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Lokführer demonstrieren vor der Bahnzentrale in Berlin.

© AFP

Der Bahnstreik im Liveblog: Streik-Ende Samstag 18 Uhr - Verzögerungen bis Sonntag

Die Deutsche Bahn ist zwar vor Gericht damit gescheitert, den Lokführer-Streik zu verbieten. Jetzt hat die GDL aber von sich aus eingelenkt: Noch vor dem Mauer-Jubiläum am Sonntag sollen die Züge wieder rollen. Alles dazu hier in unserem Liveblog.

18.55 Uhr: Etappensieg für die GDL

Sie lieben ihren Vorsitzenden, die Lokführer der Gewerkschaft GDL. Ungefähr 500 von ihnen sind zu einer Demo nach Berlin gekommen, um das lautstark zu beweisen. Aus dem ganzen Land – mit dem Bus, Züge fahren ja kaum wegen ihres Streiks. Mehr zum Etappensieg der GDL lesen Sie hier im Text von Carsten Brönstrup.

18.00 Uhr: Claus Weselsky, der sture Buhmann der Nation

GDL-Chef Claus Weselsky ist zum Buhmann der Nation geworden. So ist das in einem Land, das den Konsens höher hält als alles andere. Wenn die Gegensätze aufeinander prallen, dann nehmen die Leute auch das nicht mehr so wichtig, was doch sonst beklagt wird, schreibt Werner van Bebber. Den Kommentar in voller Länge lesen Sie hier.

17.18 Uhr: Die Verzögerungen halten lange nach Streikende vor

Die Bahn arbeitet "mit Hochdruck" daran, nach dem vorgezogenen Ende des Lokführerstreiks am Samstagsabend so schnell wie möglich ihren normalen Betrieb wiederherzustellen. Allerdings werde das vor allem im Fernverkehr einige Zeit in Anspruch nehmen, das Angebot sei auch am Sonntag noch deutlich eingeschränkt, erklärte die Bahn.

Im Nahverkehr könne die Rückkehr zum Regelbetrieb wohl schneller umgesetzt werden:

16.40 Uhr: Weniger Vandalismus und freundlichere Fahrgäste bei der S-Bahn

Die S-Bahn verzeichnet nach ihren Angaben bisher weniger Schmierereien an ihren abgestellten Zügen als beim Streik im Oktober. Damals waren 69 Fahrzeuge besprüht worden. Aktuelle Zahlen gibt es aber noch nicht.

Die Triebfahrzeugführer, die ihre Züge weiter steuern, berichten, dass sich Fahrgäste dafür direkt bei ihnen bedankten. Andere würden vom Bahnsteig aus freudig winken, wenn ein Zug einfährt.

16.22 Uhr: Klaus Wowereit: Menschen können jetzt unbehelligt feiern

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) erklärt, es sei gut, dass die Streikplanung korrigiert wurde. "Wir Berlinerinnen und Berliner freuen uns ganz besonders, dass die vielen Mahnungen zu einem Überdenken Erfolg hatten" teilt er mit. Die Menschen könnten am 9. November jetzt unbehelligt von Streikaktionen an den Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag des Mauerfalls teilnehmen. Berlin werde dieses historische Datum würdig und zugleich fröhlich begehen.

16.18 Uhr: Fußballfans können Tickets nicht zurückgeben

Das Streikende hat die GDL zwar auf Sonnabend um 18 Uhr vorgezogen, doch auch das kommt nicht nur für die Hertha-Fans, sondern für die allermeisten Fußballanhänger in Deutschland zu spät: Dann sind die Samstagnachmittagspiele der Bundesliga schon abgepfiffen. Die meisten der rund 500.000 Fans, die jedes Wochenende die Spiele der 1. und 2. Bundesliga besuchen, haben dann das Stadion bereits wieder verlassen. Aber einige Vereine, wie beispielsweise Mainz 05 oder der FC Bayern, haben Sonderbusse für ihre Auswärtsspiele in Leverkusen beziehungsweise Frankfurt organisiert. Die meisten Clubs haben auf ihren Websites Hinweise zur Anreise veröffentlicht. Das Geld für die Eintrittskarte bekommt man allerdings nicht erstattet, und die Schiedsrichter sind auch nicht angewiesen, später anzupfeifen.

Die weiteste Anreise am Fußballwochenende haben übrigens Fans des VfB Stuttgart: Sie reisen für das Drittliga-Auswärtsspiel der zweiten Mannschaft bei Hansa Rostock am Samstag um 14 Uhr mehr als 800 Kilometer an.

