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Berlin: Den dreijährigen Sohn eingesperrt

Im Zimmer des Jungen wurde Python gefüttert. Bewährungsstrafen für Eltern

Das Elend offenbarte sich beim Anblick der Wände. Kratzspuren zogen sich über den unteren Teil. Bis zu einer Höhe, die ein kleines Kind noch erreichen kann, waren sie mit Kot verschmiert. Auf dem Fußboden lag eine Matratze. Dort schlief Fabian, drei Jahre alt. Er wurde eingesperrt und vernachlässigt, davon waren die Ermittler schnell überzeugt. Der Riesenschlange und den vielen anderen Tieren, die seine Eltern hielten, sei es dagegen gut gegangen. Knapp ein Jahr später saßen Sven U. und Ina T. vor Gericht und schienen genervt von den Vorwürfen.

„Es stimmt nicht, dass wir ihn stundenlang einsperrten“, widersprach die Mutter. Sie hätten Fabian (Namen geändert) „höchstens mal für fünf Minuten und nur eine Woche lang“ eingeschlossen. Sie hätten ihm damit beibringen wollen, „dass er abends nicht ständig rauskommen kann“. Sie hätten „mal was ausprobiert“, sagte der Vater. „Sonst heißt es wieder, wir lassen die Kinder zu lange auf.“ Auch mit dem Putzen hätten sie keine Probleme. „Jeden Tag fegen und wischen wir.“

Sven U. und Ina T. sind 27 und 26 Jahre alt und seit Jahren arbeitslos. Sie haben drei Kinder, das älteste ist fünf Jahre alt. Ein Sturz von Fabian in der Hellersdorfer Wohnung brachte den Fall von Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht ins Rollen. Sven U. alarmierte die Feuerwehr, weil der Junge am Kopf blutete. Eine Rettungsassistentin beschrieb den Einsatz: „Ein unerträglicher Geruch kam uns entgegen, am Fußboden blieb man fast kleben.“ Große Terrarien, in denen ein Tigerpython, Echsen und Vogelspinnen lebten, füllten das Wohnzimmer. Fabian sei ungewaschen und ungepflegt gewesen. „Und er sprach nicht.“

Der Junge war äußerlich leicht verletzt. Die Retter aber informierten die Polizei. Ein Polizeibeamter sagte, Sven U. habe damals erklärt: „Einsperren ist für mich ein ganzer Tag.“ Im fast leeren Zimmer von Fabian soll der meterlange Tigerpython gefüttert worden sein. Mit lebenden Ratten oder Kaninchen. Pampig fiel U. dem Zeugen ins Wort. „Die Kinder waren nicht dabei.“ Die Schlange ist inzwischen amtlich eingezogen worden.

Der Auftritt der Eltern vor Gericht wollte nicht recht zu dem passen, was eine Familienhelferin sagte: „Die Familie ist jetzt in der Lage, offen mit ihren Defiziten umzugehen.“ Seit Juni ist die Helferin zweimal in der Woche dort. Auch andere Netze wurden von Amts wegen gespannt. Die Zusammenarbeit sei „sehr gut“, hieß es. In den Monaten davor sei vor allem Fabian nicht ordentlich versorgt worden, befand der Richter. Die Spuren in seinem Zimmer „sprechen dafür, dass er längere Zeit eingesperrt war“. Gegen den Vater ergingen acht Monate Haft auf Bewährung, gegen die Mutter sechs. Kerstin Gehrke

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