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Berlin: Dem „Lob des Kommunismus“ droht die Abrissbirne

Deshalb sucht der Bund Liebhaber für zwei Wandbilder bedeutender DDR-Künstler. Beide sind gratis – der Umzug aber wird teuer

Die zwei Kunstwerke sind vom Zeitgeschmack und der politischen Entwicklung zwar längst überholt, aber immerhin: Sie sind gratis im Angebot und könnten durchaus Liebhaber finden, gäbe es da nicht ein großes Problem. Sie passen wegen ihrer Maße vermutlich in keine noch so großzügige Wohnung. Dennoch gibt sich das Bundesamt für offene Vermögensfragen derzeit alle Mühe, Interessenten zu finden. Es geht um zwei Wandbilder namhafter Künstler aus der DDR. Beide Werke gehören zu einstigen Regierungsgebäuden in Mitte, die abgerissen werden sollen. Die Bundesbehörde will sie vor der Abbruchbirne retten.

Das eine Wandbild von Ronald Paris mit dem Titel „Lob des Kommunismus“ ist zwei Meter hoch und elf Meter lang. Der heute 77-Jährige hat es 1969 auf eine Gipswand im früheren DDR-Zentralamt für Statistik an der Otto-Braun-Straße aufgetragen. Das andere Werk von Walter Womacka heißt: „Der Mensch, das Maß aller Dinge.“ Es ist 15 Meter hoch und 6 Meter breit. Womacka, heute 85 Jahre alt, gestaltete es 1968 auf Kacheln an der Fassade des einstigen DDR-Bauministeriums an der Breiten Straße. Das Statistikamt soll 2011 einem Wohnhaus weichen, an der Breiten Straße gibt es noch keinen Abbruchtermin.

Womacka leitete 20 Jahre lang die Kunsthochschule Weißensee. Von ihm stammt auch das Mosaikfries am Haus des Lehrers am Alex. Ronald Paris war in der DDR zunehmend regimekritisch. Seinen langjährigen Freund Wolf Biermann hat er 2009 als 115. Ehrenbürger von Berlin porträtiert. Den Geschmack der SED-Funktionäre traf er aber schon in den 60ern nicht so recht. Angesichts seines Werkes im Amt für Statistik rügten sie, es mangele ihm an Zuversicht.

Wer eines der Bilder haben will, kommt allerdings nicht gratis davon. Um sie ab- und wieder aufzubauen, entstehen jeweils Kosten von bis zu 18 000 Euro. CS

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