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Berlin: Der lange Lauf nach Hawaii

Was ein Triathlet im Winter macht

Jens Schunke-Galley stellt zwei große Tassen heißen Cafe auf den Küchentisch. Der Cafe schmeckt nach Vanille. Aber der Geschmack ist für den 34-Jährigen nicht das Entscheidende. Sondern die Herkunft. Die Bohnen stammen aus Hawaii. Auf den Südseeinseln war Schunke-Galley im Oktober vergangenen Jahres. Der gebürtige Thüringer nahm dort zum vierten Mal am härtesten und berühmtesten Triathlon der Welt teil, dem Ironman-Hawaii: 3,8 Kilometer schwimmen, 180 km Rad fahren, 42,195 km laufen. Nach 9:17:09 Stunden kam er ins Ziel. Als 40. insgesamt, und siebtbester Amateur. Völlig ausgetrocknet. Denn auf Hawaii war es heiß. In Berlin dagegen ist es kalt. Mittlerweile sind einige Seen zugefroren, auf den Straßen liegt Schnee. Was macht ein Triathlet eigentlich im Winter?

Kurz nach dem Ironman wurde erstmal regeneriert. Das ist klar. Aber nur ein paar Tage lang. Auf die faule Haut legt sich Schunke- Galley nicht. „Ich habe einfach einen starken Bewegungsdrang.“ Sport ist weiterhin angesagt. Nur macht er erstmal etwas ganz anderes: Volleyball oder Basketball. Früher musste sich der schlanke und drahtige Mann dafür immer Hallen suchen. Heute hat er es besser: „Ich mache im Sportunterricht einfach mit meinen Schülern mit.“ Denn Schunke-Galley ist seit mehr als einem Jahr Referendar für Sport und Geschichte an der Lily-Braun-Oberschule in Spandau. Zudem leitet er dort eine Abenteuer- Gruppe mit Sportarten wie Klettern, Kanu fahren und Skaten. Das passte genau in seinen Regenerationsplan. „Ich lege bestimmte Sachen so, dass ich sie mit meinem Training kombinieren kann“, sagt Schunke-Galley. Und am Wochenende fährt er meistens noch ein bis zwei Stunden Mountainbike. Ganz entspannt.

Anfang November begann dann das Grundlagentraining, bei dem langsam die Ausdauerfähigkeit erhöht wurde. Nach dem Schulunterricht ging Schunke- Galley eine bis eineinhalb Stunden Laufen. Am nächsten Tag dann Rad fahren mit dem Mountainbike. Bis zu drei Stunden Technikübungen, Sprünge, den Berg hochfahren und durch freies Gelände rasen. „Das übt die Radbeherrschung und trainiert die Kraftausdauer“, sagt Schunke-Galley.

An einem anderen Tag ging er schwimmen. Natürlich im Hallenbad. Dabei trainierte er aber nicht nur Kraul, das beim Wettkampf geschwommen wird, sondern auch andere Schwimmarten. Und um die Feinmotorik zu üben, kombinierte Schunke-Galley die Arm- und Beinschläge der verschiedenen Stile, also beispielsweise den Brust-Beinschlag mit dem Kraul-Armschlag. Das ist erstmal gewöhnungsbedürftig, aber schult den Körper.

Die Trainingspläne stellt sich der ehemalige Triathlon-Landestrainer in Thüringen selbst zusammen. Nebenher arbeitet der angehende Lehrer und diplomierte Sportwissenschaftler als Forscher. Dabei beschäftigt er sich mit dem menschlichen Immunsystem – auch das nützt ihm beim Sport. Bei diesem vollgestopften Terminplan passt es zeitlich gut, dass der Vater einer dreijährigen Tochter seine Trainingseinheiten vor der Haustür absolvieren kann, im Tegeler Forst. Wenn es wärmer wird, springt er in den Flughafensee und zieht dort seine Runden. Aber soweit ist es noch nicht.

Ende November startete das Aufbautraining mit Vorbereitungsphase eins. Die Intervalle wurden dabei länger. Beim Schwimmen krault er 100 Mal 50 Meter – mit 30 Sekunden Pause dazwischen. In Phase zwei, ab Februar, werden dann die Sportarten im Training gekoppelt, Laufen mit Rad fahren, oder Rad fahren mit Schwimmen. In diesen beiden Phasen nimmt Schunke-Galley an verschiedenen Wettkämpfen teil, wie etwa Crossläufen, dem Halbmarathon im Mai oder Skating-Läufen. Anfang Mai beginnt dann die unmittelbare Wettkampfvorbereitung für den Ironman auf Lanzarote.

Die Feiertage und Neujahr verbrachte Schunke-Galley mit seiner Familie in Schweden. Zum „semispezifischen Training“, wie er sagt. Auf Deutsch: Langlauf.

Jörg Petrasch

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