt vor Leichtsinn

Führt das ausländische Kennzeichen des Fluchtautos die Polizei auf die Spur des Raubmörders? Der Mann hatte am Montagmittag in der Lichtenberger Bernhard-Bästlein- Straße den Blumenhändler Kurt H. erschossen und die Kassiererin eines Blumengroßhandels, Claudia J., schwer verletzt. Dann floh er in einem Wagen, der ein gelbes Nummernschild mit schwarzer Schrift hatte.

„Wir sind so gut wie sicher, dass ein Komplize des Täters wahrscheinlich in einem dunkelblauen Golf oder einem Seat um die Ecke des Tatortes wartete“, sagt der Leiter der 6. Mordkommission, Konrad Zehnpfenning. Zwar gebe es eine Reihe von Ländern, in denen gelbe Nummernschilder mit schwarzer Schrift üblich sind, „aber in diesem Falle haben Zeugen kyrillische Buchstaben auf dem Kennzeichen gesehen, daher ermitteln wir vor allem in Richtung Bulgarien, eventuell auch Bosnien“, sagt Zehnpfenning.

Der Raubüberfall geschah am Montag in Sekundenschnelle. Dabei zahlte Kurt H. mit dem Leben, weil er mutig eingeschritten ist. Zehnpfenning rekonstruiert den Ablauf der Tat so: Claudia J., Kassiererin eines Blumengroßhandels, kommt wie jeden Montag, um die Wochenendeinnahmen in einem Geldkoffer zur Sparkasse zu bringen. Auf dem Weg dahin begegnet sie dem 66-jährigen Blumenhändler Kurt H., der öfter im Laden seiner Tochter gegenüber der Sparkasse aushilft. Plötzlich rennt der Räuber auf Claudia J. zu, zerrt an dem Geldkoffer. Die Frau wehrt sich. Kurt H. kommt hinzu, versucht sogar, dem Täter die Pistole aus der Hand zu schlagen. Ein Fehler, den er mit dem Leben bezahlt: Der Täter schießt sofort vier Mal. Drei Kugeln treffen Kurt H., Claudia J. streift ein Durchschuss. Der Täter schlägt ihr mit der Pistole auf dem Kopf. Sie sinkt mit einer Platzwunde zu Boden, wo blutüberströmt der Blumenhändler liegt. Die Wiederbelebungsversuche der Rettungsärzte, die kurz danach eintreffen, bleiben erfolglos.

Der Kripo-Beamte Joachim Skopnik, zuständig für Vorbeugungsprogramme, warnt vor solchem Einschreiten. „Man sollte nie seine Kräfte überschätzen und versuchen, den Helden zu spielen“, sagt er. „Schon gar nicht, wenn der Täter bewaffnet ist.“ In solchen Situationen gelte: „Alles genau beobachten, damit man der Polizei später Details mitteilen kann, und möglichst 110 anrufen.“ Interessierte können mit der Polizei richtiges Verhalten in kostenlosen Anti-Gewalt-Programmen üben.

Oft geraten Menschen auch als völlig Unbeteiligte in gefährliche Situationen. Im vergangenen August ist eine 26-jährige Neuköllnerin vor einem Bäckerladen von einem Schuss im Arm getroffen worden. Den Schuss hatte ein Mann abgefeuert, der damit eigentlich seine Ex-Frau treffen wollte.

Anmeldung für Anti-Gewalt-Programme unter der Telefonnummer: 699 35 044.

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