zum Hauptinhalt

Berlin: Der alte Putz muss weg

Im Frühjahr 2004 beginnt die Sanierung der Liebermann-Villa am Wannsee

Ausgerechnet Acrylfarbe! Die bekommt man vom Wandputz nie wieder ab. Da muss man schon alles abschlagen und neu verputzen. Es hat sich eben in den frühen Siebzigern, als die LiebermannVilla am Wannsee ihren heutigen Anstrich erhielt, niemand um originales Aussehen gekümmert. Und so muss heute, will man denkmalgerecht restaurieren, die Radikallösung gewählt werden.

Irgendwann im kommenden Sommer wird also das Haus des Malers sozusagen nackt dastehen, was aber bedeutet: Es geht voran. Nach der Wiederherstellung von Teilen des Gartens im vergangenen Sommer geht es nun ans Gebäude. Die Finanzierung steht, konnte Rolf Budde, Vorsitzender der Max-Liebermann-Gesellschaft, gestern verkünden. 2,8 Millionen Euro sind für die Arbeiten zur Rekonstruktion von Gebäude und Garten veranschlagt. Das kann auch bezahlt werden, nachdem die Reemtsma-Stiftung zu ihren ursprünglich 150000 Euro kräftig dazugelegt hat: 1,25 Millionen Euro, die sich zu den anderen Mitteln von Lotto-Stiftung, Stiftung Denkmalschutz, Cornelsen Kunststiftung, der Denkmalpflege des Senats, des Industriellen Reinhold Würth und zahlreicher weiterer Spendern und Helfern gesellen.

Rund 30000 Besucher hat der Sommersitz des Meisters angelockt, seit er im September 2002 von der Liebermann-Gesellschaft übernommen wurde. Damit es im kommenden Jahr während der Bauarbeiten keinen massiven Einbruch der Zahlen gibt, will man eine offene Baustelle einrichten: friedliche Koexistenz von Bauarbeitern und Kunstfreunden, also immer nur Teilsperrungen des Hauses wie des Gartens. Mit dem Keller geht es los, parallel wird das Gärtnerhaus, künftig Sitz von Verwaltung und Shop, saniert. Später wird das Dach mit historisch getreuem Ziegelwerk neu eingedeckt und die Fassade von Acryl und Putz befreit. Bis Ende desJahres soll außen alles fertig sein.

Der Innenausbau, bei dem auch Liebermanns Atelier rekonstruiert wird, beginnt in der zweiten Jahreshälfte. Das Obergeschoss soll später Museum werden, in Kooperation mit der Nationalgalerie. Man will ja auch Originale zeigen, muss dafür das Haus dem Sicherheitsstandard der staatlichen Museen anpassen. Bis Frühsommer 2005 hofft man, fertig zu sein. Auch die Rekonstruktion von Liebermanns Garten, den er wieder und wieder gemalt hat, wird im Frühjahr fortgesetzt. Die Ufermauer wird ersetzt, der Steg und das Teehäuschen entstehen neu. Und auch der Blumengarten an der Terrasse wird wie neu. ac

Liebermann-Villa, Colomierstr. 3, Öffnungszeiten im Winter Sa./So. 11 - 14 Uhr, Telefon: 80583830. Geschichte und Gegenwart der Villa werden hübsch und sehr ansehnlich in einem neuen Kinderbuch präsentiert: Sabine Carbon/Barbara Lücker/Illustrationen von Maren Barber: Der Garten am Wannsee. Maria besucht Max Liebermann. edition.Saba, Berlin 2003. 48 Seiten, 16,95 Euro, ab 5 Jahre

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false