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Berlin: Der Friseur trauert um den treuen Kunden

Marcelinho packte die Koffer in Wilmersdorf

Ach, ein bisschen traurig ist Thomas Krüger schon. Es waren sehr schöne fünf Jahre mit Marcelinho , dem Fußballstar von Hertha BSC. „Er kam immer zu uns ins KaDeWe, mit all seinen Freunden, und alle paar Wochen wollte er eine neue Haarfarbe“, sagt Friseur Thomas Krüger , 36, der im dritten Stock des KaDeWe im Salon von Inhaber Jürgen Tröndle arbeitet. Mal verpassten sie dem Brasilianer blaue Haare, dann knallrote, einmal waren sie sogar rot-gelb-schwarz (woraufhin Marcelinho übrigens ein bisschen ausgelacht wurde, weil die Frisur eigentlich eine Hommage an Deutschland sein sollte, die Farben aber durcheinander geraten sind). Egal, Marcelinho kommt nun gar nicht mehr, nicht ins KaDeWe und auch nicht ins Olympiastadion. Denn der Brasilianer verlässt Berlin. Endgültig.

Es sind nur ein paar Stunden, für die Marcelinho, 31, gestern nach Berlin zurückgekehrt ist. Beim neuen Klub Trabzonspor in der Türkei hatte er sich am Wochenende schon vorgestellt. Gestern holte er seine Klamotten aus der Wohnung in Wilmersdorf und verabschiedete sich auf der Geschäftstelle von Hertha BSC. Manager Dieter Hoeneß schenkte ihm eine Uhr, damit er in Zukunft pünktlich kommt. Das hatte er in Berlin immer seltener geschafft und immer dubiosere Ausreden gefunden. So kam es zum Bruch.

Marcelinho, der beim Abschied blonde Haare hatte, mag knallige Farben. „Er war einer meiner Lieblingskunden“, sagt Friseur Krüger. Bezahlen musste Marcelinho übrigens nie, weil der Superstar immer Fotografen mit ins KaDeWe brachte. Vier Stunden hat das Färben gedauert; Kosten: 110 Euro.

Unvergessen sind auch seine Partyabende in Berlin, an denen Marcelinho grinsend über die Tanzfläche hüpfte, stets mit einem Cocktail in der Hand. Einmal hat er bis 4.36 Uhr in der „Taba Bar“ in der Torstraße in Mitte gefeiert. Es war eine Party mit Musik und schönen Frauen. Leider befand sich sein Klub in einer schweren sportlichen Krise, weshalb Hertha nicht sehr erfreut war, als von der Party- nacht berichtet wurde. Dabei hatte Marcelinho noch versucht, seine hübschen Begleitungen morgens im Taxi hinter einer aufgeklappten Zeitung vor neugierigen Blicken zu verstecken – vergeblich.

Von da an war die „Taba Bar“ erst einmal angesagt, das waren auch die anderen Läden, in die Marcelinho ging. Mal war es eine Disko in der Potsdamer Straße (aus der Marcelinho schon mal um 9 Uhr morgens herausstolperte), mal wurde er im Rokoko-Ballsaal „Queens 45“ in Westend gesehen. Und in der Lietzenburger Straße wollte Marcelinho einmal sogar selbst einen Club eröffnen, nahe der Sperlingsgasse, einer Amüsiermeile mit Ballermann-Flair. Vorbei, er hat sich finanziell verhoben. Marcelinho tanzt ab morgen endgültig woanders. AG

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