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Berlin: Der lange Weg nach Hause

Am Abend, als Schnee und Regen die Straßen in Eisbahnen verwandelten, standen viele Autofahrer im Stau. Auf den Flughäfen und bei der BVG kam es zu Verspätungen

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Seit den Mittagsstunden des gestrigen Dienstags tönte die Warnung vor dem „aus Nordwest anrückendem Blitzeis“ unablässig auf allen Radio-Kanälen: Lassen Sie Ihr Auto stehen, empfahlen Wetterfrösche und Verkehrsexperten. Sie fanden Gehör: Viele Berliner stiegen auf öffentliche Verkehrsmittel um. Andere verließen ihre Büros früher als sonst, um nicht dort übernachten zu müssen. Auch Thomas Globig, Chefmeteorologe von Meteomedia, erhielt einen besorgten Anruf seiner Frau: „Ich hab’ ihr geraten, ruhig zu bleiben“, sagte er am gestrigen Nachmittag: „Im Gegensatz zu den Warnern bin ich überzeugt, dass es kein Blitzeis geben wird.“

Globigs Optimismus beruhte darauf, dass eine erste Wetterfront zunächst bis zu fünf Zentimeter Schnee nach Berlin bringen würde. Selbst ein Zentimeter reicht seiner Ansicht nach aus, um Blitzeis zu verhindern. Das entstehe nur, wenn Regen auf schneefreien – sprich: nackten und unterkühlten – Boden falle. Globigs Prognose für die Hauptstadt lautete deshalb: Das vorausgesagte Chaos bleibe aus. Lediglich auf Nebenstraßen und Kopfsteinpflaster könne es zu ungewollten Rutschpartien kommen. Ansonsten müssten die Autofahrer „lediglich“ mit Schneeglätte und -matsch fertig werden.

Das reichte gestern Abend allerdings aus, um den Heimweg für viele Berufspendler zu verlängern. Ab 17 Uhr krochen die Fahrzeuge auf der Autobahn mit 40 und auf den übrigen Straßen mit 20 Stundenkilometern dahin. Richtig schlimm wurde es, als der Schnee in den späten Abendstunden in Regen überging. Die Straßen verwandelten sich in spiegelglatte Eisbahnen. Dass sich trotzdem bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe sogar weniger Unfälle als sonst ereigneten, war nach Ansicht eines Polizeisprechers der „nahezu vorbildlichen Einstellung der Berliner Autofahrer auf die recht chaotischen Witterungsbedingungen“ zu danken.

Auch Fluggäste mussten zum Teil lange Wartezeiten in Kauf nehmen. In Tegel waren beispielsweise die Passagiere des Linienflugs nach Köln gerade in ihre Maschine eingestiegen, da vereiste zuerst das Flugzeug und dann die Startbahn. Durch den Schneefall gab es auch bei den Bussen der BVG Verspätungen bis zu 30 Minuten. Bei mehreren leichten Unfällen entstanden Blechschäden, sagte ein BVG-Mitarbeiter.

Für den Berufsverkehr am heutigen Mittwochmorgen wollte gestern angesichts des einsetzenden Eisregens keiner eine Prognose wagen. Chefmeteorologe Globig rechnete allerdings mit einer Entspannung, da die Temperaturen in der zweiten Nachthälfte rasch ansteigen sollen. Die Polizei warnt deshalb noch einmal ausdrücklich vor dem Betreten der Eisflächen. Das könne auch dort, wo das Eis tragfähig scheint, lebensgefährlich sein.

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