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Berlin: Der Erste wird der Letzte sein

Filmpremiere mit Tom Cruise: Der Star kommt vor seinen Gästen, damit er lange Autogramme geben kann

Die Krönung einer Premiere ist unzweifelhaft die Ankunft des Stars. Die prominenten Erstaufführungsgäste, die zuvor über den roten Teppich schritten, lösen zwar mehr oder weniger Jubel aus, auch ihnen recken sich Autogrammbücher und Kameras entgegen. Was einzig zählt, ist der Star – und der kommt zuletzt.

So war es bisher, so ist es aber nicht an diesem Mittwoch zur „Colletral“-Premiere mit Tom Cruise. Denn während die lokale Halb- oder Voll-Prominenz vielleicht noch rasch im Taschenspiegel probt, welche Variante des Lächelns diesmal zweckmäßig sei, steht der Held des Abends schon an der Absperrung und verteilt Autogramme und lässt sich mit seinen Fans fotografieren.

Dafür muss man einfach Verständnis haben. Anders schafft Tom Cruise seinen Popularitätsparcours einfach nicht mehr. Oder er würde ihn vielleicht anders schaffen, aber dann beginnen sie drinnen im Kino zu murren, und das geht erst recht nicht. Also wird der Mann aus Hollywood heute voraussichtlich bereits gegen 18 Uhr unterm Zeltdach des Sony Centers am Potsdamer Platz auftauchen und sich im Schneckentempo auf den Eingang des Kinos Cinestar zubewegen.

Das hat er am selben Ort schon mehrfach praktiziert, Anfang des Jahres erst zur Premiere von „Last Samurai“, davor zu „Minority Report“ und „Vanilla Sky“. Allesamt sind das Filme, in denen Tom Cruise so ist, wie man ihn kennt: ein jugendlicher positiver Held. „Collateral“ dagegen bedeutet einen Bruch mit dem eigenen Image, wie es kaum krasser denkbar ist: Cruise grauhaarig. Und ein Berufskiller, der im nächtlichen Los Angeles einen Sammelauftrag zu erledigen hat. Nicht gerade eine Identifikationsfigur.

Die ist diesmal Jamie Foxx, Taxifahrer und ungewollt Chauffeur des Mordbuben. Zuvor hatte er eines der potenziellen Mordopfer durch die Stadt kutschiert, das von Will Smith’ Frau Jada Pinkett Smith gespielt wird. Alle drei „Collateral“-Akteure werden erwartet, ebenso Regisseur Michael Mann. Nur Tom Cruise aber wird am späten Vormittag vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit ins Rote Rathaus gebeten, um sich dort um 13 Uhr ins Gästebuch der Stadt Berlin einzutragen.

Stammgast in Berlin ist Cruise schon, Dauergast will er noch immer werden. Eigentlich hätte er in diesen Wochen in Babelsberg und Umgebung mit dem Dreh zu „Mission Impossible 3“ beginnen sollen, wegen Austausch des Regisseurs musste das, wie berichtet, auf den kommenden Sommer verschoben werden. Ein neuer Regisseur ist immerhin gefunden: Jeffrey Abrams, im Kinogeschäft ein Debütant, der sich aber durch seine Agentenserie „Alias“ empfohlen hat.

Hoffnungen, der „MI 3“-Dreh komme doch in diesem Jahr noch zustande, darf man sich dennoch nicht machen. Längst ist Tom Cruise für die nächsten Monate verplant. Voraussichtlich im November beginnen in den USA die Dreharbeiten zu „Krieg der Welten“, für Cruise nach „Minority Report“ die zweite Zusammenarbeit mit Steven Spielberg. Erneut wird damit die von H. G. Wells geschilderte Invasion vom Mars verfilmt, die zunächst Höfunkgeschichte geschrieben hatte: 1938 wurde in den USA eine Radioversion gesendet, produziert von Orson Welles. Sie gelang ihm allzu gut, mit der Folge einer Massenpanik.

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