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Berlin: Der Frühstückstreff: Hier können Singles erste Bande knüpfen

Wo werden höchste Ansprüche ans Flirten gestellt? Klar, bei einem Singletreffen.

Wo werden höchste Ansprüche ans Flirten gestellt? Klar, bei einem Singletreffen. Meistens finden sie in irgendeiner Disco statt. Anders der „Frühstückstreff“. Hier darf beim Brunch geflirtet werden. Ein Test:

Na super. Jetzt muss ich die Bedienung auch noch fragen, an welchem Tisch denn bitte das Singletreffen stattfindet. Das Szenelokal „Freischwimmer“ am Kanal in Treptow ist überfüllt. Nach einem herablassenden „Da drüben“ kämpfe ich mich durch die hin und her wuselnden Sonntags-Bruncher ans andere Ende des Restaurants. Einige Gäste haben die Schuhe ausgezogen und räkeln sich in der Sonne. Über den Tischen schwebt lautes Gebrabbel. Dagegen wirkt der Tisch des Frühstückstreffs wie eine Insel des Schweigens. Eine Frau in bunter Bluse schiebt ihren leeren Teller hin und her, ihr Gegenüber wippt nervös mit den Beinen auf und ab. Wenigstens erntet diesmal mein Satz „Ich suche das Single-Frühstück“ kein ironisches Stirnrunzeln, sondern freundliches Lächeln. Und nachdem die wichtigsten Daten ausgetauscht sind und ein voll beladener Teller vor mir steht, entspinnt sich doch langsam ein Gespräch.

Neben mir sitzt Peter (alle Namen geändert – d. Red.). Er ist zum ersten Mal dabei. Mit Single-Veranstaltungen hat der Elektro-Ingenieur aber Erfahrung. „Ich habe mir alles aus dem Internet ausgedruckt, was es so gibt.“ Die meisten hat er schon durch: Klön-Abend in der Trattoria, Cocktailabend mit dem Freizeit-Aktivitäten-Netzwerk. Und das Speeddating, bei dem die Teilnehmer im Sieben-Minuten-Takt den Gesprächspartner wechseln. Bei Interesse wird der Kontakt per E-Mail vermittelt. Das Ganze kostet 15 Euro. „Im Freundeskreis ist es schwierig, jemand kennen zu lernen. Da sind inzwischen alle verheiratet“, sagt Peter. Zum Speeddating allerdings wolle er nicht noch einmal. „Ich wusste zum Schluss gar nicht mehr, mit wem ich was gesprochen hatte.“

Irgendwann versuche ich, tiefgründige Blicke auszutauschen. Den so Umworbenen entlocke ich allerdings nur ein schüchternes Lächeln, der erhoffte Frontalangriff bleibt aus. Eigentlich sind die meisten Teilnehmer für mich auch zu alt, mit meinen 26 Jahren bin ich eine der Jüngsten am Tisch. Vor allem aber sind die meisten offenbar gar nicht in erster Linie zum Anbandeln gekommen: Zweiergespräche sind die Ausnahme. „Ich will einfach Spaß haben“, bestätigt meine Nachbarin auch gleich meinen Verdacht. Warum man dafür auf ein Singletreffen gehen muss, erschließt sich mir erst im Laufe des Vormittags: Es ist einfach angenehm, als Single mal nicht von lauter Pärchen umgeben zu sein. Nach einem Gespräch über Neuseeland und die Berliner Kindergärten verabschiede ich mich. Ohne heißes Date. Aber immerhin: Ich habe nicht allein gefrühstückt.

Der Frühstückstreff findet jeden vierten und am darauffolgenden Sonntag im Monat in wechselnden Restaurants statt. Die Teilnahme ist gratis. Nächster Termin: morgen, Sonntag, 3. August, im Restaurant Freischwimmer, ab elf Uhr, Vor dem Schlesischen Tor 2. Weitere Infos und Anmeldung unter: www.fruehstueckstreff-berlin.de

Anne Seith

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