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Berlin: Den Eingang bewachen Götter

Der Zeitpunkt war gut gewählt, denn montags ist das Pergamonmuseum geschlossen. Auch die Götter brauchen ihren Sonntag, wollen wenigstens am Montag in Ruhe gelassen werden.

Der Zeitpunkt war gut gewählt, denn montags ist das Pergamonmuseum geschlossen. Auch die Götter brauchen ihren Sonntag, wollen wenigstens am Montag in Ruhe gelassen werden. So konnte Klaus-Dieter Lehmann, der Chef der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, ungestört und eingerahmt von 6000 Jahren Menschheitsgeschichte im Vorderasiatischen Museum, die neueste Errungenschaft präsentieren: Innerhalb der Generalsanierung der Museumsinsel wird das Eingangsportal des Westpalastes von Guzana / Tell Halaf (Syrien) wiedererrichtet.

Architekt O.M. Ungers hat das Portal als neuen Zugang zum Südflügel des Pergamonmuseums vorgesehen. Der Architekt setzt das Portal direkt in die Nordmauer des Kopfbaues des Südflügels. Das Tor, das von drei Sockeltieren - einem Stier und zwei Löwen - und drei Karyatiden - zwei Göttern und einer Göttin - bewacht wird, bildet dann den direkten Zugang zum Vorderasiatischen Museum. Diese Situation ist schon jetzt auf einem großen Plakat über dem (für den Besucher seit 1980 geschlossenen) Eingang abgebildet - mit Verweis auf den Sponsor: "Mit freundlicher Unterstützung des Bankhauses Sal. Oppenheim".

Und dies hat seinen erfreulichen Grund: Die 3000 Jahre alten Steinplastiken, die für das Portal bestimmt sind, stammen aus den privat finanzierten Ausgrabungen, die den Kölner Bankierssohn Max von Oppenheim Anfang des 20. Jahrhunderts nach Syrien führten. Ursprünglich im ehemaligen Tell Halaf Museum in Charlottenburg ausgestellt, wurden die monumentalen Götterfiguren und Tierbasen sowie weitere Denkmäler nach der Zerstörung des Museums durch Bomben im Jahr 1943 in die Keller auf der Museumsinsel gebracht. Dort hat nun das anspruchsvolle Projekt der wissenschaftlichen und restauratorischen Bearbeitung begonnen, um eine Rekonstruktion zu ermöglichen. Fachleute vergleichen diese schwierige Puzzle-Aufgabe mit der von 1928 bis 1930 erfolgten Rekonstruktion des Ischtar-Tores und der berühmten Prozessionsstraße von Babylon, die bekanntlich zu den wichtigsten Attraktionen des Vorderasiatischen Museums gehören.

Die Familie Oppenheim fördert das Vorhaben nach Kräften - so erhält das ungewöhnliche und facettenreiche Leben des Orientforschers, Sammlers und Diplomaten Max von Oppenheim (1860 - 1946) eine späte Ehrung.

Lo.

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