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Berlin: Der Botschafter aus dem Südsee-Paradies

Emitai Lausiki Boladuadua kommt manchmal ohne Schuhe – als Vertreter Fidschis

Es ist doch ein bisschen fußkalt in Berlin im Februar. Für jemanden, der auf den Fidschi-Inseln geboren ist, gilt das erst recht. Daher hat sich Emitai Lausiki Boladuadua an diesem Tag entschlossen, lieber doch nicht im traditionsbewussten Look aufzutreten, wie ehedem bei der Queen. Da stand der neue Botschafter des Südsee-Inselreichs schuhlos auf dem Teppich und überreichte sein Beglaubigungsschreiben. Bei Bundespräsident Johannes Rau und dem anschließenden Essen im Auswärtigen Amt ließ er die Schuhe an. Und auch sonst wählte seine Exzellenz ein eher geschäftsmäßiges Äußeres: dunkles Jackett, dunkle Krawatte mit dem Wappen Fidschis drauf.

Im Internationalen Club haben sich an diesem Mittag bei Cremesüppchen und Jakobsmuscheln alle versammelt, die im engeren oder weiteren Sinne etwas mit den Fidschi-Inseln zu tun haben und in Deutschland leben. Die diplomatischen Vertreter der Nachbarn Fidschis, die Botschafter von Australien und Neuseeland zum Beispiel. Aber auch der Honorarkonsul des winzigen Fidschi-Nachbarn Tuvalu ist eigens angereist – ein Reeder aus Hamburg. Sie sind zu Ehren Boladuaduas und seiner Frau gekommen, der nun der neue Botschafter des Südsee-Inselreichs ist.

Deutschland und die Südsee, das war einmal, jedenfalls in den Augen der Deutschen, ein glorreiches Kapitel. Das ist aber schon knapp 90 Jahre vorbei. Denn Deutschland verlor gleich zu Beginn des Ersten Weltkrieges seine Kolonien im Pazifik, ein Grund dafür, dass Berlin von den Botschaften der exotischen Inselreiche keine abbekommen hat.

West-Samoa, ehemals deutsche Kolonie, zieht es vor, in Brüssel, bei der EU, zu residieren. Und das Königreich Tonga, mit dem Deutschland seit 1879 über einen Freundschaftsvertrag verbunden ist (einer der ältesten unverändert gültigen überhaupt), hat seine Botschaft in London. So, wie übrigens auch die Fidschi-Inseln als ehemalige britische Kolonie. Der neue Botschafter wird also nicht täglich in Berlin zu sehen sein.

Christian Hauswedell, der Beauftragte für Asienpolitik im Auswärtigen Amt und damit zuständig für die Pazifik-Inselreiche, sagt zu Beginn seiner Begrüßung ganz und gar undiplomatisch: „Wir sind eifersüchtig auf London“ und meinte weder das Königshaus, Big Ben oder den Null-Meridian. Boladuadua lächelt verhalten ob der Eifersuchtsbekundung der deutschen Diplomatie, seine Frau kann weniger an sich halten und kichert drauflos.

Bei aller Eifersucht: Viel verbindet Deutschland mit den Fidschi-Inseln nicht. Aber in Sachen Vereinte Nationen besteht beiderseits Gesprächsbedarf. Hauswedell wirbt um Unterstützung für einen festen Sitz Deutschlands im Sicherheitsrat und schmeichelt dem Botschafter: „Die Fidschi-Inseln sind bei den Blauhelm-Missionen öfter dabei als wir Deutschen.“ Boladuadua listet auf: „Fidschi-Soldaten sind an drei Orten im Irak stationiert, sie sind in Afghanistan, im Libanon, auf dem Sinai und im Kosovo.“ Anerkennendes Nicken in der Runde. Die Blauhelm-Missionen kosten Fidschi weniger, als sie einbringen. Und zu Hause, wo die Inseln von wunderbaren Korallenbänken, aber keinen Feinden umgeben sind, werden die Soldaten bestenfalls gebraucht, wenn es wieder ethnische Konflikte zwischen Fidschianern und den indischstämmigen Nachkommen der von Großbritannien dorthin gebrachten Erntehelfer kommt.

Boladuadua will wiederkommen, schon wegen der Südsee-Abteilung der Museen in Dahlem. Deren Chef, Markus Schindlbeck, sitzt auch am Tisch. Nicht immer freut er sich uneingeschränkt über solche Besuche. Womöglich fordert jemand die Kunstgegenstände zurück. Doch die Angst hat sich gelegt, seitdem 2002 der Premier West-Samoas zu Besuch war und schrieb, dass er froh sei, wie gut die Sachen aufgehoben seien. Und dass, obwohl die Besucher in Dahlem in der Regel ihre Schuhe anbehalten.

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