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Berlin: Der lange Weg zum erfolgreichen Straßenfest

Zum „Boulevard des Artistes“ in der Potsdamer Straße kamen weniger Besucher als erwartet – im nächsten Jahr soll das Konzept geändert werden

Drei Tage lang war die Potsdamer Straße zwischen Pohlstraße und Schöneberger Ufer eine Artistenmeile. Hochseilkünstler, Gaukler, Musiker und Clowns sollten vor allem das junge Publikum bei Laune halten. Auf 750 Meter standen bis kurz vor die MoMA-Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie 45 Buden. Die Potsdamer Straße soll lebendiger werden – mit dem Straßenfest als wichtigem Beitrag. Doch die Bilanz durchwachsen. Rund 15000 Besucher sind in den drei Tagen gekommen, viele Händler wie Hans-Joachim Schultz sind enttäuscht und wollen nicht mehr wiederkommen. Er ist der Inhaber des Standes „Knoblauch Baguette“. Sonnabend hat er 99 Euro eingenommen, am Tag darauf 209 Euro. „Wenn es heute 125 Euro werden, bin ich schon froh.“ Sein geschätzter Verlust beim Straßenfest: etwa 250 Euro. Auch Stefani Fichtelmann aus Braunschweig, die Broccoli in Bierteig verkauft, hat sich ihren Einsatz in Berlin etwas anders vorgestellt. „Schauen Sie sich doch um, hier gibt es sechs Bratwurstbuden, drei Crêpes-Hütten und diverse Stände mit Asia-Food. Wo sind die Artisten?“ Am Sonntagabend hat ein Eisverkäufer schräg gegenüber von ihrem Stand bereits abgebaut und ist gegangen. „Ich mache hier etwa 1000 Euro Minus“, sagt Stefani Fichtelmann. Der Veranstalter hatte die Händler mit Besucherzahlen von 300000 Gästen geworben.

„Das künstlerische Konzept ist für diese Gegend nicht das Richtige“, sagt Celil Senman. Der Geschäftsführer der Berlin City Event & Marketing GmbH organisiert den „Boulevard des Artistes“ jetzt zum zweiten Mal. Seine Idee für die Anwohner mit kinderreichen Familien: keinen Ramschverkauf in einer finanziell schwächeren Gegend, sondern ein kulturelles Programm mit einen speziellen Angebot für Kinder. Familien sind gekommen – doch der Griff zum Portemonnaie fällt offenbar schwer.

Jetzt überlegt Celil Senman, mit dem „Boulevard des Artistes“ in einen anderen Straßenzug umzuziehen. Vor allem von den ansässigen Geschäften wünscht sich Celil Senman mehr Kooperation. „Die machen viel Umsatz, wenn vor ihrem Laden ein Straßenfest stattfindet.“ Mit Theo van Tulden, Betreiber des „Eldorado“ in Schöneberg und Mitglied der Interessengemeinschaft Potsdamer Straße, hat er sich gezielt an die Geschäftsleute gewandt. „Die müssen aktiver werden“, sagt auch Theo van Tulden. Er sieht den „Boulevard des Artistes“ in der Potsdamer Straße nicht am Ende. „Jetzt muss man einen langen Atem haben. Wenn man an die Feste in den Jahren 1993 bis 1995 zurückdenkt, war die Potsdamer Straße ein Publikumsmagnet. Dann ist einige Jahre nichts mehr geschehen. Die Menschen müssen sich daran gewöhnen, dass es hier ein Straßenfest gibt.“ Van Tulden hat Erfahrungen mit erfolgreichen Festen: Er organisierte bis 2002 das Straßenfest an der Nollendorfplatz.

Am vergangenen Wochenende seien einfach mehrere negative Faktoren zusammengekommen: schlechtes Wetter, Schulferien und ein durch die Osterfeiertage relativ leeres Berlin. Immerhin: Nach vielen Beschwerden im vergangenen Jahr hat organisatorisch alles ohne Komplikationen geklappt. Theo van Tulden will jetzt mit Celil Senman über neue Schwerpunkte nachdenken, etwa prominente Gesichter für die nächsten Bühnenprogramme.

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