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Berlin: Der Islam im Klassenzimmer

Eine emotionsgeladene Diskussion in der Werkstatt der Kulturen

Schwimmunterricht in Leggins und TShirt, nur noch Tierzeichnungen in der Malstunde: Wie verändert der Islam die Schule im Kiez? Montagabend wurde diese Frage zum Teil emotionsgeladen in einer vierstündigen Veranstaltung in der Werkstatt der Kulturen in Neukölln diskutiert.

Der Einladung des Migrationsbeauftragten des Senats, Günter Piening, folgten rund 100 Schulleiter, Lehrer, Bezirkspolitiker und Vertreter islamischer Einrichtungen. Eine Teilnehmerin erinnerte an das Beispiel der deutsch-türkischen Europaschule in Kreuzberg. Als die Einrichtung nach dem verstorbenen Schriftsteller und bekennenden Atheisten Aziz Nesin benannt werden sollte, meldeten türkische Eltern 26 Kinder in andere Schulen um. „Das zeigt, wie das Thema die Schule im Kiez beschäftigt“, sagte sie. Die Stimmung kochte hoch, als Christa Petersen von der islamischen Grundschule in Kreuzberg an das Podium trat. Die muslimisch verhüllte Leiterin der einzigen privaten islamischen Grundschule legte ihr Verständnis von ausgleichendem Dialog dar: „Wir versuchen bei Problemen einen Mittelweg zu finden.“ Das sehe in der Praxis zum Beispiel so aus, dass wegen des muslimischen Bilderverbots nur noch Tiere gezeichnet würden. Es käme vereinzelt auch vor, dass Eltern ihre Kinder nicht im Musikunterricht haben wollten, weil Musik aus ihrer Sicht etwas Verwerfliches sei. „Dann sagen wir, dass bestimmte Trommeln erlaubt sind.“

Zuvor hatten sieben Arbeitsgruppen über die Frage nachgedacht, wie stark der Islam den Schulalltag beeinflusse. Dabei mussten sie zu Themen wie „Sexualkunde“, „Klassenfahrten“, „Parallelgesellschaften“, „Religionsfreiheit“ grüne Punkte auf eine Skala kleben. Das Ergebnis: Neun Prozent der Teilnehmer empfanden, der Islam habe „sehr wenig“ verändert. Für 26 Prozent lag der Wert bei über 50 Prozent, 28 Prozent kamen auf 75 Prozent und 15 Prozent meinten gar, der Schulalltag werde komplett vom Islam beherrscht. suz

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