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Stadtteilmütter bei einer Sitzung im Rathaus Neukölln. 56 Stellen sollen bei den Frauen jetzt wegfallen. Dagegen demonstrieren sie heute.

© Robert Schlesinger / dpa

Demonstration vor dem Abgeordnetenhaus: Stadtteilmütter in Berlin protestieren für ihre Stellen

Seit vielen Jahren arbeiten die Stadtteilmütter in Neukölln. Jetzt fallen einige Stellen weg. Dagegen demonstrieren die Frauen am Freitagvormittag vor dem Abgeordnetenhaus.

Amal Gojoo ist die Enttäuschung anzuhören. „Ab morgen bin ich wieder arbeitslos“, sagt die Syrerin. Sie ist eine der Stadtteilmütter in Neukölln, deren Stelle jetzt wegfällt. Drei Jahre lang hatte sie Migrantenfamilien besucht, Eltern zu Behörden, in Kitas und Schulen begleitet und Sprachkurse und Integrationskurse vermittelt.

Als die gelernte Erzieherin Gojoo vor 20 Jahren nach Deutschland kam, habe sie „als Frau mit Kopftuch und Mutter von vier Kindern“ keinen Job gefunden, erzählt sie. Doch dann wurde sie eine von insgesamt 56 Stadtteilmüttern in Neukölln. Das Projekt gehörte zur „Bürgerarbeit“, mit der Langzeitarbeitslosen der Weg zurück ins Arbeitsleben erleichtert werden sollte.

In einem Bezirk wie Neukölln, wo die Zahl der Migranten bei mehr als 42 Prozent liegt, sei die Arbeit der Stadtteilmütter unverzichtbar, sagt Alix Rehlinger vom Diakonischen Werk in Neukölln. Stadtteilmütter „öffnen Türen zu Migrantenfamilien“. Seit Projektbeginn haben sie 20 000 Kindern und 8000 Familien geholfen. Dass die Hälfte der 110 Stadtteilmütter in Neukölln jetzt aufhören muss, hält der SPD-Abgeordnete Joschka Langenbrinck für „ein Desaster“.

Es gibt 23 neue Ausbildungsplätze

Amal Gojoo und ihre Kolleginnen wollen ihre Situation nicht einfach hinnehmen. Deswegen demonstrieren sie heute ab 11 Uhr vor dem Abgeordnetenhaus und dem Bundesarbeitsministerium. Zwar könnten die betroffenen Frauen in eine sogenannte bundesgesetzlich geregelte Maßnahme wechseln. „Doch dazu muss man mindestens sechs Monate arbeitslos gewesen sein“, erklärt Rehlinger. Das heißt, dass die 56 Stadtteilmütter – wenn überhaupt – erst im April zurückgeholt werden könnten. Das Versprechen der Senatsverwaltung für Integration, die Zahl der gesetzlich geförderten Stellen aufzustocken, hilft Gojoo deshalb wenig.

Um dennoch die Zahl der Stadtteilmütter kurzfristig wieder zu erhöhen, werden 23 neue gesetzlich geförderte Ausbildungsplätze geschaffen. Die Frauen beginnen im Oktober und November ihre Ausbildung. Damit sollen bald wieder bis zu 80 Stadtteilmütter unterwegs sein. Vom Land Berlin gibt es jedoch vorläufig keine weiteren Mittel.

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