15.59 Uhr: Berlins Geisterbahnhöfe in Bildern

Verwaiste Bahnhöfe? Hat's alles schon gegeben, nicht wahr - und nicht nur beim Streik. In Berlin war's, ihr Name: "Geisterbahnhöfe". Damals rollten viele S- und U-Bahnen aus West-Berlin ohne Halt durch den Ost-Berliner Untergrund. Kennen Sie alle? Wir zeigen sie Ihnen - mit vielen historischen Bildern.

 15.40 Uhr: S-Bahn braucht Zeit, bis wieder alles rollt

Bis der Verkehr wieder normal rollt, werden aber einige Stunden vergehen. Vor allem die S-Bahn kann nicht aus dem Stand wieder in den vollen Betrieb gehen, sondern kann die Zahl der Fahrten nur stufenweise steigern. Erst wenn eine Maßnahme zuverlässig funktioniere, könne die nächste Angebotserweiterung erfolgen, sagt S-Bahnchef Peter Buchner. Am Sonntagfrüh soll dann wieder der normale Fahrplan gelten. In der Nacht zu Sonnabend fahren durchgehend Züge auf den jetzt betriebenen Abschnitten der Linien  S 1, S 2, S 3, S 46, S 5 und S 9 – allerdings nur etwa alle 40 Minuten. Die S 7 fährt in der Nacht nicht.

15.35 Uhr: "Ein gutes Zeichen"

Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber sagte angesichts des vorgezogenen Streikendes, dass sich damit der Einsatz der Bahn vor den Gerichten gelohnt habe: „Das ist ein gutes Zeichen für unsere Kunden und unsere Mitarbeiter.“

15.25 Uhr: Aufatmen bei der S-Bahn

Nun kann die S-Bahn doch noch mitfeiern. Am Wochenende setzt sie ihren zum 90. Geburtstag im August besonders geschmückten Jubiläumszug ein, in dem es jetzt in einer kleinen Ausstellung Informationen über die Rolle der S-Bahn beim Mauerfall gibt. S-Bahnchef Peter Buchner hatte noch am Nachmittag gesagt, es sei „extrem ärgerlich“, dass die S-Bahn zum Mauerfalljubiläum nicht zeigen könne, zu welcher Leistung sie inzwischen wieder in der Lage sei. Erfreulich sei, dass mehr Lokführer zur Arbeit bereit seien als bei den vorangegangenen Streiks. Die S-Bahn erbringe rund ein Drittel ihrer üblichen Fahrten. Vor allem die Außenstrecken seien mit dem Zentrum verbunden. Der Ersatzfahrplan funktioniere, die Züge, die im Einsatz sind, seien pünktlich und kämen zuverlässig. Sie seien heute auch besser besetzt als am ersten Streiktag. Zum Hertha-Spiel heute Abend werden allerdings keine S-Bahnen fahren.

15.17 Uhr: GDL beendet Streik am Samstag um 18.00 Uhr

Die Lokführergewerkschaft GDL beendet ihren Streik am Samstag um 18.00 Uhr. Das erklärte Gewerkschaftschef Claus Weselsky am Freitag in Frankfurt, nachdem das Landesarbeitsgericht Hessen den Ausstand auch in zweiter Instanz als rechtmäßig anerkannt hatte. „Wir könnten den Streik bis Montag, 4.00 Uhr, fortsetzen“, sagte der GDL-Chef. Es handele sich um eine Geste der Versöhnung.

15.15 Uhr: Nächster Halt: S-Bahnhof Olympiastadion

Einen vollen Bahnsteig wird es am Olympiastadion heute wohl nicht beim Fußball-Spiel Hertha BSC gegen Hannover 96 geben. Wer wissen möchte, wie voll es sonst bei Hertha-Spielen dort wird, schaue sich diese Bildergalerie an.

15.00 Uhr Gericht erlaubt Lokführerstreik - Bahn in zweiter Instanz gescheitert

Die Deutsche Bahn ist mit dem Versuch gescheitert, den Lokführerstreik mit juristischen Mitteln zu stoppen. Das Landesarbeitsgericht Hessen lehnte es am Freitag als zweite Instanz ab, den Arbeitskampf per einstweiliger Verfügung zu beenden.

