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Berlin: Den besten Freund umgebracht und zersägt

Prozess um Totschlag im Drogenrausch: 38-Jähriger legte ein grausiges Geständnis ab

Von Kerstin Gehrke

Peter M. hatte nur noch ein Ziel: „Wie entsorge ich die Leiche?“ Er bildete sich ein, seine grausige Tat „ungeschehen zu machen“ . Vor dem Landgericht geht es um das grausame Ende einer langen Freundschaft. Peter M. hat seinen besten Kumpel umgebracht. Ein Messer hat er ihm in den Hals gestochen. Der Leiche sägte er Arme und Beine ab. Den Torso des 43-jährigen Michael K. schob er in die Speisekammer.

Eine Stunde lang sprach der Angeklagte gestern über das, was sich an einem nicht genau datierten Tag im Frühjahr letzten Jahres abspielte. Eine Stunde lang trat er ununterbrochen von einem Bein auf das andere, während er erzählte. Er wollte den Richtern in dem Totschlag-Prozess verständlich machen, wie er damals dachte, warum er damals zu so schrecklichen Dingen in der Lage war. Er, der in seiner Kindheit erst in einem Kloster lebte und dann von seinen Eltern in ein Heim abgeschoben worden war. Er, der zwanzig Jahre Drogen nahm, oft wegen Beschaffungskriminalität, aber noch nie wegen einer Gewalttat vor Gericht stand.

Peter M. wohnte damals bei seinem Freund K. in Friedrichshain. Er wollte sich verstecken, weil er Angst vor einer Therapie hatte, die er nach mehreren Verurteilungen beginnen sollte.

Auch sein Kumpel war ein Gestrauchelter. Sie hatten sich im Gefängnis in Tegel kennen gelernt, waren dann unzertrennlich. In Freiheit war Michael K. derjenige, der sich ernsthaft um ein Leben ohne Rauschgift bemühte. „Micha hat auf mich aufgepasst“, sagte Peter M.

Drogen hatten zum tödlichen Streit geführt. Michael K. hatte wieder einmal geschimpft: „Wenn du nicht aufhörst, musst du gehen.“ Der etwa 110 Kilogramm schwere K. habe mit einer Tasse gewedelt und ihm Schläge angedroht, sagte der Angeklagte. Sein Freund sei „jähzornig“ gewesen. „Ich dachte, er macht es wahr“, sagt Peter M. Auf dem Tisch lag ein Brotmesser. M. griff danach. „Plötzlich steckte es in seinem Hals“, gestand er. An viel mehr kann er sich nicht erinnern. Er sei mit „Koks zugedröhnt“ gewesen.

Berauscht griff Peter M. zur Säge, steckte den Torso in drei Mülltüten, dichtete sie mit Klebeband ab. Manchmal konnte gestern im Gerichtssaal der Eindruck entstehen, der Angeklagte beschreibe die Entsorgung eines sperrigen Gegenstandes. Erst sechs Wochen später wurde die Leiche gefunden. Die Hausverwaltung hatte Verdacht geschöpft. Weil für die Wohnung keine Miete gezahlt und ihr penetranter Geruch entströmte, ließ sie die Tür öffnen. Da saß Peter M. in Untersuchungshaft. Er war in einem gestohlenen Auto erwischt worden. Zunächst waren die Ermittler von Mord ausgegangen, die Anklage aber geht von Totschlag aus. Relativ spontan und nicht zielgerichtet sei der Angeklagte vorgegangen, sagte der Staatsanwalt.

Kerstin Gehrke

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