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Berlin: Dem Traumjob auf der Spur

Wer sich rechtzeitig über die Arbeitswelt informiert, entdeckt auch Ausbildungswege jenseits der Trampfelpfade

Von Regina-C. Henkel

Die schlechte Nachricht zuerst: Der Einstieg ins Berufsleben kann gründlich schief laufen. Fast jeder vierte Auszubildende und sogar jeder dritte Studierende wirft noch vor dem Examen das Handtuch. Dann steht er oder sie wieder ganz am Anfang – oder sogar noch schlechter da.

Die gute Nachricht: Ein verpatzter Start in die Arbeitswelt muss nicht sein. Es gibt immer mehr und zunehmend bessere Möglichkeiten, sich eine frustrierende Fehlinvestition in Zeit und Hoffnungen zu ersparen. Kein Jugendlicher muss sich heute noch allein darauf verlassen, was ihm Verwandte, Freunde oder andere Wohlmeinende für seine Zukunft als Erwerbstätiger empfehlen.

Jeder kann sich in Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren, Büchern und auf Web-Seiten ausgiebig über das Für und Wider jedes einzelnen Angebots informieren. Es gibt Ausbildungsberatungen bei den Berufsinformationszentren (BIZ) der Arbeitsämter und jetzt sogar eine Messe, die speziell auf die Interessen und Bedürfnisse von Schülern der Abschlussklassen zugeschnitten ist: „Einstieg Abi“. Auf der „Messe für Ausbildung, Studium und Beruf“ am 13. und 14. September auf dem Messegelände werden rund 150 Aussteller, etwa 60 Infoveranstaltungen, Präsentationen und Diskussionsrunden geboten, die Jugendliche auf der Suche nach dem richtigen Studiengang oder der passenden Ausbildung weiter bringen sollen.

In Köln erwies sich die Messe im März mit 25 Prozent mehr Besuchern als ein jahr zuvor als Publikumshit: 35 000 Schülererinnen und Schüler packten die Gelegenheit zur kostenlosen Information beim Schopf. In Berlin werden 25 000 Besucher erwartet.

Das Interesse an einer Messe wie der „Einstieg Abi“ ist berechtigt. Immerhin gibt es weit mehr als nur die klassischen Trampelpfade ins Berufsleben. Wer glaubt, dass er nur die Wahl zwischen Lehre und Studium hat, übersieht eine Fülle anderer Wege zur beruflichen Qualifizierung.

Das Interesse ist groß

Da besteht zum Beispiel die Möglichkeit ins Ausland zu gehen, ein soziales oder ökologisches Jahr zu absolvieren oder zur Bundeswehr zu gehen. Außerdem gibt es die Kombination aus Berufsausbildung und Studium an einer Berufsakademie (BA) oder einer Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie (VWA). Das Interesse ist groß: Um die acht BA-Ausbildungsplätze im DaimlerChrysler Werk Berlin bewarben sich dieses Jahr 555 Jugendliche. Und da sind auch noch die so genannten Abiturientenausbildungen, den direkten Einstieg in das mittlere Management einer Firma. Die Übernahmequote nach der Ausbildung ist hoch – und die Bezahlung besser als jedes Lehrlingsgehalt und die BaFöG-Sätze. Die Entgelte für die Abiturientenausbildungen sind üblicherweise in Tarifverträgen geregelt – und können beispielsweise bei den Gewerkschaften nachgefragt werden. „Normale“ Auszubildende erhalten derzeit im ersten Lehrjahr im Schnitt 535 Euro im Monat – in Ostdeutschland 475 Euro. Der Durchschnittsstudent verfügt statistisch über monatlich rund 700 Euro.

Doch Geld ist nicht alles. Wer sich nicht erst kurz vor oder sogar erst nach dem Abitur Gedanken über seine berufliche Zukunft macht, kommt einer Fülle anderer Kriterien auf die Spur. Eigenverantwortung, Aufstiegsmöglichkeiten, Fortbildungsangebote, Arbeitsplatzsicherheit oder die Möglichkeit zu Auslandseinsätzen können im Lauf der Jahre viel wichtiger sein oder werden als das verfügbare Einkommen während der vergleichsweise doch recht kurzen Ausbildungsphase.