Die GDL lehnt den Vergleichsvorschlag und eine Streikpause ab

14.40 Uhr: GDL lehnt Streikpause für Einheitsfeier ab

Die Lokführergewerkschaft GDL hat den Vorschlag der Bahn abgelehnt, zur Einheitsfeier am Sonntag den Berlin-Verkehr zum Wochenende vom Streik auszunehmen. Die Bahn wollte dafür noch in der Verhandlung vor dem Landesarbeitsgericht Hessen am Freitag das Urteil aus der ersten Instanz annehmen. Das hätte bedeutet, dass der Streik als rechtmäßig anerkannt wäre und die Bahn keine Rechtsmittel mehr dagegen gehabt hätte. Der GDL-Anwalt erklärte aber, dass der Vorschlag das Verfahren nicht voranbringe. Allerdings werde die Gewerkschaft auch zur Berlin-Frage nach dem Urteil eine Erklärung abgeben.

14.35 Uhr: Bahn: Zugverkehr läuft in Berlin wieder besser

Trotz des Lokführerstreiks ist der Zugverkehr nach Bahn-Angaben am Freitag in einigen Regionen Deutschlands besser gelaufen als erwartet. Zum Teil hätten mehr Züge eingesetzt werden können als nach den Ersatzfahrplänen vorgesehen, sagte eine Konzernsprecherin in Berlin. Offenkundig hätten sich mehr Lokführer zur Arbeit gemeldet. Bei der Berliner S-Bahn hieß es, es seien mehr Züge unterwegs als am Vortag. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), die den Streik organisiert, hatte zuvor angegeben, die Streikbeteiligung sei so hoch wie bei den vorherigen Arbeitsniederlegungen.

14.20 Uhr: GDL lehnt auch zweiten Vergleichsvorschlag ab

Vor dem Landesarbeitsgericht Hessen ist der erneute Vergleichsversuch gescheitert, mit dem der Lokführerstreik beendet werden sollte. Die Gewerkschaft GDL lehnte den Vorschlag des Gerichts ab und verlangte am Freitag eine Entscheidung der zweiten Instanz. Gemäß der Empfehlung des Gerichts hätten sich die Parteien bis zum 15. Dezember auf den Einigungsweg begeben und auch die Konkurrenzgewerkschaft EVG einbeziehen müssen. Bereits am Donnerstag war die Vorinstanz am Arbeitsgericht Frankfurt/Main mit einem Vergleichsvorschlag gescheitert und hatte zuletzt mit einem Urteil den Arbeitskampf der GDL als rechtmäßig und verhältnismäßig anerkannt.

14.05 Uhr: 500 Streikende bei GDL-Kundgebung vor Bahn-Zentrale

Rund 500 Mitglieder der Lokführergewerkschaft GDL haben vor der Zentrale der Deutschen Bahn in Berlin demonstriert. Sie waren mit Bussen aus verschiedenen Teilen Deutschlands angereist. Auf Transparenten forderten sie vor allem eine Begrenzung der Arbeitszeit: „Überstunden und kein Ende!“, stand auf einem, auf einem anderen: „Unsere Akkus sind leer - Einstellungen müssen her“.

Der stellvertretende GDL-Vorsitzende Norbert Quitter verteidigte auf der Kundgebung den viertägigen Streik seiner Gewerkschaft, an dem außer Lokführern auch viele Zugbegleiter teilnähmen. „Das ist Solidarität und hat nichts mit Spaltung der Belegschaft zu tun“, rief er. Der Streik sei notwendig, um Tarifverträge für alle GDL-Mitglieder durchzusetzen.

13.50 Uhr: Gericht macht erneuten Vergleichsvorschlag

Auch das Landesarbeitsgericht Hessen startet einen Versuch, den Lokführerstreik mit einem Vergleich zu beenden. Der Vorsitzende Richter Michael Horcher überreichte am Freitagmittag den Streitparteien Deutsche Bahn und Gewerkschaft GDL einen Vorschlag, über den sie nun getrennt beraten sollen. Über den Inhalt wurde zunächst nichts bekannt. Bereits am Vortag war die Vorinstanz am Arbeitsgericht Frankfurt/Main mit einem Vergleichsvorschlag gescheitert und hatte zuletzt mit einem Urteil den Arbeitskampf der GDL als rechtmäßig und verhältnismäßig anerkannt. Lehnen die Parteien erneut ab, entscheidet das Landesarbeitsgericht, ob der Streik fortgesetzt werden kann.

