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Berlin: Der Kunde ist Kahlkopf

Der Prerower Platz in Hohenschönhausen wird zum Nazitreff. Im „Lindencenter“ gibt es sogar einen rechten Herrenausstatter

Zu den Stadtvierteln mit einer offenen rechten Jugendszene gehört seit Jahren Hohenschönhausen. Die „Glatzen“ reklamieren bestimmte Treffpunkte für sich, unter anderem den belebten Prerower Platz am „Linden-Center“. Dort fänden sie inzwischen eine gut ausgebaute „Infrastruktur“ von rechten Läden und Lokalen vor, sagt Mario Gartner von der „Unabhängigen Anlaufstelle für BürgerInnen UAB“. Aus Protest gegen diese Ausbreitung rechter Unkultur will sich die UAB jetzt mit einem offenen Brief an die Bezirksbürgermeisterin und den BVV-Vorsteher wenden.

In Hohenschönhausen ist rechtes Gedankengut offenbar tief verwurzelt. Im Jahr 2000 kamen Politologen in einer Studie zu der Erkenntnis, es gebe einen „Mainstream“ rechtsextremer Orientierungen in der Bevölkerung. Als Reaktion bildete sich die UAB und veranstaltete Demonstrationen gegen die NPD. Vor kurzem organisierte die Bürgerinitiative eine Skatervorführung auf dem Prerower Platz, als bewusstes Signal an die Rechten: Dieser Platz gehört euch nicht! Die Antwort waren Drohungen und Überfälle. Ende September kam es zum vorläufigen Höhepunkt: Ein 14-jähriger Punk wurde von fünf Rechtsextremen brutal zusammengeschlagen.

„Wir waren selbst überrascht, wie aggressiv die Rechten reagiert haben“, sagt Mario Gartner. Die Skater hätten sich aber bislang nicht einschüchtern lassen und nutzten den Platz weiter.

Sorgen macht der Bürgerinitiative vor allem die wachsende rechte Infrastruktur. Sogar im Linden-Center hat ein Laden aufgemacht, der die von rechtsextremen Jugendlichen bevorzugten Textilien der Marken „Lonsdale“ und „Thor Steinar“ vertreibt. Centermanager Gottfried Wabra verlässt sich auf die Unschulds-Erklärung seines Mieters. Der habe ihm versichert, die benannten Labels seien „Trendmarken, die von vielen Jugendlichen getragen werden“. Er wolle nicht um das Problem rechter Jugendlicher herumreden, aber ihm seien einfach noch keine über den Weg gelaufen – weder im Center noch auf dem Prerower Platz. Das ist erstaunlich, denn schon seit Jahren gibt es dort das Geschäft „Kategorie C“ (das bedeutet in der Polizeisprache: gewalttätige Hooligans) mit Utensilien für schlagkräftige Fußballfans. Die treffen sich dann ein paar Meter weiter im neu eröffneten „Germanenhof“. Der Besitzer ist der gleiche André S., dessen „Berliner Fußball Café“ in Lichtenberg unlängst wegen eines Hakenkreuzes im Schaufenster Besuch von der Polizei bekam.

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