Sich über die Fülle von Berufseinstiegs- und -entwicklungsmöglichkeiten zu informieren, setzt schon ein bisschen Engagement und Zeitaufwand voraus. Individuelle Neigung und bestmögliche Zukunftschancen unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach. Zumal das, was derzeit an Informationen über den Arbeitsmarkt über die Nachrichtenticker geht, nicht erfreulich ist: rund vier Millionen Arbeitslose, etwa 40 000 Insolvenzen und nur rund 132 000 offene Lehrstellen – denen 263 000 Bewerber gegenüber stehen. Und in dieser Zahl sind die Schulabgänger mit Hochschulreife nicht einmal mitgerechnet. Nach dem Abitur eine Lehre in einem von über 400 möglichen Ausbildungsberufen zu absolvieren, ist schwieriger geworden. Im Jahr 2001 begannen noch 25 Prozent der Abiturienten eine Berufsausbildung im dualen System. In diesem Jahr schlägt die Wirtschaftsflaute durch: Nur 23 Prozent aller Betriebe bilden aus.

Die eigenen Talente erkennen

Am besten also studieren? Immerhin sind sich Bildungsforscher, Wirtschaftsinstitute und Arbeitsmarktexperten in einem Punkt einig: Der beste Schutz gegen Arbeitslosigkeit ist Bildung – je mehr, desto besser. Im Jahr 2000 waren nur drei Prozent aller Hochschulabsolventen in Deutschland arbeitslos gemeldet. Doch das ist Geschichte. Die Wirtschaftslaute des Jahres 2002 hat auch vor Akademikern nicht Halt gemacht. Der Stellenindex des Personaldienstleisters Adecco, der über 40 Stellenmärkte in Tageszeitungen regelmäßig auswertet, weist für Hochschulabsolventen beispielsweise in der Bankenbranche nur noch halb so viele Jobofferten auf wie vor Jahresfrist. Genauso verschlechtert hat sich die Situation im Handel, im Handwerk und in den Serviceberufen.

Daraus sollten Jugendliche allerdings keine falschen Schlüsse ziehen. Noch hat jede Wirtschaftsflaute auch ein Ende gehabt und hoch Qualifizierte haben immer die besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Nur: Die Definition von „hoch qualifiziert“ hat sich verändert. Angesammeltes „Rucksackwissen“ verliert an Bedeutung gegenüber Lernfähigkeit, Flexibilität und Teamfähigkeit. Deshalb ist es wichtig, nicht nur die Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt zu kennen, sondern auch sich selbst.

Gelegenheiten, den eigenen Neigungen und Begabungen auf die Spur zu kommen, gibt es inzwischen reichlich: für preiswerte zehn Euro im Internet (beispielsweise unter der Adresse www.t-online.de/berufsinteressentest ), beim Arbeitsamt oder auch bei privaten Berufsberatern. Diese bieten an, in Gesprächen oder auch mit Hilfe psychologischer Tests den wahren Talenten auf die Spur zu kommen. Die Schulnoten allein, das hat gerade wieder eine Repräsentativ-Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey ergeben, sagen nämlich nur wenig über die Karrieremöglichkeiten aus. Nach Ansicht der befragten Nachwuchsmanager trägt Schulwissen nur zu 21 Prozent zum Berufserfolg bei. Deutlich wichtiger sind ihrer Meinung nach Zielstrebigkeit (73 Prozent) und Vielseitigkeit bei den Interessen (78 Prozent).

Wenn das keine gute Nachricht für alle diejenigen ist, die wohl kein Einser-Abi erreichen werden. Und zum Schluss auch noch eine positive Botschaft für die Pechvögel, die sich trotz vielfältiger Interessen und wirklich gründlicher Information zunächst falsch entscheiden: Ein Studien- oder Ausbildungsabbruch ist kein Weltuntergang. Wichtig ist allerdings die möglichst schnelle Korrektur. Auch für diese Herausforderung gibt es inzwischen jede Menge Hilfestellungen – etwa auf der Messe „Einstieg Abi“.

Weitere Informationen im Internet:

www.abitur-und-dann.de , www.einstieg-abi.de , www.chancenfueralle.de , www.ba-berlin.de , www.vwa.de ,

www.arbeitsamt.de , www.machs-richtig.de , www.berufswahlnavigator.de , www.bibb.de , www.einsteiger.de , www.liquide.de , www.berufsbildung.de , www.geva-institut.de , www.berufsbildung.de , www.ausbildung.de , www.wisu.de , www.studienberatung.fu-berlin.de/abi , www.abi-magazin.de , unimagazin.de, www.council.de , www.stiftungsindex.de , www.gefaehrdetenhilfe.de

Broschüre: Bundesanstalt für Arbeit – Landesarbeitsamt Berlin-Brandenburg: Abitur! Und was dann? Berufsberatung für Abiturienten und Hochschüler. Mit Terminplaner.

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