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Berlin: Dem Herzzentrum droht der Infarkt

Die weltweit bekannte Klinik hat offenbar wirtschaftliche Schwierigkeiten. Unternehmen will Stellen abbauen und Gehälter kürzen

Das Deutsche Herzzentrum Berlin (DHZB) steckt offenbar in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. „Es besteht die Gefahr, dass das Herzzentrum an die Wand fährt“, sagte der Verwaltungsdirektor des DHZB, Thomas Höhn, dem Tagesspiegel. Vor wenigen Tagen forderte der Verwaltungschef des bekannten Klinikums in Wedding die Tarifpartner ultimativ auf, die Gespräche über einen neuen Tarifvertrag bis zum 20. September abzuschließen. Außerdem sollen in den nächsten Jahren rund 100 von derzeit 800 Vollzeitstellen gestrichen werden.

Es könne nicht das Ziel sein, dass das DHZB in eine akute wirtschaftliche Notlage gerate, schrieb Höhn an die Gewerkschaft Verdi und den Marburger Bund als Vertreter der Ärzte. Er unterbreite den Verhandlungspartner ein „letztes Angebot“: wöchentliche Arbeitszeit 42 statt 40 Stunden, Reduzierung des Weihnachtsgeldes auf 50 Prozent, die Abschaffung des 24. und 31. Dezember als arbeitsfreie Tage und die Reduzierung des Urlaubes von jetzt 33 Tage auf 30 Tage. Sollte man zu keiner Lösung kommen, werde das Herzzentrum den Tarifvertrag zum Ende des Jahres kündigen.

Der Marburger Bund hat sich daraufhin am vergangenen Montag zu einer ersten Verhandlungsrunde mit der Leitung des Herzzentrums getroffen. „Wir haben die Zusage, die Unternehmensdaten prüfen zu dürfen“, sagt Ann-Margret Baumann, Geschäftsführerin des Berliner Landesverbandes des Marburger Bundes. Und auch wenn man grundsätzlich zur Einigung bereit sei, sei der Termin 20. September für eine Einigung nicht zu schaffen. Auch Verdi signalisiert Verhandlungsbereitschaft. Ein Termin für ein Gespräch stehe aber noch nicht fest, sagt Heike Spies, Fachbereichsleiterin bei Verdi.

Hintergrund des Drucks der Arbeitgeberseite ist die derzeitige wirtschaftliche Situation des Herzzentrums und besonders der zu erwartende Erlösrückgang. Seit 2001 fährt das Herzzentrum nach einer internen Berechnung Verluste ein: 2001 war es ein Minus von 2,8 Millionen Euro, 5,2 Millionen ( 2002) und 2003 4,1 Millionen. Nur weil aus Rücklagen insgesamt elf Millionen Euro entnommen wurden, konnte das Herzzentrum die Verluste in den drei Jahren bis auf eine Lücke von knapp 900 000 Euro ausgleichen. „Noch ist das Herzzentrum wirtschaftlich gesund“, sagt Höhn. Durch die Veränderung in der Leistungsabrechnung, nach der die Kliniken die stationäre Behandlung von Patienten pauschal nach der Krankheit und nicht mehr nach Anzahl der Liegetage abrechnen dürfen, erwartet das Management aber sinkende Erlöse. Statt jetzt jährlich 93 Millionen Euro werde man 2008 wahrscheinlich nur noch 70 Millionen Euro von den Kassen erhalten, rechnet der Verwaltungschef vor.

Allein mit Tarifveränderungen wird man diese Verluste nicht ausgleichen. Deshalb plant die Leitung des Herzzentrums einen Stellenabbau. Rund 100 von 800 Vollzeitstellen sollen gestrichen werden. Diese Reduzierung wolle man über die Fluktuation erreichen. Auf betriebsbedingte Kündigungen will man verzichten. Die Belegschaft sei bereit, die Tarifverschlechterung zu akzeptieren, wenn die Lage so dramatisch sei, sagt Betriebsratsvorsitzende Susanne Fieberg-Wrobel.

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