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Berlin: Der ADAC befürchtet, dass der derzeitige Zustand bald zum Autofahrer-Alltag gehören wird

Der Stau auf den Straßen rings um das Reichstagsgebäude wird sich nach Ansicht der Senatsverkehrsverwaltung bis Sonntag nicht auflösen. "Wenn alle mit dem Auto dahin wollen, können wir nichts machen", sagte die Sprecherin der Verkehrsverwaltung, Petra Reetz.

Der Stau auf den Straßen rings um das Reichstagsgebäude wird sich nach Ansicht der Senatsverkehrsverwaltung bis Sonntag nicht auflösen. "Wenn alle mit dem Auto dahin wollen, können wir nichts machen", sagte die Sprecherin der Verkehrsverwaltung, Petra Reetz. Der ADAC sieht neben den unvernünftigen Autofahrern noch einen weiteren Schuldigen: die Bahn AG. Sie weigere sich beharrlich, auf Bahnhöfen im Umland und am Stadtrand Flächen für Parkplätze (P &R) bereitzustellen, von denen Autofahrer mit den Zügen weiterfahren könnten, bemängelte der stellvertretende ADAC-Vorsitzende Eberhard Waldau. Die Bahn AG wies die Vorwürfe zurück. P &R-Plätze einzurichten, sei Sache der Kommunen, sagte Bahnsprecherin Marlene Schwarz.

Die jetzt vor allem von den Besuchern des Reichstags verstopften Straßen seien nur ein Vorgeschmack auf das, was die Autofahrer in Zukunft erwarte, sagte Waldau weiter. Auf Staus müsse man sich nicht nur im morgendlichen Berufsverkehr, sondern zunehmend auch im sogenannten Freizeitverkehr am Abend einstellen. Mit der Hauptstadtfunktion sei zwangsläufig ein stärkerer Protokollverkehr verbunden, der zu Straßensperrungen führe.

"An den Stau muss sich die Stadt gewöhnen", räumte auch die Verkehrsverwaltung ein. Bei Protokollfahrten habe man aber bereits vorgesorgt. An den wichtigsten Kreuzungen würden die Ampeln an Ort und Stelle geregelt; lange Rotphasen für die anderen Autofahrer gebe es dadurch nicht.

Auch die Verkehrsverwaltung empfiehlt den Autofahrern, bereits vor der Innenstadt auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. "Dies kann nur ein Appell an die Vernunft sein, zwingen kann man dazu niemand", gibt Petra Reetz aber zu. Dagegen ist Eberhard Waldau vom ADAC überzeugt, dass ein gutes Angebot die Autofahrer durchaus zum Wechsel des Verkehrsmittels verlocken kann. Bestes Beispiel sei der P & R-Platz am S-Bahnhof Pankow-Heinersdorf. Seit dort bereits auf dem Autobahnzubringer große Tafeln auf Staus hinweisen und als Alternative die S-Bahn anbieten, sei der einst fast ungenutzte Parkplatz inzwischen meist voll. Es gebe nur zu wenige Anlagen dieser Art.

Die Bahn AG sei durchaus bereit, Flächen bereitzustellen, sagte Bahnsprecherin Marlene Schwarz. Beispiele gebe es in Fürstenwalde und Senftenberg, in der Stadt Brandenburg sei man in der Planungsphase.

Waldau sieht aber auch Versäumnisse beim Senat. Noch immer gebe es in Berlin kein Parkleitsystem. Im Vergleich zu anderen Kommunen sei die Hauptstadt hier "hinterwäldlerisch". Das seit langem angekündigte Verkehrsmanagement müsse endlich in Betrieb gehen.

Genau so unerlässlich sei es, die Ringstraßen so auszubauen, dass der Durchgangsverkehr um die Innenstadt herum geführt werden kann. "Würden die Autofahrer heute diesen Empfehlungen folgen, würde der Stau nur dorthin verlagert." Erforderlich sei es deshalb, auch den Stadtring nach einem Autobahn-Standard zu schließen.

Wer aber unbedingt ins Zentrum will, hat davon nichts. Einen Abschreckungseffekt gibt es allerdings: Auch das Gebiet um den Reichstag soll beim Parken gebührenpflichtig werden. Und viele Autofahrer meiden das teure Pflaster.

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