zum Hauptinhalt
Tausende Besucher kommen zum Fest rund um den Blücherplatz. "Die Veranstaltung ist sehr groß und sehr voll", sagte die Leiterin am Donnerstag.

© Paul Zinken/dpa

Der Karneval der Kulturen hat begonnen: So soll das Fest nachhaltiger werden

Becherpfand, mehr Mülleimer und Öko- statt Chemietoiletten: Der Karneval der Kulturen und das Straßenfest wollen umweltfreundlicher und sozialer werden.

Von Jonas Bickelmann

Der Karneval der Kulturen hat begonnen, rund eine halbe Million Besucher werden bis Montagnachmittag erwartet. Alle Infos zum Fest und die Sperrungen gibt es hier. Zum ersten Mal wird das Fest in diesem Jahr mit Kameras überwacht. Und auch sonst gibt es einige Neuerungen:

Die Diskussionen über Klimaschutz und Nachhaltigkeit machen auch vor Großveranstaltungen wie dem Karneval der Kulturen nicht Halt. Umweltfreundlicher und sozialer soll er werden. Dafür will das Team Müll und Lärmbelastung für die Anwohner reduzieren. Dieses Jahr gibt es dreimal so viele Mülleimer wie 2018. Für Transporte dienen Lastenfahrräder und einige der Umzugswagen sollen nicht mit Motoren angetrieben, sondern von Hand geschoben werden. Soundchecks seien auf 15 Minuten begrenzt, kündigten die Organisatoren an – damit es im Kiez nicht lauter wird als nötig.

Einige Bereiche waren bereits in der Vergangenheit ökologisch verantwortungsvoll organisiert: Beim Straßenfest setze man schon immer auf ein Trinkbecher-Mehrwegsystem mit Pfand, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel. Außerdem gebe es Geschirr aus Bananenblättern.

Strom aus ökologischen Quellen beziehen die Veranstalter allerdings nur in ihren Büros, sagte die Sprecherin, denn für eine sogenannte „kurzfristige Stromentnahme“ im Festgebiet habe man keine Öko-Anbieter gefunden.

Im "Shanti Town" stehen Tier- und Umweltschutz im Fokus

Seit Jahren gibt es beim Straßenfest des Karnevals, das am Freitag begonnen hat und bis Montag um 19 Uhr läuft, auch einen sogenannten grünen Bereich, in dem die Themen Tier- und Umweltschutz im Fokus stehen. Dieses Jahr heißt der Bereich „Shanti Town“, gelegen an der Blücherstraße, nahe des Poco-Möbelmarktes. Der alte Name sei inhaltlich nicht offen genug und „zu nah an der Grünen Woche“ gewesen, sagt Martin Zillmann, der Shanti Town organisiert. Es gehe nun neben Umwelt verstärkt um soziale Themen wie Wohnen und Antirassismus.

„Shanti“ ist Sanskrit und bedeutet Frieden. Man könne aber auch an improvisierte Siedlungen denken, die man auf Englisch „shanty towns“ nennt, erklärt Zillmann. In Shanti Town gibt es Ökostrom: „Circa 50 Prozent des Bedarfs können wir über eine mobile Solaranlage decken.“ Der Shanti-Bereich bleibt während der gesamten Zeit des Straßenfestes geöffnet. Auf dem Programm stehen Musik, Workshops und Diskussionen.

Zillmann empfiehlt besonders das Programm am Sonnabend: Nachmittags gibt es eine Modenschau mit Kleidern aus wiederverwertbaren Materialien und einen Salsaworkshop, bei dem Spenden für Trinkwasserprojekte gesammelt werden. Um 14 Uhr diskutieren Aktivisten der Jugendprotestbewegung „Fridays for Future“ mit Vertretern von Greenpeace und dem Fahrradclub ADFC über die Zukunft der Mobilität.

Eigene Dinge können ausprobiert werden

Martin Zillmann findet es wichtig, dass Besucher selbst Dinge ausprobieren können, zum Beispiel die Komposttoilette statt der üblichen Chemietoiletten: Bei dem komplett wasserfreien System einer Firma aus Eberswalde werden Sägespäne nachgeschüttet, um unangenehme Gerüche zu verringern und die Kompostierung zu unterstützen.

Grüner tanzen. Beim Umzug sollen Abgase gespart werden.
Grüner tanzen. Beim Umzug sollen Abgase gespart werden.

© REUTERS

Auch soziale Aspekte sind Zillmann wichtig: „Die Hemmschwelle zum Fest zu kommen, ist sehr niedrig“, sagt er. Anders als bei vielen andere Veranstaltungen ist der Eintritt beim Karneval der Kulturen und dem dazugehörigen Straßenfest kostenlos. Und nicht zuletzt: „Man kann eigene Getränke mitbringen.“ Auch das sei ein wichtiger Kostenfaktor. Es kämen viele Leute zum Karneval, die sich sonst keinen Salsakurs leisten könnten. In einem Umsonstladen im „Shanti“-Bereich kann jeder Kleidung mitnehmen und abgeben.

Der Höhepunkt des Wochenendes ist für viele der Umzug am Sonntag. Er beginnt um 12.30 Uhr an der Yorck-, Ecke Großbeerenstraße und führt über Gneisenaustraße und Hasenheide zum Hermannplatz, wo er um 21 Uhr endet. 4400 Akteuren tanzen durch die Straßen. Weitere Informationen unter: www.karneval.berlin

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false