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Janz Berlin ist eine Blase! Heute kann sich die Stadt über 16 Grad und Sonnenschein freuen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Der Lenz ist da: Zehn Tipps für den Berliner Frühling

Gärtnern, Eis schlecken, draußen flanieren und ein bisschen flirten: So nutzen Sie den ersten Anflug von Frühling.

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Es ist der Tag, auf den Berlin fast ein ganzes Jahr wartet. Es ist ein Tag, den Berlin genießt wie kaum einen anderen. Es ist dieser Tag, in dem die Stadt draußen ihr Inneres findet: der erste Frühlingstag. Dank Hoch „Hertha“ ist es jetzt soweit: mit 15 Grad und Sonne satt. Und was machen wir heute? Hier unsere zehn wärmsten Tipps:

SCHLECKEN

Frühling liegt in der Luft, wenn die Haut spürt, dass kein eisiger Wind mehr über sie weht. Er liegt auch auf der Zunge, die wieder gefordert ist. Sobald herrliche Plusgrade herrschen, dürfen es im Becher (nie in der Waffel!) frostige Minusgrade sein. Frühling ist Eiszeit. Die beginnt, so ähnlich wie die Grillsaison, wann immer es gefällt. Also: heute! Die Gradmesser für die Qualität jeder Diele: Zitrone und Schokolade. Fruchtig-frisch, aber nicht zu sauer möge das erste sein. Auf keinen Fall zu süß das zweite, dafür voller Aroma, mit Stückchen drin. Mit Zitronen- und Schokoeis ließe sich prima über den Sommer kommen, ganz ohne die neuesten Bergamotte-Minz-Litschi-Kreationen. Sommer, ach. Bis dahin sind noch viele Kugeln zu schlecken.

FLANIEREN

Die ersten warmen Sonnenstrahlen muss man mit Bedacht genießen, also mit einem ausgiebigen Spaziergang. Gut geeignet ist ein Weg an der Spree. Wenn man an der Gotzkowskybrücke startet und Richtung Schloss Charlottenburg geht, trifft man nicht ganz so viele andere Passanten wie auf den üblichen Rennstrecken der Flaneure. Außerdem kommt man an den passenden Stadtmöbeln vorbei: Hängematten! Da kann man schon mal für den Urlaub das gut ausbalancierte Ein- und Aussteigen üben.

SPIELEN

Jetzt geht’s wieder rund, rein in die Shorts, Schnürsenkel binden, rauf aufs Moped, raus ins Grüne – auf den Rasen gegenüber vom Rathaus Schöneberg. Hütchen aufstellen, Maulwurf-Hügel schleifen, Jacke ausziehen und ran ans Leder. Was gibt es Schöneres, als im Laufen ins Gras zu beißen und nach dem Kick mit nassgeschwitztem T-Shirt und klebenden Haaren zurück nach Hause zu trotten, diesen einen Ball im Sinn, den man lupfte oder abzog, der in ungeahnter Flugbahn, am Gegner vorbei, einfach rund ins Eckige traf.

GÄRTNERN

Vorsicht, nachts ist es noch frisch. Aber es prangen Knospen, unübersehbar. Die Rosen kommen zurück. Hat ihnen nichts ausgemacht, der Frost. Lindgrüne und zinnoberrote Knöpfchen hängen an den Stilen, ein paar Millimeter nur. Aber das wird schon. Die Schneeglöckchen sind schon viel weiter, die Frechen. Bedecken ganze Wiesen, etwa in Köpenick. Wahrscheinlich wollen sich die Rosen das nicht bieten lassen. Dabei wissen sie doch: wer später treibt, blüht länger. Und auch der kleine Orangenbaum hat den Winter überlebt. Bald bekommt er Gesellschaft. Bis wann hat die Gärtnerei nochmal auf?

