zum Hauptinhalt

Berlin: Der alte Pfarrer ist der neue Pfarrer Knut Soppa übernimmt die Gedächtniskirche

Von sich aus wäre er nie an die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gegangen. Bischof Kruse musste ihm 1978 zureden.

Von sich aus wäre er nie an die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gegangen. Bischof Kruse musste ihm 1978 zureden. Zu mystisch und zu dunkel fand Pfarrer Knut Soppa die Kirche am Breitscheidplatz, die so viele in der Welt kennen. Er blieb 20 Jahre. Und damit nicht genug: An diesem Sonntag tritt er die – vorübergehende – Nachfolge von Pfarrerin Sylvia von Kekulé an, die eine Pfarrei in Hermsdorf übernommen hat. Nach einem neuen Gesetz der Synode sollen Pfarrer alle zehn Jahre bei einer neuen Gemeinde arbeiten.

„Ich mache das gerne, ich fühle mich ja als ein Teil der Gedächtniskirche“, sagt Soppa und schwärmt von der Stille und dem blauen Licht, das die Menschen gelassen und ruhig werden lasse. Er ist 65 Jahre alt, und seinem braun gebrannten Gesicht sieht man an, dass er das Leben und seine Arbeit genießt. Ganz hat er den Talar auch 1998 nicht zur Seite gelegt, als er vorzeitig in den Ruhestand ging, um der Gemeinde rund 240000 Euro Gehalt zu sparen. Auch ohne Bezahlung hielt er Gottesdienste und kümmerte sich um Verwaltungsdinge.

Die Gedächtniskirche ist keine Kirche wie jede andere. Hier hat Soppa Queen Elizabeth durchgeführt, Götz Friedrich, Hildegard Knef und Axel Springer beerdigt. „Sind doch auch nur Menschen“, da dürfe man keine Berührungsangt haben. Für jemanden, der sich an feste Terminraster klammern will, ist die Stelle auch nichts. Sei es bei der Maueröffnung 1989 oder am 11. September 2001 – Soppa und seine Kollegen haben spontane Gottesdienste gehalten, auch noch nachts um 1.30 Uhr.

Wer sich jetzt um die Nachfolge von Pfarrerin von Kekulé bewerben will – Soppa bleibt jedenfalls solange, bis jemand gefunden ist – sollte seiner Meinung nach viel Fantasie mitbringen, um den doch sehr speziellen Kirchenraum aufzulockern. Und „unbedingt Spaß am Predigen“.

Soppa, der dem Zölibat der katholischen Kollegen etwas abgewinnen kann, ist selbst unverheiratet. „Ich hätte vieles für die Kirche nicht leisten können, wenn ich Familie hätte“, sagt er. Die hätte vielleicht auch nicht zugelassen, dass er nun wieder auf die Kanzel zurückkehrt. So wird er lediglich ein wenig seltener ins Theater und in die Oper kommen. „Auf einmal habe ich wieder Termindruck“, sagt er, eilt zum nächsten Treffen – und es sieht aus, als bereite ihm das durchaus Freude.

Am Sonntag um 10 Uhr ist Gottesdienst in der Gedächtniskirche. Am 1. 8. wird dort Pfarrerin von Kekulé verabschiedet.

Zur Startseite