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Berlin: Der „China Club“ lässt auf sich warten

Das Adlon wird erweitert – aber das dauert: Das „Palais“ wird erst Ende Dezember fertig. Und zusätzlich soll die „Residenz“ übernommen werden

Von Lothar Heinke

Wir stolpern noch durch einen Rohbau. Aber der Adlon-Manager Günter Gebhard malt uns die Zukunft der Baustelle hinter der Akademie der Künste und neben der Rückseite des Hotels Adlon schon in den prächtigsten Farben. In die beiden oberen Geschosse wird der exklusivste Club der Stadt ziehen, der „China Club“, „ein Ort der Kommunikation, Entspannung und des Genusses für die wirtschaftliche, gesellschaftliche, politische und kulturelle Elite“, wie es sich die Initiatorin Anne Maria Jagdfeld erhofft. Die Frau von Fundus-Chef Anno August Jagdfeld hat ein Faible für Fernöstliches und möchte hier ein Stück Asien nach Berlin holen. „Dies wird ein Club mit exklusiver Ausstattung, die Atmosphäre ist inspiriert vom Deco-Stil des Shanghais der dreißiger Jahre.“ Das luxuriöse Flair in Bibliothek, Dining-Rooms, Restaurant und Bar hat freilich seinen Preis: private Mitglieder zahlen für die Aufnahme 10 000 Euro und pro Jahr noch einmal 1500 Euro, für eine Firmenmitgliedschaft werden 15 000 Euro fällig. Gleichwohl seien bereits „um die 200 Mitglieder“ im Club, die n aber sind noch geheim.

Die Stockwerke unter dem Club sollen das Hotel Adlon um Konferenzräume unterschiedlicher Größe bereichern, vor allem aber um den über zwei Geschosse reichenden, 500 Quadratmeter großen „Palaissaal“ für bis zu 400 Gäste, die unter Kronleuchtern zu Konferenzen und Bällen zusammenkommen. Das Adlon ergänzt damit seine nicht ausreichende Konferenzfläche – und es erweitert sich um eine „Kombination aus Trendrestaurant mit italienisch-mediterraner Küche und Bar“, sagt Manager Gebhard, und steigt mit uns in die beiden Untergeschosse, wo das „Felix“ (so genannt nach einem Sohn von Percy Adlon) im Halbdunkeln liegt. Für dieses Etablissement, in dem auch DJs ihre Platten auflegen sollen, wurde Abericco Penati gewonnen, der bereits mehrere Edel-Italiener in London und Paris betreibt. Darüber, zur Behrenstraße hin, soll es „Metzkes Deli“ geben, ein Café mit frischen Backwaren und jenem großformatigen Bild, das Harald Metzkes 1956 zum Studentenfasching im Keller der Akademie der Künste an die Wand gemalt hatte und das vor einem Jahr, neben anderen farbigen Spielereien, entdeckt und samt Wand geborgen worden war.

Eigentlich sollte dieser Erweiterungsbau des Adlons in der Behrenstraße – auf dem hinteren Teil des Grundstücks der Akademie der Künste – längst bezogen sein. Nun wird er wohl erst zum Jahresende oder noch später schrittweise eröffnet – der Star-Koch Tam Kok Kong mit seiner Crew aus Singapur kocht sich derweil im Adlon warm. Und Anne Maria Jagdfeld, die Geschäftsführerin des „China Clubs“, sitzt noch auf Bergen von edlen Einrichtungsgegenständen, Bildern, Teppichen und Möbeln. Als Gründe für die Verzögerung werden Schwierigkeiten bei der Ausführung des sehr diffizilen Baues genannt. Architekt Günter Behnisch käme, so heißt es, ständig mit neuen Ideen. Probleme bereitet die verglaste Überdachung eines Durchgangs von der Behrenstraße zum Pariser Platz, und ob die Fassade aus Sandstein oder Stahlplatten besteht, sei noch immer nicht entschieden. Die Fundus-Gruppe als Bauherr hat dem in Verzug geratenen Generalunternehmer wegen Vertragsbruchs gekündigt und neue Verträge mit 28 von 30 Subunternehmern abgeschlossen. „Die Verzögerung beträgt drei bis vier Monate. Wir wollten im Oktober fertig sein, nun wird es Ende Dezember“, sagt Fundus-Sprecher Peter Klever.

Damit aber nicht genug der Erweiterung: Fundus ist im Begriff, das Adlon auch nach der zur Britischen Botschaft hin gelegenen Seite zu ergänzen. Seit Jahren ist ein als Seniorenresidenz gedachtes und dann zum Hotel mit „Embassy-Suiten“ umgewidmetes Haus an der Ecke Behren-/Wilhelmstraße ein Ärgernis in prominenter Lage. Der Bau mit der edlen Verkleidung aus österreichischem Kristallmarmor steht leer, Holzplatten verbarrikadieren das Erdgeschoss. „Das wird sich ändern“, hofft Fundus. Die Gesellschaft vereinbarte mit den Gesellschaftern der Residenz KG ein Konzept, nach dem die Adlon KG 90 Prozent der Anteile der Residenz KG und Fundus die Räumlichkeiten übernimmt, um sie ins Adlon zu integrieren – als „Adlon-Residenz“. Dort, wie im „Haupthaus“ entstehen durch das Zusammenlegen von Doppelzimmern neue Suiten, und im Parterre kommt die berühmte Weinhandlung von Lorenz Adlon wieder. Daneben lockt ein Beauty-Salon – in zwei Jahren, vielleicht.

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