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Berlin: Der Irre Soldat ist wieder auf seinem Posten Das Dahlemer Brücke-Museum stellt restaurierte Bilder aus,

die vor zwei Jahren gestohlen und beschädigt wurden

Was hat der „Irre Soldat“ alles mitgemacht? Von der gewohnten Wand gehängt, dann gefühllos aus dem Rahmen getrennt, der in der Spree landete. Er selbst, der Irre Soldat, wurde dabei durch Risse verletzt. Zusammengerollt harrte er vier Wochen in einer Tasche aus, mit anderen Leidensgefährten. Bis ihn die Polizei aus einer Tempelhofer Wohnung befreite.

Nun hängt er wieder, geglättet und restauriert, im alten Rahmen am alten Platz. Das Brücke-Museum stellt von Freitag an erstmals nach dem spektakulären Kunstdiebstahl vor fast zwei Jahren acht der neun damals gestohlenen Gemälde aus.

Museumsdirektorin Magdalena Moeller kann immer noch nicht so recht glauben, dass die wertvollen expressionistischen Stücke fast wieder am alten Platz hängen. „Die Kripo hat ihre Arbeit gut gemacht. Ich hatte nicht gedacht, sie wiederzusehen.“ Den irren Soldaten, die Gemälde Tübingen, Nordsee, Roquariol, das Bildnis Otto Mueller, Römisches Stilleben, alle von Erich Heckel gemalt. Oder auch Emil Noldes Bild von Gustav Schiefler und Ludwig Kirchners Tiergarten.

Nur Max Pechsteins Junges Mädchen fehlt. Es hatte mehr als der irre Soldat oder die anderen auszustehen, wurde von den Dieben in zwei Teile zerschnitten. Den einen Teil des Mädchens fand man wie die anderen Gemälde eingerollt in der Tempelhofer Wohnung, den anderen zwei Monate später in einem Müllbeutel an der Bundesstraße 96, südlich von Berlin. Die Polizei war den Tätern schnell auf die Spur gekommen. Vor einem Jahr wurde der letzte von sechs Männern wegen Diebstahls oder Hehlerei zu langer Haftstrafe verurteilt.

Das schwer verletzte Leinwandmädchen muss noch zusammengesetzt werden, ein Teil ist stärker geknickt als der andere. Die Anpassung ist schwierig, aber die Restauratoren sind sicher, dass es gelingt. Lange wurde über die Art der Reparatur diskutiert. Zu lange, um das Gemälde schon jetzt zeigen zu können, aber im Frühjahr soll auch das Junge Mädchen im altgewohnten Kreis hängen. Dann sind sie alle, die einen Wert von über 3,6 Millionen Euro darstellen, wieder vereint. Das Brücke-Museum aber kann jetzt schon wieder seine fast vollständige Sammlung zeigen. Das 1967 eröffnete Haus am Dahlemer Bussardsteig gehört zu den bedeutendsten expressionistischen Sammlungen Deutschlands. In wechselnden Ausstellungen werden hier Werke der Künstlergruppe „Die Brücke“ gezeigt, die 1905 in Dresden gegründet wurde. Grundstock der Sammlung waren 74 Bilder des Malers Karl Schmidt-Rottluff, die er 1964 der Stadt geschenkt hatte. Das Museum im Bauhaus-Stil wurde vom einstigen Senatsbaudirektor Werner Düttmann entworfen.

Nach dem Einbruch am Morgen des 20. April war Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen laut geworden. Die Diebe hatten das Alarmlicht des Museums am Grunewaldrand mit Bauschaum besprüht und ein Fenster eingeschlagen. Sie hatten in Windeseile die Bilder abgehängt. Einer der Angeklagten, ein Bosnier, sagte später im Prozess, er hätte „nie gedacht, dass ein Museum mit so wertvollen Gemälden so wenig gesichert sein kann“. Die Museumsdirektorin betonte, schon immer hätten die Sicherheitsvorkehrungen den internationalen Standards genügt, sonst wären beispielsweise nie Leihgaben aus den USA möglich gewesen. Inzwischen seien die Sicherungen noch verschärft worden.

So kann auch der Irre Soldat erwarten, dass er nun für immer seinen sicheren Platz gefunden hat.

Das Brücke-Museum, Bussardsteig 9, Nähe Pücklerstraße, Dahlem, zeigt Werke aus seiner Sammlung vom 16. Januar bis 18. Juli 2004, täglich 11-17 Uhr, außer dienstags. www.bruecke-museum.de

Christian van Lessen

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