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Berlin: Der Herr Magister macht sauber in Berlin

Der neue Chef kommt aus Wien. Gerhard Gamperl will die BSR zur besten Stadtreinigung Deutschlands machen

Von Sabine Beikler

Den Kontakt mit Landsleuten zu halten, ist in Berlin nicht schwer: „Wir Österreicher mögen diese Stadt“, sagt Gerhard Gamperl mit Wiener Charme. „Von acht Millionen Österreichern leben immerhin 8000 hier.“ Der neue Vorstandsvorsitzende der Berliner Stadtreinigung (BSR) ist seit fünf Tagen in der Stadt und findet Berlin „nicht schmutziger als anderswo“. Schmutziger als Wien vielleicht? Nein, „Wien ist nicht sauberer“, schmeichelt der gebürtige Wiener Berlin. Am Freitag wurde Gamperl durch Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) offiziell in sein Amt eingeführt.

Wenn er von seinen Zielen als Vorstandsvorsitzender des landeseigenen Unternehmens spricht, bleibt Gamperl vorsichtig: Er will die BSR in die „Zukunft“ führen. Konkreter wird der Wirtschaftssenator. Wolf, BSR-Aufsichtsratsvorsitzender, erwartet sich von Gamperl, dass die BSR die „Wettbewerbsfähigkeit im Interesse der Gebührenzahler gewährleistet“. Von Gebührenerhöhungen ist zwar noch keine Rede, doch gesteht Gamperl die als „heikles Thema“ ein.

Der 43-Jährige tritt die Nachfolge seines Tiroler Landsmanns Peter von Dierkes an, der im März 2003 seinen Rücktritt erklärt hatte. Vor seinem Wechsel nach Berlin war der Wiener Diplom-Ingenieur Geschäftsführer der Wiener Stadtwerke Beteiligungsmanagement-GmbH und bei Asean Brown Boveri in und dem Unternehmen A.S.A. Abfall Service tätig. Gerhard Gamperl hat zwei abgeschlossene Ausbildungen: Er schloss die Wirtschaftsuniversität Wien mit Magister ab, und die Universität für Bodenkultur beendete er als Diplom-Ingenieur. Gamperl ist verheiratet und hat zwei Kinder. Bis seine Familie nach Berlin gezogen ist, wohnt er in einer „Junggesellenbude“ in Mitte, freut sich auf das Berliner Kulturleben und aufs Joggen im Grünen.

Der gebürtige Wiener kannte die BSR nur als Berlin-Besucher. Als er sich Ende 2003 für Berlin entschied, sprach er von „Stärken“ des Unternehmens, die es zu entwickeln gelte. Nachdem der Abrechnungsskandal bei den Straßenreinigungsgebühren zwischen 1999 und 2002 bekannt geworden war, musste Finanzvorstand Arnold Guski gehen. Auch der frühere Vorstandssprecher Peter von Dierkes verabschiedete sich. Dessen Rücktritt stand, betont die BSR, „in keinem Zusammenhang“ mit dem Abrechnungs-Chaos. Die BSR kassierte wegen eines Berechnungsfehlers rund 60 Millionen Euro zu viel Fegegeld bei Berliner Hausbesitzern und musste dieses zurückerstatten.

Auch die Diskussion um die teils unflexible Abfallpolitik der BSR stärkte den Ruf nach einem Neuanfang. Die Aufsichtsräte setzten „auf frischen Wind von außen“, hieß es. Die BSR ist mitten im Umstrukturierungsprozess: Binnen zehn Jahren wurde das Personal von 10 000 auf 6200 Mitarbeiter abgebaut; allein in den vergangenen drei Jahren sparte die BSR 87 Millionen Euro ein.

Jetzt steht die nächste große Entscheidung an. Von 2005 an soll eine Firma gemeinsam mit der BSR 230 000 Tonnen Müll pro Jahr verwerten und beseitigen. Ab 1. Juni 2005 darf bundesweit kein Abfall mehr unbehandelt auf den Deponien gelagert werden. Bislang werden jährlich 460 000 Tonnen noch unbehandelt auf Brandenburger Deponien gebracht. Zurzeit läuft ein Ausschreibungsverfahren für die künftige Entsorgung und Verwertung. Ende dieses Monats soll entschieden sein, wer den Zuschlag erhält.

Gerhard Gamperl wirbt um den Dialog zwischen Politik und Wirtschaft. Er weiß, dass die BSR als Landes-Unternehmen unter „ständiger Beobachtung“ steht. Für ihn persönlich ist es die größte Herausforderung, aus der BSR nicht die größte, sondern „die beste Stadtreinigung Deutschlands zu machen“.

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