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Berlin: Der Halensee wird durchgespült

Seit dem vorigen Jahr gilt ein Badeverbot wegen schlechter Wasserqualität. Jetzt soll ein Regenwasser-Filter die Probleme lösen

Am Ufer des Halensees verkünden Schilder des bezirklichen Umweltamtes auch in diesem Jahr: „Baden verboten“. Wegen der schlechten Wasserqualität gilt das Gewässer seit 2004 offiziell nicht mehr als Badestelle. Doch Besserung ist in Sicht: Die Berliner Wasserbetriebe beginnen in diesen Tagen mit dem Bau einer neuen Regenwasser-Filteranlage. In drei Jahren könne der Badebetrieb voraussichtlich wieder beginnen, sagte ein Sprecher.

Im Freibad dürfen sich die Besucher bis dahin nur auf der Liegewiese, am schmalen Sandstrand oder auf dem hölzernen Steg sonnen. Selbst an den heißesten Tagen dieses Sommers waren dort lediglich eine Hand voll Besucher zu sehen. An weniger sonnenreichen Tagen öffnete der langjährige Pächter die Tore gar nicht erst.

Ganz anders geht es bei Sonnenschein auf der Nacktbadewiese im Friedenthalpark neben der Stadtautobahn zu: Viele FKK-Freunde ignorieren das Badeverbot. Das Verbotsschild wurde einige Male umgedreht, so dass die Schrift vom Ufer aus nicht mehr lesbar war. Theoretisch müssen Badende mit 20 Euro Bußgeld rechnen, doch den Kiezstreifen des bezirklichen Ordnungsamts fehlt offensichtlich die Zeit zur Überwachung.

Der 5,7 Hektar große und bis zu zehn Meter tiefe Halensee hat dem Ortsteil von Charlottenburg-Wilmersdorf den Namen gegeben. Das Gewässer gilt aber schon lange als Sorgenkind unter Berliner Badestellen. Bei regelmäßigen Messungen der Wasserqualität wurden EU-Grenzwerte für bakterielle Belastungen häufig überschritten. Das Hauptproblem sei die „Kessellage“ ohne Abflüsse, sagt Robert Rath vom Landesamt für Arbeits- und Gesundheitsschutz. Zu den Verunreinigungen kommt es, wenn Regen Keime und Schadstoffe vom Ufer ins Wasser spült. Außerdem gelangt Regenwasser über die Kanalisation in den See. Dazu gehören auch Schadstoffe von der Stadtautobahn, die unter anderem durch den Reifenabrieb der Autos verursacht werden. Wäre das Freibad geöffnet geblieben, hätte die EU womöglich Zwangsgelder in mehrstelliger Millionenhöhe gegen das Land Berlin verhängt, weil gegen die Richtlinien für Badestellen verstoßen wurde. Deshalb entschlossen sich die Senatsgesundheitsverwaltung und das Bezirksamt, die Badestelle aufzugeben.

Nun entsteht eine „ökologische Bodenfilteranlage“: Schmutzstoffe sollen sich dort in mehreren Schichten aus Schilf und mineralischem Granulat ablagern. Die 2200 Quadratmeter große Anlage, die sich in einer Art Betonwanne befindet, wird hauptsächlich im oberen Teil des Friedenthalparks angelegt. Sie beansprucht 300 Quadratmeter der darunter gelegenen Liegewiese, die insgesamt 10 000 Quadratmeter misst. Die Kosten werden auf etwa drei Millionen Euro geschätzt; 61 Prozent davon zahlt der Bund. Den Rest der Mittel steuert die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bei. In Betrieb gehen soll die Anlage im Oktober 2006. Die Wasserqualität wird sich danach allerdings nur langsam bessern – weshalb die Badeverbotsschilder wohl nicht vor 2008 verschwinden.

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