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Berlin: Der Bildungssenator und die Anatomie des Fisches Klaus Böger besuchte das Sommercamp

für Hochbegabte – und lernte einiges dazu

Die zwölfjährige Vera drehte den Spieß einfach um und befragte Klaus Böger zur Anatomie des Fisches. Der Bildungssenator kam prompt ins Stottern: „Das ist auch so was wie ’ne Flosse", tippte der Politiker, der gestern die Schulfarminsel Scharfenberg besuchte, um sich über die Ergebnisse des einwöchigen Ferien-Sommercamps für hochbegabte Kinder zu informieren. Er war beeindruckt.

„Das nennt sich jetzt Holzgas", erläuterte die elf Jahre alte Kim die Ergebnisse eines heißen Ferienprojektes. In einem Reagenzglas erhitzte sie über dem Bunsenbrenner Holz und ließ es qualmen. Schmerzhaft endete für einen ihrer Mitstreiter der Versuch, dem Senator die Frage zu erläutern, ob Stahl brennt. Der Schüler griff leichtfertig nach einem heißen Nagel und verbrannte sich die Finger.

Vera hatte sich die bei dem Hochsommerwetter angenehmste Gruppe ausgesucht und durfte im Wasser plantschen. Per Schlauch blies sie einen mit einem Glas im Becken treibenden Luftballon auf, um die Funktion der Schwimmblase eines Fisches zu demonstrieren. „Physik haben wir sonst im Unterricht noch nicht", so die angehende Gymnasiastin. Auch der zehnjährige Pascal hat in den letzten Tagen „sehr viel Neues kennen gelernt". Zum Beispiel, dass sich mit Rotkohlsaft Säuren und Laugen unterscheiden lassen.

Andere haben das Leben der Fledermäuse erforscht oder sich mit eher trockener Materie wie den Sätzen von Thales und Pythagoras befasst. Dazwischen gab es auch viel Freizeit. Keine „Hochbegabtenschmiede bebrillter Sonderlinge, die täglich zwölf Stunden Wissenschaft betreiben", sollte das Camp sein, so Hinrich Lühmann, der Leiter des Reinickendorfer Humboldt-Gymnasiums. „Kopf, Herz und Hand" seien gleichermaßen beschäftigt worden. „Unsere Erwartungen haben sich erfüllt", sagte Hans-Jürgen Werner, einer der betreuenden Lehrer.

Ohne deren freiwilligen Einsatz wäre das Projekt nicht möglich gewesen, würdigte Klaus Böger das Engagement der Pädagogen. Mit ihrer Hilfe will er das Sommercamp zur „Fortsetzungsserie" machen. Hochbegabte müssen ebenso gefördert werden, wie lernschwache Kinder, betonte der Senator. Wenn man sie nicht rechtzeitig entdecke und ihnen „Futter" gebe, könnten sie die Lust am Lernen verlieren. Die Kinder sollen nicht auf einzelne Gymnasien konzentriert werden, sondern in ihrem gewohnten Umfeld bleiben und besonders unterstützt werden.

So gibt es im neuen Schuljahr für insgesamt 320 intelligente Jungen und Mädchen zusätzlichen Nachmittagsunterricht. Außerdem können sie in Fächern, in denen sie stark sind, den Unterricht der nächsthöheren Klassenstufe besuchen. Ferner denkt Böger daran, mit der generellen Einführung des Abiturs am Ende der 12. Klasse die Schnellläuferklassen bereits nach elf Schuljahren zur Reifeprüfung zu schicken.

Rainer W. During

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