13.35 Uhr: In den Räumen des Callcenters der Deutschen Bahn 

Oliver Grube - nicht zu verwechseln mit Bahnchef Rüdiger Grube - ist einer der 550 Bahnmitarbeiter in Berlin, die Kunden bundesweit unter der kostenlosen Servicehotline 08000 99 66 33 erreichen. Werden meine Fahrkarten erstattet? Kann ich einen anderen Zug nehmen? Wie komme ich von der Arbeit mit der S-Bahn nach Hause? Fragen, die Grube heute von 9 Uhr bis 17.30 Uhr am Telefon beantwortet. "Eigentlich arbeite ich als Teamleiter im Beschwerdemanagement", sagt Grube. Heute und am kommenden Sonntag ist er, wie viele seiner Kollegen, im Sondereinsatz. Um den Mitarbeitern den Sondereinsatz zu versüßen, gibt’s Gummibären und Kekse.

135.000 Anrufe haben Grube und seine Kollegen deutschlandweit seit Dienstag bereits entgegengenommen. Die meisten davon waren freundlich, "aber natürlich merken wir auch, dass das Verständnis der Kunden abnimmt. Da fällt auch schon einmal eine unhöfliche Äußerung." Heute hat Grube bereits mit Bahnkunden aus Bayern, Berlin und zuletzt mit Sachsen telefoniert. "Die Dame aus Sachsen hat sich bei mir bedankt und mir gutes Durchhalten gewünscht." Bis mindestens Dienstag ist die Hotline noch geschaltet.

Wer am Wochenende in Berlin zu den Feierlichkeiten des 25-jährigen Mauerfalljubiläums unterwegs ist, "ruft am besten kurz vorher die Hotline an", sagt Grubes Kollege Sascha Lorenz. "Wir wissen, welche Linien aktuell fahren, und können die Kunden zum Ziel losten." Die Informationen zum aktuellen Fahrplan gibt es aber auch hier.

13.15 Uhr: Humor ist, wenn man trotzdem fährt

Ist Ihnen angesichts des Lokführer-Streiks das Lachen vergangen? Das können wir bestens verstehen. Aber vielleicht können wir Sie trotzdem ein bisschen aufheitern. Wir haben Klaus Stuttmanns schönste Karikaturen zum Thema Bahn aus dem Archiv gekramt. Einsteigen, bitte!

12.55 Uhr: Hertha BSC ohne S-Bahn? Das ist ja wie in den 90er Jahren

Zu Hertha BSC ohne S-Bahn? Na, das wird heute schön kuschelig, wenn Hannover 96 ins Olympiastadion kommt; Anpfiff ist 20.30 Uhr – die mehr als 40.000 Fans reisen also mit dem Feierabendverkehr nach Westend.

Lesen Sie hier mehr darüber.

Südeuropäer können nur müde lächeln

12.40 Uhr: "Italienisches Syndrom" in Deutschland

Einen kleinen Seitenhieb auf die aus italienischer Sicht immer pünktlichen und korrekten Deutschen kann man sich in dem streikerprobten Land nicht verkneifen. Deutschland, das „aus der Effizienz eine nationale Tugend“ gemacht habe, werde seit Tagen lahmgelegt, schrieb jüngst die Turiner Tageszeitung „La Stampa“. Und weiter: „Wenn so etwas in Italien geschehen würde, können wir uns die Schlagzeilen in deutschen Zeitungen nur vorstellen.“ Überschrieben ist der Artikel mit dem Titel: „Deutschland von Streiks blockiert - es wächst das „italienische Syndrom““. Arbeitskämpfe und vor allem die Drohung mit „sciopero“ (Streik) kommen in Italien recht häufig vor.

12.15 Uhr: Bahngewerkschaft EVG zu Teilnahme an Schlichtung bereit

Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn ist die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zur Teilnahme an einem Schlichtungsverfahren mit der Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL bereit. Dies gelte allerdings nur „unter der Voraussetzung der Freiwilligkeit und der Einbeziehung eines eigenen Schlichters/Mediators der EVG“, heißt es in einem Schreiben des EVG-Vorsitzenden Alexander Kirchner vom Freitag an die Bahn.

Am Donnerstag hatte das Unternehmen die EVG schriftlich gebeten, sich zu einem möglichen Schlichtungsverfahren zu erklären. Bis jetzt hat die GDL einer Schlichtung nicht zugestimmt. Kirchner sagte in Berlin, für die EVG gelte nach wie vor das Prinzip „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Am Ende des Verfahrens müssten für die gleiche Berufsgruppe „einheitliche Tarifverträge“ gelten.

