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Berlin: Der Albtraum: Hinterrücks vor die U-Bahn gestoßen

Ein 22-Jähriger wurde lebensgefährlich verletzt. Der mutmaßliche Täter kehrte zum Tatort zurück – eine Zeugin erkannte ihn wieder

Waldemar O. und Thiemo K. kannten sich nicht, hatten sich nie zuvor gesehen. Völlig arglos stand der 22-jährige Thiemo aus Altglienicke am Montagabend im Bahnhof Zwickauer Damm, wartete nach der Arbeit auf die U-Bahn Richtung Rudow. Als sie heranrauschte, stieß ihn der 32-Jährige tatverdächtige Waldemar O. ohne Ankündigung vor den Zug. Der 22-Jährige hatte keine Chance, die Attacke abzuwehren; er wurde vom ersten Waggon überrollt. Die Ärzte kämpften gestern Abend noch um das Leben des jungen Mannes, er erlitt schwerste Kopfverletzungen, ein Bein wurde amputiert.

Nur durch Zufall konnte der Tatverdächtige zwölf Stunden nach dem brutalen Angriff festgenommen werden – und zwar am Tatort. Denn die einzige Zeugin der Tat erkannte den 2,08 Meter riesigen Mann am Dienstagmorgen um 6.50 Uhr wieder, als sie mit der BVG zur Arbeit wollte. „Die Frau blieb wie angewurzelt stehen, wurde kreidebleich – und wählte auf ihrem Handy den Notruf“, berichtete Chefermittler Lutz Wieczorek von der 4. Mordkommission. Vier Funkstreifenbesatzungen überwältigten den völlig Überraschten auf dem Bahnsteig und nahmen ihn fest. Bei den Vernehmungen durch die Mordkommission leugnete er gestern jedoch hartnäckig, zur fraglichen Zeit überhaupt im Bahnhof gewesen zu sein. Waldemar O. soll heute wegen versuchten Mordes dem Haftrichter vorgeführt werden.

Warum der Arbeitslose am nächsten Morgen zurück in den U-Bahnhof kam, weiß Wieczorek nicht. Bei den polizeilichen Vernehmungen bestritt der 32-Jährige die Tat.

Die Mordkommission hatte Waldemar O. aus Neukölln schon am Montagabend identifiziert, da die Zeugin ihn in der Lichtbilderkartei unter den polizeibekannten Rohheitstätern erkannt hatte. Der arbeitslose Kasache hatte vermutlich vor der Tat am Kiosk der Station gezecht, sagte Wieczorek, wie viel sei unklar. Die Station Zwickauer Damm sei für den seit fünf Jahren in Deutschland lebenden Mann eine Art zweites Zuhause. Die Zeugin hatte berichtet, dass er kurz vor der Tat auf der Mitte des des Bahnsteigs heftig auf den 22-Jährigen eingeredet hatte, ohne dass dieser darauf reagierte. Der Kasache spricht nur russisch und sehr gebrochen deutsch. Dann ließ er von dem 22-Jährigen ab, kam aber in dem Augenblick zurück, als der Zug einfuhr, und stieß sein Opfer auf die Gleise, so Tatbeschreibung.

In den vergangenen zwölf Monaten wurden schon zwei weitere Menschen von Unbekannten vor die U-Bahn gestoßen und dabei lebensgefährlich verletzt. Vor einem Jahr wurde ein Soldat im Bahnhof Kurt-Schumacher-Platz Opfer einer solchen Angriffes. Als Täter wurde ein verwirrter 23-Jähriger festgenommen, er sitzt seitdem in einer geschlossenen Anstalt. Das Opfer sitzt im Rollstuhl. Ebenfalls in die Psychiatrie wurde der 19-jährige Mcjonny A. eingewiesen, der im August diesen Jahres im U-Bahnhof Paradestraße eine 24-Jährige Kreuzbergerin vor einen Zug gestoßen hatte.

Bei einem anderen grausigen Verbrechen in einem Bahnhof ist die Kripo nicht weitergekommen. Am 1. September hatte ein Unbekannter um 2.10 Uhr im Eingang des S-Bahnhofs Baumschulenweg den 32-Jährigen Frank J. halb tot geprügelt – eventuell mit einer Baseballkeule. Dem Opfer geht es besser, den Ermittlern helfen konnte es jedoch nicht. Frank J. hat keine Erinnerung an die Tat. Die Kripo weiß inzwischen, dass er nicht mit der S-Bahn fuhr. Bekannte hatten ihn mit dem Auto vor dem Bahnhof abgesetzt, er wollte durch die Unterführung der Station zu seiner Wohnung. Hinweise: 2932 6861.

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