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Berlin: Der Kostendrücker

Er findet Wege, die Ausgaben für Strom und Wasser der Berliner Bäder zu senken: Michael Thoma ist Energiebeauftragter

Energiebeauftragter. Das klingt nach Trockenschwimmen bei einem Arbeitgeber, dessen wichtigstes Element das Wasser ist. Michael Thoma, 44, ist der Energiebeauftragte der Berliner Bäderbetriebe. Seit fast zehn Jahren macht er diesen Job. Auch wenn es nach viel Theorie klingt: Wenn er davon berichtet, hört sich das an, als gäbe es bei den Bäderbetrieben kein spannenderes Arbeitsfeld als das des Energiebeauftragten.

Das würde Michael Thoma so nie sagen, aber im Grunde ist es so. Denn die Energiekosten sind nach den Löhnen und Gehältern der zweitgrößte Ausgabeposten der Bäderbetriebe. Da lohnt es sich, jemanden wie ihn zu beschäftigen – nirgendwo sonst macht sich Energiesparen so bezahlt. Allein die Zahlen der Schwimmhalle an der Landsberger Allee in Prenzlauer Berg (siehe beiliegendes Farbposter) machen klar, um welche Summen es geht. Hier werden jedes Jahr verbraucht: 60 000 Kubikmeter Wasser (das sind 60 Millionen Liter), 10 000 Megawattstunden Strom für die Heizung und 6500 Megawattstunden für den Betrieb der Pumpen, Wasserkreisläufe, des Lichts und der Kassen. „Wir haben hier den Verbrauch um 40 000 Kubikmeter Wasser senken können“, erzählt Thoma, „weil wir die Aufbereitung des Wassers in den letzten Jahren optimiert haben.“

Anders als zum Beispiel die Bäder in anderen Städten, die von den Stadtwerken betrieben werden und deshalb Sondertarife für Energie und Wasser haben, müssen die Berliner Bäderbetriebe beides einkaufen – und dafür die üblichen Entgelte zahlen. Kein Wunder also, wenn die notorisch klammen Bäder ständig auf der Suche nach neuen Ideen sind, die Kosten zu senken. Eines der erfolgreichsten Konzepte der Vergangenheit ist das, was Michael Thoma neudeutsch „Einsparcontracting“ nennt.

Dahinter verbirgt sich ein Vertrag zwischen den Bäderbetrieben und einem Investor aus der Wirtschaft – in diesem Fall Siemens –, der die technischen Anlagen der Bäder modernisiert. Dafür haben die Bäderbetriebe nämlich kein Geld. Der Investor bezahlt die Instandsetzung von 7,9 Millionen Euro, im Gegenzug erhält er 80 Prozent der Erlöse, die durch die eingesparte Energie zusammenkommen. Die restlichen 20 Prozent bekommen die Bäderbetriebe. „Beide Seiten profitieren davon“, sagt Thoma. Für den Investor rechnet es sich, da der Vertrag eine Laufzeit von zehn Jahren hat. Und für die Bäderbetriebe rechnet es sich auch: Nur mit modernisierten oder neuen technischen Anlagen lassen sich die Kosten für Energie und Wasser deutlich senken. Da ist noch viel zu tun.

Doch der studierte Energie- und Verfahrenstechniker hat täglich noch mehr auf der Agenda. „Durch unser zentrales Controlling erfassen wir alle Daten unserer Schwimmhallen“, erklärt Thoma. „Wie viele Besucher sind da, wie hoch ist der Verbrauch . . .“ So weiß er als einer der Ersten, welche Schwimmhalle am besten dasteht. In einer aus der Spitzengruppe sitzt er gerade auf der Tribüne: die Halle in der Landsberger Allee. Die ist zwar zu großen Teilen für Vereine und Schulen reserviert, aber trotzdem auch beim zahlenden Publikum sehr beliebt. Grund sind die 50-Meter-Bahnen und die Öffnungszeiten, benutzerfreundlich und relativ leicht zu merken: montags, mittwochs, donnerstags 6.30 bis 22.30 Uhr, mittwochs 8 bis 22.30 Uhr, freitags 9 bis 22.30 Uhr, sonnabends 12 bis 19 Uhr und sonntags 10 bis 18 Uhr. Michael Thoma wird man hier trotzdem selten sehen. Er geht lieber laufen und Volleyball spielen als schwimmen.

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