Die GDL pocht dagegen auf Tarifpluralität: Sie möchte nicht nur für die Lokführer, sondern auch für andere Berufsgruppen wie die Zugbegleiter „eigenständige Tarifverträge“ bei der Bahn aushandeln.

11.55 Uhr: Tanken wie 1989

Wer wegen des Streiks auf das Auto zurückgreifen muss, sollte jetzt genau lesen: An einer Tankstelle in Prenzlauer Berg werden am Sonntag um 18.57 Uhr (zu jener Zeit vor 25 sprach Schabowski seine berühmten Worte) die Benzinpreise auf den Stand von 1989 fallen – das macht rund einen Euro Unterschied. Wer mag, kann sich einreihen bei „Sprint“ in der Kniprodestraße 10. Wie lange die Aktion gilt? „Noch unklar“, heißt es. So, so. Man muss nur irgendwie durch die streikverstopfte Stadt dorthin kommen.

11.30 Uhr: Wie wird der Lokführer-Streik im Rest Europas beurteilt?

Gerade im Süden Europas können die Menschen über die Streiks und den Groll in Deutschland oft nur müde lächeln. Denn wenn hier gestreikt wird, geht in der Regel wirklich nichts mehr. Gar nichts. Ein Überblick dazu, wie andere Länder die Streiks von Lokführern und Piloten sehen:

Griechenland: Über das Streikgeschehen in der Bundesrepublik können viele Griechen eigentlich nur müde lächeln. Hier ist man weitaus massivere Arbeitskämpfe gewöhnt. Der Begriff „Superstreiks“ machte schon die Runde. „Die (Menschen in Deutschland) haben eigentlich keine Ahnung, was ein wirklich umfangreicher Streik bedeutet“, sagt etwa Giorgos Mistras, Inhaber eines Cafés im Zentrum Athens.

So gab es in Griechenland beispielsweise kombinierte Ausstände der Fluglotsen. Gleichzeitig wurden die Fähren bestreikt, wodurch Dutzende Inseln von der Außenwelt komplett abgeschnitten waren. Müllberge lagen tagelang auf den Straßen. Die Menschen in den Städten mussten kilometerweit täglich zur Arbeit hin- und zurückgehen, weil es keine öffentlichen Verkehrsmittel gab; Taxis fuhren auch nicht. Wer sich ins Auto wagte, musste stundenlange Staus in Kauf nehmen. 

Die Streiks haben inzwischen nachgelassen. Denn viele Griechen können es sich wegen der harten Sparpolitik der Regierung und der Kürzungen ihrer Gehälter

schlicht nicht mehr leisten, die Arbeit niederzulegen.

11.10 Uhr: Zweiter Prozess um Lokführerstreik beginnt

Vor dem Landesarbeitsgericht Hessen hat in Frankfurt die Berufungsverhandlung um den Lokführerstreik begonnen. Am Vorabend hatte die erste Instanz den bereits seit Mittwoch laufenden Arbeitskampf der Gewerkschaft GDL für rechtmäßig erklärt. Dagegen hat die Deutsche Bahn AG Berufung eingelegt. Sie will weiterhin eine Einstweilige Verfügung gegen den Streik erreichen, den sie für unverhältnismäßig hält. Am Donnerstagabend hatten die Parteien vor dem Arbeitsgericht stundenlang um einen möglichen Vergleich gerungen, der aber letztlich platzte. Wäre es zu einer Einigung gekommen, hätte die GDL den Streik sofort beenden müssen.

10.50 Uhr: GDL will vor Bahn-Zentrale protestieren

Im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn gehen die Lokführer jetzt auch auf die Straße. Etwa tausend Kollegen werden um 12.00 Uhr zu einer Protestkundgebung vor der Bahn-Konzernzentrale in Berlin erwartet, wie der örtliche Bezirkschef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Frank Nachtigall, sagte. Die Bahn verweigere der GDL nach wie vor das Grundrecht auf Koalitionsfreiheit und habe versucht, den rechtmäßigen Streik gerichtlich zu untersagen, hieß es zur Begründung.

