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Berlin: Der kleine Kosslick

Thomas Hailer organisiert das Kinderfilmfest der Berlinale

Das Licht geht aus und Thomas Hailer steht allein vor dem roten Vorhang im Zoo-Palast. Das Publikum im Kino tobt. Mehr als tausend Kinder jubeln dem Direktor des Kinderfilmfests zu. „Gleich geht’s los“, ruft er ins Mikrofon. Wieder brandet Beifall auf. „Der zehnte Sommer“, ein Spielfilm mit Kai Wiesinger, Katharina Böhm und Martin Stührk, steht auf dem Programm.

Im Oktober hat Thomas Hailer, Theaterwissenschaftler und Filmdramaturg, die Organisation des 26. Kinderfilmfests der Berlinale übernommen. Längst hat es sich selbst als Marke etabliert. Wenn Hailer mit den Kinder spricht, ist er weder pädagogisch noch anbiedernd. Und wie kleine Erwachsene behandelt er sie auch nicht. Er weiß, wie er mit den Vier- bis Vierzehnjährigen umgehen muss: „Aus dem Bauch heraus“, sagt er: „Es kommt darauf an, dass man sich freut, dass alle da sind.“

Hailer ist ständig in Bewegung. „Während des Festivals schlaf ich nicht viel“, sagt er und stürmt zum Ausgang. Eine Schulklasse hat vergessen, ihre Eintrittskarten abzuholen. „Die lassen wir natürlich trotzdem rein.“ Troubleshooting, eine seiner Standardübungen. Vier Monate hat Hailer das Festival vorbereitet und mit einem Auswahlgremium aus 200 Filmen die 14 Spielfilme und 16 Kurzfilme für den Wettbewerb ausgesucht. Eine Kinderjury, elf Berliner Kinder zwischen 11 und 14, zeichnet ihren Favoriten mit dem Gläsernen Bären aus. „Das ist nicht ohne: In acht Tagen müssen sich die Kinder 30 Filme reinziehen und zu jedem eine Haltung entwickeln“, sagt Hailer. Rund 1000 Kinder bewerben sich jedes Jahr um einen Platz.

Eigene Kinder hat der 44-Jährige nicht. „Aber ich sehe oft Filme mit Kindern von Freunden. Es ist wichtig, viel mit Kindern ins Kino zu gehen.“ Das Kinderfilmfest soll dabei Zeichen setzen. „Ich wünsche mir, dass die Kinder schon beim Rausgehen aus unseren Filmen ihre Eltern nerven, wann sie wieder ins Kino dürfen“, wünscht sich Hailer, der sich noch genau an seinen ersten Film erinnert. „Es war ,Die Geschichte vom kleinen Muck’ von Wolfgang Staudte. Den habe ich zu Hause nachgespielt.“

Melanie Ottenbreit

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