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Berlin: Der Klimawandel macht Brandenburgs Bäume krank

Eichen, Linden und Eschen leiden zunehmend unter langen Trockenphasen. Schädliche Pilze breiten sich hingegen immer mehr aus.

Von Matthias Matern

Potsdam - Brandenburgs Bäumen macht der Klimawandel immer mehr zu schaffen – egal ob sie am Straßenrand, im Wald oder auf der Obstwiese stehen. Eichen, Kiefern und Linden leiden unter wiederholt auftretenden, ungewöhnlich langen Trockenphasen. Dadurch werden sie anfälliger für Schädlinge, Bakterien und Pilze. Wissenschaftler suchen inzwischen auf einer Testplantage bei Schönefeld nach einem möglichst widerstandsfähigen Straßenbaum der Zukunft. Bei Frankfurt (Oder) kämpfen Obstbauern derzeit zudem gegen den hoch infektiösen bakteriellen Feuerbrand. Ganze Kernobstplantagen müssen, wie berichtet, wegen des Wärme liebenden Erregers gerodet werden. Und auch den Waldbäumen geht es schlecht. Ihnen schaden bislang ungefährliche Pilze – vor allem Eschen sind betroffen.

Dass der „Hymenoscyphus pseudoalbidus“ oder das „Falsche Weiße Stängelbecherchen“, wie der Schädling auch genannt wird, den Eschen überhaupt gefährlich wird, war lange unbekannt. Erstmals wurden Anfang der 90er Jahre größere Schäden aus dem Baltikum und aus Polen gemeldet. Im Land Brandenburg sind laut Experten sogar ganze Bestände bedroht. „Es gibt einige Bereiche im Land, in denen die Esche bereits auf der ganzen Fläche abstirbt“, sagt Jan Engel vom Forstkompetenzzentrum des Landes in Eberswalde. Die Forscher können auch nicht genau erklären, warum der Pilz erst seit einigen Jahren derartige Schäden anrichtet. Sie vermuten aber, dass dies mit dem Klimawandel zusammenhängt. Modellberechnungen gehen von einem Anstieg der Durchschnittstemperatur im Land Brandenburg von zwei bis vier Grad in den nächsten 30 bis 40 Jahren aus. „Möglicherweise regt die Erwärmung und eine veränderte Luftfeuchtigkeit die Pilze an, schädlich zu sein“, meint Jan Engel.

Wie groß das Ausmaß des Pilzbefalls in Brandenburg ist, zeigen die 147 Proben von offensichtlich kranken Bäumen, die das Kompetenzzentrum im vergangenen Jahr untersucht hat. In mehr als der Hälfte der Fälle wurden dabei Pilze, bei einem Viertel Insekten als Schädlinge nachgewiesen; 13 Prozent der Schäden entfielen auf Wetterunbilden wie Frost, Hitze, Dürre und Hagel. Die Experten rechnen mit einer Zunahme von „Schwächeparasiten“ und neuen Krankheitsphänomenen.

Die wirtschaftlichen Folgen durch den Befall der Eschen halten sich noch in Grenzen, meint Enno Rosenthal, Geschäftsführer des Waldbauernverbandes Brandenburg. „Vor Jahren hatten wir ein ähnliches Problem mit Ulmen.“ Eschen seien aber wirtschaftlich nicht so bedeutend, da die Anbaufläche in Brandenburg verhältnismäßig klein sei. Dennoch verweist Rosenthal darauf, dass ein gut gestaffelter Mischwald resistenter gegen Schädlinge sei als die in Brandenburg vorherrschenden Kiefernmonokulturen.

Denn auch die in der Mark allgegenwärtigen Kiefern leiden unter vermehrtem Pilzbefall. Mit einem Anteil von nach wie vor rund 70 Prozent ist die Kiefer der vorherrschende Baum im märkischen Forst. Insgesamt steht auf 37 Prozent der Landesfläche Wald.

Nur etwa 280 000 Hektar der insgesamt 1,1 Millionen Hektar Wald gehören dem Land Brandenburg. Den Rest teilen sich Kommunen und rund 90 000 private Forstbesitzer. Matthias Matern

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