10.30 Uhr: Beamtenbund hofft auf zweite Instanz

Der Deutsche Beamtenbund (DBB) hofft im Lokführer-Tarifkonflikt auf eine Annäherung zwischen der Bahn und der streikenden Gewerkschaft GDL in der zweiten Gerichtsinstanz. „Ich baue zuversichtlich darauf, dass in der Revisionsentscheidung des Landesarbeitsgerichts heute noch einmal ein Versuch gemacht wird, die strittigen Verfahrensfragen zu lösen“, sagte der DBB-Vorsitzende Klaus Dauderstädt im Deutschlandfunk. „Das wäre vielleicht sogar ein Signal, den Arbeitskampf zu beenden.“ Anschließend könne man möglicherweise in Verhandlungen übergehen.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokführergewerkschaft (GDL) ist Mitglied der Beamtenbundes. Dauderstädt kritisierte, dass die Bahn weiterhin darauf bestehe, keine unterschiedlichen Tarifverträge im Betrieb gelten zu lassen. „Das ist der Kernpunkt der Auseinandersetzung, und solange das nicht geklärt ist, ist ein Kompromiss schwierig“, fügte er hinzu.

Party trotz Streik

10.15 Uhr: Party strotz Streik

Anstrengend ist der Streik ja auch fürs Partyvolk. Und deshalb hat sich der Fritzclub im Postbahnhof am Ostbahnhof was einfallen lassen. Das griffige Motto: „Spaßbremse GDL – Scheiß auf den Bahnstreik, wir feiern trotzdem.“ Wie die Veranstalter mitteilten, erhalten alle eine Entschädigung, die „das Abenteuer durch den Großstadtdschungel“ am Samstagabend auf sich nehmen. Gegen Vorlage der Taxi-Quittung gibt’s 5 Euro und bis 1 Uhr ein Glas Prosecco.

9.48 Uhr: Keine weiteren Gerichtstermine nach heute Vormittag

Voraussichtlich ab 10.30 Uhr am Freitagvormittag wird das Hessische Landesarbeitsgericht über die Verhältnismäßigkeit des Lokführerstreiks verhandeln. Das erklärte der Vorsitzende Richter Michael Horcher, der auch betonte, dass gegen eine Entscheidung des Landesarbeitsgerichts im Eilverfahren keine Rechtsmittel mehr eingelegt werden können. Das Bundesarbeitsgericht könne nicht angerufen werden, die Entscheidung ist also endgültig, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.

9.30 Uhr: Denken Sie an ein Ticket

Auch wenn die U-Bahnen, Busse und Trams überfüllt sein mögen, Kontrolleure sind trotzdem unterwegs. Also nicht den Fahrschein vergessen!

8.58 Uhr: Personalvorstand Weber fordert GDL zu Verhandlungen auf

Wie berichtet, war Ulrich Weber, der Personalvorstand der Deutschen Bahn, heute Morgen im ARD-Morgenmagazin. Dabei hat er die Lokführergewerkschaft GDL aufgefordert, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Wir können sehr schnell, heute, morgen, am Wochenende sprechen, aber die Gesprächsbereitschaft vermisse ich in der Tat auf Seiten der GDL“, sagte er. Man könne schlecht über die Medien zu einer Verständigung kommen.

„Wir haben seit Wochen und Monaten keinen einzigen erkennbaren Schritt, wie es in Tarifverhandlungen üblich ist, aufeinander zu“, sagte Weber. Es sei das Wesen von Tarifautonomie und Tarifverhandlungen, dass Forderungen in der Welt seien, „die nie zu 100 Prozent zu erfüllen sind“. Die beteiligten Parteien müssten nach Kompromissen suchen. Auch im RBB-Inforadio erklärte Weber: „Wir bewegen uns und die GDL ist herzlich eingeladen, das doch auch zu tun.“

8.44 Uhr: Die Mauer-Ballons - ein Moment des Staunens im hektischen Verkehr

Am Alexanderplatz gibt es eine geradezu rührende Durchsage, die wohl helfen soll, das Chaos zu bewältigen - aber dann doch an Klassenausflüge in der Grundschule erinnert: Man solle bitte erst die anderen Fahrgäste aussteigen lassen, erinnert ein älterer Herr per Lautsprecher. Erst danach solle man einsteigen. Und außerdem mögen die Passagiere sich bitte über die gesamte Bahnsteiglänge verteilen. Das mit dem Erst-aussteigen-lassen klappt immerhin wunderbar, ändert aber nichts daran, dass die Bahn einfach zu voll ist. Die Passagiere nehmen's aber gelassen. Ausgestiegen am Potsdamer Platz bleibt noch ein kleines Stück zu bewältigen, und die Frage ist: zu Fuß oder per Bus? Da kommt das nächste Hindernis, allerdings eines, von dem man sich gerne aufhalten lässt: Ein großer Lastwagen blockiert die Straße, gerade werden die weißen Ballons für die Lichtgrenze aufgebaut und aufgeblasen. Der frühere Mauerverlauf ist wieder zu erkennen, mitten im geschäftigen Hauptstadtbetrieb. Die Passanten bleiben stehen, staunen, freuen sich, machen Fotos. Zu Fuß geht's weiter. Das Jubiläums-Wochenende kann kommen.