RADELN

Endlich gibt es wieder großflächig Fahrräder to go! Endlich kann man wieder die große Runde übers Gleisdreieck und ums Tempelhofer Feld drehen – mit spontanen kulinarischen Stopps an schönen Park-Kiosken oder kunstvollen Unterbrechungen in den kulturellen Weiten Schönebergs und Kreuzbergs. Die Windschneisen und Dunkelräume werden endlich wieder verdrängt, Berlin wird wieder eins, klein, erreichbar und etwas gesünder. Spart Fahrtkosten, Fastfood und Fernsehzapping!

BALKONEN

Während der kalten Temperaturen über den Winter wird der Balkon oft gemieden. Manche vergessen sogar, dass sie einen haben. Der harmonische Frühlingsbeginn mit seinen milden Temperaturen kommt da wie gerufen: Eine Tasse Kaffee, zwei geschmierte Brötchen, Sonnenstrahlen und dazu ganz viel frische Luft. Wer heute auf dem Balkon frühstückt, ist am Ende nicht nur satt, sondern auch ganz bei sich. Wem es morgens noch zu frisch ist, der muss sich nur eine dünne Jacke anziehen.

SCHWEIGEN

Ruhe. Der erste Kaffee am Morgen ohne Wortwechsel. Der Tag und der Abend wird nicht im Hinblick auf Zweisamkeit diskutiert und geplant. Keine Trauminterpretationen. Keine Fragen. Keine Antworten. Gar nichts. Kaffee und Schweigen. Das ist nur möglich, weil die Frau des Herzens mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages über ihre Blumenbeete im Garten streift, jedes Schneeglöckchen und jeden Krokus persönlich begrüßt. Jede Knospe löst Verzücken aus. Jedes grüne Blatt ist ein Versprechen auf mehr – für beide. Das ist die Glückseligkeit des Frühlings. Für Gärtnerinnen draußen. Und für Morgenmuffel drinnen.

FLIRTEN

Draußen sitzen, sinnieren und Blickkontakt aufnehmen. Oder ein guter, charmanter, witziger Smalltalk. Flirten gehört zu den Frühlingsgefühlen, macht Spaß und tut gut. Serotonin wird ausgeschüttet, das Glückshormon, von dem man in der dunklen Jahreszeit viel zu wenig spürt. So ein Fremd-Flirt muss zu nichts Weiterem führen, deshalb darf er in Beziehungen erlaubt sein.

TRINKEN

Kind, geh’ doch mal an die frische Luft! Klar, ein kalter Winterabend lässt sich am besten in einer gemütlichen, rappelvollen Bar ertragen. Irgendwann im März ist der Bedarf an Qualm, Bierdunst und klebrigen Tresen zwar gedeckt, doch für Abende im Park ist es noch zu kühl. Also ab zum Späti, zu dem an der Ecke oder auch mal ganz woanders. Auf der Bierbank davor Platz nehmen, mit dem Verkäufer flachsen, merkwürdige Bier- und Limosorten probieren, in die Sterne gucken. Und natürlich Pläne für den Sommer schmieden.

RAUSFAHREN

Wer nicht glaubt, dass der Frühling kommt, sollte in den Regionalexpress nach Angermünde steigen und dort die Buslinie zum Nationalpark Unteres Odertal nehmen. Zu keinem Zeitpunkt kann man dort so viele Vögel beobachten wie jetzt. Die Kraniche sind zurück, die Seeadler fangen an, ihre Horste zu besetzen, jeden Tag kommt eine neue Brutvogelart aus dem Süden zurück. Kiebitze, Feldlerchen, Grau-, und Rohrammern sind schon da, die ersten Löffelenten treffen ein. Und die letzten Wintergäste fangen an, sich in Richtung Norden zu bewegen. Wer einen Singschwan hören möchte, sollte sich beeilen. Störche gibt es in Brandenburg bislang nur zwei: Einer hockt in Kremmen, einer in Freiwalde, die anderen kommen noch.

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