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Berlin: Der bange Blick auf das Kalenderblatt. Mit dem Jahr geht auch die Finanzierung zu Ende - Berlin-Mitte entscheidet am 21. Dezember über Zuschüsse

"Die Jungen gehen auf die Straße und stellen irgendetwas an, und die Mädchen ziehen sich in ihre Zimmer zurück." Das befürchtet zumindest die Sozialpädagogin Kerstin Richter, die beim Mädchen-Verein "Acud" angestellt ist.

"Die Jungen gehen auf die Straße und stellen irgendetwas an, und die Mädchen ziehen sich in ihre Zimmer zurück." Das befürchtet zumindest die Sozialpädagogin Kerstin Richter, die beim Mädchen-Verein "Acud" angestellt ist. Ab Januar 2000 sind dort etwa 13 Kinder- und Jugendprojekte von insgesamt 18 freien Trägern von der Schließung bedroht. Für die Jugendlichen verschwinden so Treffpunkte, wo sie unter Freunden sind, und sie verlieren die Betreuer als wichtige Ansprechpartner.

Für das kommende Jahr beantragten die freien Träger für ihre Arbeit 1,9 Millionen Mark. "Eine Million konnten das Jugendamt und der Jugendhilfeausschuss immerhin aus eigener Kraft bereitstellen", sagt der Direktor des Jugendamtes, Dietmar Schmidt. Ob die freien Träger auch noch das restliche Geld bekommen, sei nun Aufgabe des Bezirksamtes. Am 21. Dezember soll der Haushalt beschlossen werden. Dann entscheidet sich, wie viel Geld die Jugendprojekte erhalten. "Ist es zu wenig, gibt es den Mädchenclub nur noch bis zum 31. Dezember", sagt "Acud"-Mitarbeiterin Richter.

Inzwischen hat der Landesjugendhilfeausschuss ein Konzept erarbeitet, mit dem die Jugendprojekte langfristig erhalten bleiben könnten. Danach müsste ein Bezirk für jedes Kind pro Jahr 350 Mark aufwenden. "Damit wäre die Jugendarbeit für jeweils drei bis fünf Jahre finanziell gesichert", sagt die "Acud"-Mitarbeiterin. "Zudem galt die Finanzierung bisher nur immer für ein Jahr, und dann kam das große Bangen." Das neue Modell könne jedoch frühestens im Mai 2000 verabschiedet werden, vermutet Amtsleiter Schmidt.

Weil der Bedarf an Jugendarbeit in Mitte jedoch sehr hoch sei, wolle der Bezirk "die Trägerfrage auf jeden Fall positiv regeln", so Schmidt. "Im Moment herrscht hier eine eklatante Unterversorgung an Jugendarbeit. Da wollen wir natürlich die Defizite abbauen. Insofern ziehen Jugendamt und die freien Träger an einem Strang." Welche Projekte weiterhin Kinder- und Jugendarbeit anbieten können, entscheidet das Bezirksamt anhand einer Prioritätenliste. Zu den bedrohten Treffpunkten zählen einige Schülercafés, Theaterprojekte sowie ein russisches und türkisch-kurdisches Jugendprojekt.

Kathrin Klette

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