8.28 Uhr: Ersatzfahrpläne der Bahn

Die Ersatzfahrpläne für den heutigen Freitag im Regionalverkehr hat die Bahn auf dieser Seite zusammengestellt. Dort erfährt man beispielsweise, dass erst morgen wieder ein InterRegio nach Hamburg fährt, um 6.54 Uhr am Hauptbahnhof. Zurück kommt man aber heute noch mit dem InterRegio, um 16.36 Uhr ab von Hamburg. Auch von Potsdam nach Schönefeld/Flughafen und zurück gibt es noch einige Züge. Und die Bahnen der Ostdeutschen Eisenbahn-GmbH Odeg sind vom Streik ja ohnehin nicht betroffen - die Infos dazu finden Sie hier.

7.54 Uhr: Am Alex ist wieder viel los

Schon vor einer Stunde drängten sich die Leute vor allem auf dem Bahnsteig der U2 in Richtung Ruhleben. Auch auf Twitter ist zu lesen, dass das Drehkreuz Alexanderplatz - immerhin treffen sich hier drei U-Bahnlinien - besonders voll sein soll. Tipp: Es halten auch immer wieder S-Bahnen hier: die S5 zwischen Friedrichstraße und Straußberg und die S7 zwischen Friedrichstraße und Ahrensfelde.

Hoffentlich kommt es heute nicht zu häufig wieder zu solchen Bildern wie gestern am Kottbusser Tor, als eine Kollegin etliche U-Bahnen an sich vorbeiziehen lassen musste, weil einfach kein Platz mehr war:

Volle U-Bahn am Kottbusser Tor.
Volle U-Bahn am Kottbusser Tor.

© TSP

Und wenn auch Sie interessante Bilder von Ihren Erfahrungen mit dem Bahnstreik gemacht haben, schicken Sie sie uns an leserbilder@tagesspiegel.de!

Was fährt noch in Berlin?

7.40 Uhr: Danke, U-Bahnfahrer, danke, Busfahrer!

Das kann man ruhig mal so sagen:

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7.28 Uhr: Mit dem Auto fahren ist auch keine Lösung

Berlins Straßen sehen relativ zu aus, zumindest auf der Stadtautobahn im Südwesten staut es und auf der A 113 von Südosten kommend. Dazu gibt es noch einige kleinere Staus - und nicht vergessen: Viele Straßen in der Innenstadt sind fürs Mauerfall-Jubiläum gesperrt, zum Beispiel die Gegend rund ums Brandenburger Tor oder die Zimmerstraße beim Checkpoint Charlie.

Aktuelle Infos zum Straßenverkehr hält die Verkehrsinformationszentrale auf ihrer Internetseite parat.

6.55 Uhr: Nächste Verhandlung am Freitagvormittag

Die Bahn will trotz der geringen Erfolgsaussichten weiter gerichtlich gegen den Streik vorgehen. "Wir wollen nichts unversucht lassen", sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber im ARD-Morgenmagazin. Die Verhandlung vor der nächsthöheren Instanz dürfte einer Gerichtssprecherin zufolge voraussichtlich an diesem Freitag um 10.30 Uhr beginnen.

Zur Begründung der Ablehnung des Bahnantrags durch das Frankfurter Arbeitsgericht am Donnerstagabend hatte Richterin Ursula Schmidt gesagt: “Streiks haben große Auswirkung und Schäden. Aber das ist nun einmal Wesen eines Streiks.“ Ein von Schmidt zuvor gemachter Kompromissvorschlag war zuvor von beiden Seiten abgelehnt worden.

Die Lokführer-Gewerkschaft GDL sieht sich durch den Gerichtsentscheid gestärkt. “Die GDL ist im Recht, die GDL ist auf dem Weg, ihre Grundrechte durchzusetzen. Sie werden von vielen Seiten angegriffen und von vielen infrage gestellt“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky nach der Urteilsverkündung vor Journalisten.

