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Berlin: Den Wachtelberger selber keltern

Winzer Manfred Lindicke baut seine Weine zukünftig zu Hause aus. In Werder soll für eine halbe Million Euro ein Betrieb für 80 000 Liter Wein entstehen.

Werder (Havel) – Es ist eine Zäsur in der Werderaner Weingeschichte. Seit 1991 sind die Trauben vom Werderaner Wachtelberg im sachsen-anhaltinischen Landesweingut Kloster Pforta zu Qualitätswein verarbeitet worden. Auch Obstbauexperte Manfred Lindicke, der seit 1996 den 6,2 Hektar großen Weinberg betreibt, hat es so gehandhabt. Jetzt hat sich Familie Lindicke jedoch entschlossen, noch einmal kräftig zu investieren und eine eigene Kelterei in ihrer Betriebshalle an der B1 / Abzweig Plözin aufzubauen – dort sollen bereits die Reben des Jahrgangs 2012 veredelt werden. „Bei der Zusammenarbeit mit Kloster Pforta hat es in letzter Zeit Reibungsverluste gegeben“, sagte Lindicke. Zudem könnte die Qualität des Weines weiter erhöht werden, wenn künftig nur noch 20 Minuten zwischen Lese und Presse vergehen.

Gemeinsam mit Lindicke wird sich der junge Kellermeister Sören Siegmund, der bereits Erfahrungen in mehreren großen Weingütern gesammelt hat, künftig um den Ausbau der Werderaner Weine kümmern. Lindicke beziffert die Investitionskosten auf rund eine halbe Million Euro, rechnet jedoch noch mit Fördermitteln. Die Tanks der Kelterei werden eine Kapazität von 75 bis 80 000 Litern haben.

Neben den eigenen Trauben soll dort auch der Wein vom Phöbener Wachtelberg ausgebaut werden. Dieses kleine Weinanbaugebiet ist kürzlich vom Gastronomen Jens-Uwe Pöhl übernommen worden, mit dem Lindicke eine gute Zusammenarbeit pflegt. Pöhl hat sich auf seinem Weinberg auf die Sorten Weißburgunder, Regent und Dornfelder spezialisiert. In drei bis vier Jahren sollen zudem auch die ersten Trauben vom wiederbelebten Werderaner Weinanbaugebiet auf dem Galgenberg unterhalb der Bismarckhöhe in Lindickes Kelterei geliefert werden. Wie berichtet, will Werders Weinbauförderverein in Zusammenarbeit mit Lindicke dort künftig auf 1,4 Hektar Wein anbauen. Im Mai soll dort ein erster Abschnitt mit Weinstöcken bepflanzt und nach einem besonderen Modell mit interessierten Anteilseignern betrieben werden. Sie mieten eine bestimmte Anzahl von Rebstöcken für die Dauer von zehn Jahren und erhalten den Ertrag in Form von gefüllten Weinflaschen.

Lindicke ist bekannt dafür, dass er hohe Maßstäbe anlegt. Die Wachtelberg-Trauben der Sorten Müller-Thurgau, Saphira, Kernling, Sauvignon blanc, Dornfelder und Regent werden zum Q.b.A. ausgebaut. Die Abkürzung steht für Qualitätswein eines bestimmten Anbaugebietes – ein Prädikat, das anders als zum Beispiel beim Tafelwein nur nach strenger Prüfung vergeben wird.

Mit Spannung werden jetzt die Weine des Jahrgangs 2011, letztmals gekeltert in Kloster Pforta, erwartet. Präsentiert werden sie am kommenden Freitag zur traditionellen Brandenburger Jungweinprobe, die erstmals in der Werderaner „Villa Kempner“ in der Isoldestraße stattfindet. In der einstigen Villa der Bankiersfamilie Kempner ist in den vergangenen Monaten ein edles Eventhotel mit Restaurant entstanden. Auch der Weinbauverein Schlieben hatte als Veranstalter der Jungweinprobe 2011 im Schloss Stechau ein edles Ambiente gewählt. „Daran wollen wir in diesem Jahr anknüpfen“, so Lindicke.

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