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Berlin: Demonstrationen und Staus in Mitte

Straßen um den Potsdamer Platz waren bis zum Abend dicht

Die Männer in Hemd und Krawatte im Glasturm der Bahn-Konzernzentrale blickten verstohlen auf die Massen, die unten am Eingang protestierten. „Ihr seid gemeint, genau ihr“, brüllte ihnen der Gewerkschaftssprecher auf der Bühne am Potsdamer Platz zu. 15 000 Angestellte der Deutschen Bahn protestierten gestern in Berlin gegen Sozialabbau und für mehr Lohn. Die Bahn-Gewerkschaft Transnet hatte zum Protest vor der Zentrale der Deutschen Bahn AG aufgerufen. Der Anlass: die Tarifverhandlungen für die 160 000 Beschäftigten der Bahn, die gestern Nachmittag in die 5. Runde gingen. Die Gewerkschaften seien „uneingeschränkt mobilisierungsfähig", sagte Transnet-Chef Norbert Hansen. Sollte es zu keinem Tarifabschluss kommen, werde nächste Woche „eine Welle harter Streiks“ rollen – auch in Berlin. Der Aktionstag der Bahner war international: Gewerkschaftsvertreter aus 18 europäischen Ländern waren angereist und solidarisierten sich mit den Demonstranten.

Der Protest am Potsdamer Platz führte gestern zu Verkehrsbehinderungen. Auch wenn es nur eine Kundgebung war – die Menschenmassen, die ab dem frühen Mittag in Richtung Potsdamer Platz unterwegs waren, versperrten alle umliegenden Straßen, vor allem aber die Stresemann- und die Leipziger Straße. Bereits am Morgen waren rund 3000 Polizisten dem Aufruf der Gewerkschaft der Polizei (GdP) gefolgt und vom Potsdamer Platz zum Bundesrat gezogen, um gegen die Einführung von Öffnungsklauseln zu protestieren. Sie befürchten Lohnkürzungen und den Wegfall von Urlaubsgeld. „Bis zum frühen Abend war alles dicht“, sagte ein Sprecher der Berliner Verkehrspolizei.

Natürlich hatte der Polizist Verständnis für die Proteste der Bahnangestellten: „Unsere Männer haben ja am Morgen selbst demonstriert.“

Felix Lee

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