06.20 Uhr: Was fährt noch in Berlin? Ein Überblick

S-BAHN

Auf sieben Linien fährt alle 20 Minuten eine S-Bahn: S1: Potsdam Hbf – Oranienburg. S2: Blankenburg – Bernau. S3: Ostkreuz – Erkner. S46: Königs Wusterhausen – Schöneberg. S5: Friedrichstraße – Straußberg. S7: Alexanderplatz – Marzahn. S9: Flughafen Schönefeld – Landsberger Allee. Außerdem gibt es Schienenersatzverkehr mit Bussen auf der S25: Hennigsdorf – Tegel, sowie Teltow Stadt – Südende (fährt: Teltow Stadt – Attilastraße – Südende). Und der S8: Hohen Neuendorf – Blankenburg.

Den aktuellen Notfahrplan der S-Bahn finden Sie hier.

REGIONALBAHN

Bei den Zügen der Bahn gibt es erhebliche Ausfälle. Es fahren aber deren Konkurrenten. Die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (Odeg) fährt auf den Linien RE 2 (Wismar–Spandau–Cottbus), RE 4 (Jüterbog–Spandau–Stendal), RB 33 (Wannsee–Jüterbog) und RB 36 (Frankfurt (Oder) – Lichtenberg. Die Niederbarnimer Eisenbahn betreibt die RB 26 (Lichtenberg– Kostrzyn/Küstrin) und RB 27 (Gesundbrunnen/Karow–Groß Schönebeck/Schmachtenhagen).

BVG

Die BVG beförderte im Berufsverkehr in U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen 60 bis 70 Prozent mehr Fahrgäste. Busse waren komplett voll und auch bis zu 30 Minuten verspätet, weil viele Berliner auf das Auto umgestiegen sind. Die BVG rechnet durch erhöhten Personal- und Fahrzeugeinsatz pro Streiktag mit Mehrkosten von etwa 200 000 Euro. Aufgepasst: Es bleibt bei der Sperrung der U-Bahn-Linie U 7 zwischen den Stationen Berliner Straße und Mehringdamm. Hier fahren von Freitag, 20 Uhr, bis Montag früh keine Züge.

STRASSEN

Wegen der Feiern zum Mauerfall sind viele Straßen am Wochenende gesperrt. Betroffen sind auch die BVG-Linien: M41, M27, M85, TXL, 100, 101, 106, 123, 147, 187, 200, 245 sowie die Straßenbahn-Linie M10.

Die Info-Hotline der Bahn erreichen Sie unter: 08000 99 66 33

06.00 Uhr: Gericht gibt GDL recht - Bahn will in Berufung gehen

Guten Morgen! Es herrscht weiter Ausnahmezustand, Der Lokführer-Streik legt auch an Tag zwei den Personenverkehr der Bahn in Deutschland zu großen Teilen lahm. Millionen Bahnreisende müssen auch am Freitag wegen des bundesweiten Streiks der Lokführer-Gewerkschaft (GDL) mit massiven Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Eine Sprecherin der Bahn bestätigte am frühen Freitagmorgen in Berlin, dass der Streik im Personenverkehr wie angekündigt in den zweiten Tag gehe. Der Konzern hatte am Donnerstag vergeblich versucht, den Ausstand verbieten zu lassen. Das Frankfurter Arbeitsgericht lehnte einen Antrag der Bahn auf eine einstweilige Verfügung aber ab.

Laut Gerichtsurteil verstößt der Arbeitskampf nicht gegen die Friedenspflicht und ist auch verhältnismäßig. Die Forderungen seien nicht widerrechtlich. Auch die Festlichkeiten zum 9. November seien durch den Streik nicht gefährdet. „Nach der Entscheidung des Gerichts sieht sich die DB in der Pflicht, Berufung gegen das erstinstanzliche Urteil einzulegen“, teilte der Konzern daraufhin mit. Diese wird voraussichtlich am Freitagvormittag vor dem Landesarbeitsgericht verhandelt.

Und damit geht es in den zweiten tag des Streiks, an dem wir Sie natürlich wieder per Liveblog über alles rund um die Ereignisse in den Verhandlungszimmern sowie auf Straßen, Schienen und Bahnhöfen auf dem Laufenden halten werden. Und natürlich auch mit den wichtigsten Infos zu Notfahrplänen und wie Sie am besten an ihr Ziel kommen.

Alles aus den vergangenen Tagen, auch über den gescheiterten Versuch einer gerichtlichen Einigung im Zuge der Arbeitsgerichtsverhandlung am Donnerstagabend, können Sie hier noch einmal nachlesen. (mit dpa/Reuters)

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