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Das Eierhäuschen, noch eine Ruine.

© Kitty Kleist-Heinrich

Denkmalschutz in Berlin: Ein neuer Palazzo neben dem Spreepark

Für zehn Millionen Euro aus dem neuen Investitionsfonds Berlin soll das verfallene „Eierhäuschen“ am Spreepark gerettet werden.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

„O weh! Ein Palazzo“, rief die Baronin, als das Schiff am Ufer anlegte. So beschrieb Theodor Fontane im „Stechlin“ den ersten Ausflug seiner Protagonistin zum „Eierhäuschen“. Ein roter Backsteinbau, „der zwischen den Pappelweiden mit Turm und Erker sichtbar wird“. Ein volkstümliches Gartenlokal in Treptow, wo mit schönem Blick auf die Spree Wiener Würstel und Löwenbräu serviert wurden. Eine verlorene Idylle, denn das „Eierhäuschen“ ist längst zur Ruine verfallen, für die sich keine privaten Investoren finden. Jetzt soll es mit öffentlichen Mitteln wiederhergestellt werden.

Zehn Millionen Euro will der Senat aus dem neuen „Sondervermögen Infrastruktur der wachsenden Stadt“ (SIWA) für die Restaurierung des denkmalgeschützten Gebäudes am Rand des Spreeparks zur Verfügung stellen. Der Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, Oliver Igel (SPD), freut sich über das finanzielle Engagement des Landes, um das „Eierhäuschen“ zu retten. Nur so könnte das 1991 geschlossene Restaurant wieder öffentlich zugänglich gemacht werden. Dem Bürgermeister schwebt eine „künstlerisch-gastronomische Nutzung“ vor, nach der Sanierung mit Landesmitteln könnte das Haus entsprechend vermietet oder verpachtet werden.

Eröffnet wurde das „Eierhäuschen“ schon 1837 als Schifferkneipe, deren Gastwirt an der Anlegestelle Eier verkaufte – daher der sonderbare Name. Zweimal brannte das beliebte Ausflugslokal ab, es wurde 1891 nach Entwürfen des Berliner Bauinspektors Karl Frobenius im Landhausstil wieder aufgebaut und zu DDR-Zeiten teilweise restauriert.

Weitere Winter hätte das Eierhäuschen wohl kaum überstanden

Dann fiel die Mauer. Das war gut für Berlin, aber schlecht für das „Eierhäuschen“, das mit der Abwicklung des Volkseigenen Betriebes „Kulturpark Plänterwald“ geschlossen wurde. Der Schausteller Norbert Witte übernahm das frühere Gasthaus gemeinsam mit dem Spreepark in Erbpacht, ging aber pleite. Seitdem liegt der Park brach und das „Eierhäuschen“ verfiel. Erst im März 2014 kaufte der Senat für zwei Millionen Euro das Erbbaurecht zurück. Danach wurde das Haus, das teilweise einsturzgefährdet ist, vom landeseigenen Liegenschaftsfonds erst einmal winterfest gemacht. Das Dach wurde abgedichtet, Türen und Fenster gesichert, die Regenrinnen gesäubert und der Schutt weggeräumt. Ein neuer Zaun schützt nun die Immobilie. „Weitere Winter hätte das Eierhäuschen sonst wohl kaum überstanden“, sagt Bezirksbürgermeister Igel.

Was bisher fehlte, war das Geld für eine Grundsanierung. Jetzt scheint die Finanzierung durch den neuen Investitionsfonds des Landes Berlin gesichert, auch wenn der Liegenschaftsfonds am Montag nur bestätigen wollte, dass „eine Sanierung in Betracht gezogen“ werde. Das Ziel formulierte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung so: Das traditionsreiche Lokal solle „als bedeutender Anziehungspunkt für Erholungssuchende reaktiviert werden“. Für private Investoren, so hört man, wäre eine teure, denkmalgerechte Restaurierung der maroden Immobilie wohl nur als exklusiver Wohnsitz oder nobles Hotel am Spreeufer interessant. Aber das wollen der Senat und der Bezirk nicht.

Die Sanierung könnte noch in diesem Jahr beginnen. Geplant ist offenbar, das „Eierhäuschen“ wieder mit einer Anlegestelle zu versehen, damit die Gäste wie früher mit dem Schiff anreisen können. Um sich an „dicht zusammengerückten Tischen niederzulassen, eine Laube von Baumkronen über sich“, wie es Fontane beschrieb. Ungeklärt bleibt vorerst die Zukunft des benachbarten Spreeparks. Die Stadtentwicklungsverwaltung des Senats, der Bezirk Treptow-Köpenick und der Liegenschaftsfonds arbeiten seit Monaten an einem Nutzungskonzept. Einig ist man sich, so teilte die Finanzverwaltung mit, dass das Areal „naturbezogen und grün geprägt“ bleiben soll und dass die Erschließung „hohe Aufwendungen erfordert“.

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