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Berlin: Der Lebensstandard leidet

Ja, die Viertel am Stadtrand sind auf dem Weg zu Armutsquartieren. Wer wenig Geld hat und eine neue günstige Wohnung sucht, wird am ehesten dort fündig.

Ja, die Viertel am Stadtrand sind auf dem Weg zu Armutsquartieren. Wer wenig Geld hat und eine neue günstige Wohnung sucht, wird am ehesten dort fündig. In den Ostberliner Sanierungsgebieten, in Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain liegen gerade mal vier Prozent aller Wohnungen bei den Mieten unter jener Bemessungsgrenze, die Hartz-IV-Haushalten für die Übernahme der Wohnkosten von den Jobcentern vorgegeben werden. Dagegen liegen im Bezirk Marzahn-Hellersdorf mehr als die Hälfte der Wohnungen unter dieser Grenze. Hinzu kommt, dass nicht nur Bedarfsgemeinschaften, sondern auch Studenten, Minijobber oder Kleinunternehmer um die wenigen günstigen Wohnungen im Zentrum konkurrieren. Die Verdrängung von Haushalten mit geringen Einkommen an den Stadtrand erfolgt aber nicht schlagartig. Viele sind sehr kreativ bei der Bewältigung der höheren Mietbelastung. Zur Not geben sie lieber 40 Prozent ihres Einkommens für die Wohnung aus als ihr Umfeld zu verlassen. Sie sparen dann am Taschengeld der Kinder, an Kinobesuchen, Ferien und an sozialen Aktivitäten. Das ist eine Katastrophe: Sie fallen zwar nicht aus ihrem Umfeld, wohl aber aus ihrem gewohnten Lebensstandard. ball

Andrej Holm

ist Stadtsoziologe an der Humboldt-Universität Berlin. Er forscht über die „Gentrifizierung“, die Verdrängung von Bewohnern aus ihren angestammten Quartieren

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