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Berlin: Der Eiche geht es schlechter

Waldzustandsbericht Berlin-Brandenburg vorgelegt. Für die Schäden sind die Umweltbelastung und der Jahrhundertsommer 2003 verantwortlich

Von Sabine Beikler

Die Zahlen sind dramatisch: 40 Prozent des 30 000 Hektar großen Waldes in Berlin ist sichtbar krank. Fast jede zweite Eiche in Berlin und Brandenburg weist Schäden auf. In der Hauptstadt ist der Anteil schwer kranker Eichen im Vergleich zum Vorjahr sogar von 49 auf 81 Prozent gestiegen. Gut geht es aber auch den Kiefern nicht. 31 Prozent dieser Bäume in Berlin zeigen deutliche Schäden: Im Vorjahr waren es noch 19 Prozent. Brandenburger Kiefern sind dagegen vergleichsweise weniger geschädigt. Das geht aus dem gemeinsamen Waldzustandsbericht 2004 hervor, den Berlins Umweltsenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) und ihr Brandenburger Amtskollege Dietmar Woidke (SPD) am Mittwoch vorgestellt haben.

Grund für die Zunahme der Schäden sind die Auswirkungen des Jahrhundertsommers 2003, unter dem die Bäume stark gelitten haben. Fachleute sprechen angesichts der geringen Niederschläge vom „Trockenstress“ der Bäume, der sie anfälliger für Pilz- und Insektenbefall macht. So haben die Brandenburger Forsten vergangenes Jahr auf einer Gesamtfläche von 42 000 Hektar Pflanzenschutzmittel gegen die Nonnenraupe aufgebracht. Die Raupen dieser Schmetterlingsart befallen Nadel- und Laubbäume.

Im Vergleich zum Berliner Wald geht es den Brandenburger Bäumen gut. Lediglich zehn Prozent der 1,1 Millionen Hektar großen Waldflächen in der Mark haben sichtbare Schäden. Woidke zufolge liegt das an der großen Dominanz der robusten Kiefern, die in Brandenburg über 80 Prozent des Waldbestandes ausmachen. In Berlin liegt der Kiefer-Anteil bei rund 60 Prozent.

Für den schlechten Zustand der Bäume sind neben den extremen Wetterbedingungen die hohen Schadstoffanteile in der Luft verantwortlich. „Bis Ende des Jahres wird in Berlin ein Luftreinhalteplan vorliegen“, sagte Junge-Reyer. Vor allem die Stickoxidemissionen durch den Fahrzeugverkehr sollen bis 2010 um ein Drittel gesenkt werden. Auch die Ozonbelastung führt zu Schäden an den Bäumen. Der Berliner Waldschadensbeauftragte Elmar Kilz forderte jetzt eine bundesweite Emissionsschutzverordnung statt der bisherigen Regelungen in den Ländern.

Bundesagrarministerin Renate Künast (Grüne) hat diese Woche auf das bundesweit erschreckende Ausmaß der Waldschäden hingewiesen. Dagegen gebe es keine „einfache Lösung. Was wir brauchen, sind eine konsequente Umweltschutzpolitik und Reformen im Agrarbereich". Es werde wohl mehrere Jahre dauern, bis sich der Zustand der Bäume wieder deutlich verbessert.

Der Waldbericht im Internet:

www.stadtentwicklung.berlin.de/forsten/waldzustandsbericht2004.

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