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Berlin: Der Bücherwurm

Andreas Conrad über ungewöhnliche Lesezeichen Mit einer Schlange fing der Schlamassel für uns Menschen bekanntlich an. Die Bibel schweigt darüber, ob es sich um eine Klapperschlange oder eine Natter handelte, es kam darauf auch nicht so an.

Andreas Conrad über

ungewöhnliche Lesezeichen

Mit einer Schlange fing der Schlamassel für uns Menschen bekanntlich an. Die Bibel schweigt darüber, ob es sich um eine Klapperschlange oder eine Natter handelte, es kam darauf auch nicht so an. Entscheidend bleibt doch, dass die Schlange den Apfel loswerden wollte, was jeder versteht: Schlangen sind strikte AntiVegetarier. Schon deswegen kann man den Schreck der bibliophil veranlagten Spandauerin gut verstehen, die in ihrer Wohnung unter einem Bücherregal unvermutet auf biblisches Gewürm stieß. Über Herkunft und Ziel des Reptils kann man nur spekulieren. Suchte es die Nähe zu Kaa, der hypnotischen Gevatterin aus dem „Dschungelbuch“? Oder war sie etwa, aufgrund eines tragischen Missverständnisses, nur auf der Jagd nach Leseratten? Keine mögliche Antwort auf diese Fragen vermag zu befriedigen, und vielleicht muss man nur hypothetisch die Spezies ersetzen, um sich den Hintergründen des Falles zu nähern. Man denke sich einen Buch-Enthusiasten, der ein verliehenes Exemplar nach langer Zeit endlich zurückerhält, zerfleddert und mit zahllosen Fettflecken. Nach einigem Nachdenken wickelt er eine Ölsardine ein und sendet sie dem Entleiher zurück: Offensichtlich habe er sein Lesezeichen vergessen. Der unbekannte Schlangenbeschwörer – ein schusseliger Leser?

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