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Berlin: Der Maler, der Holz zu Marmor macht

Bei seiner Meisterprüfung hat Andreas Zschornak einen Fußboden gemalt. Das ist aber ein schöner Marmor, haben die Leute gesagt.

Bei seiner Meisterprüfung hat Andreas Zschornak einen Fußboden gemalt. Das ist aber ein schöner Marmor, haben die Leute gesagt. In Wirklichkeit handelte es sich um bemaltes Holz. Nebenbei hat Zschornak gleich noch einen Sockel samt Pilaster marmoriert. So wird man Illusionsmalermeister. Auch im Bode-Museum ist nicht alles, wie es scheint. Der (wie schon beim Neubau vor reichlich 100 Jahren) auf Stuck und Gips gemalte Marmor ist im konkreten Fall zwar nicht Zschornaks Werk, aber der 28-jährige Sachse hat mehrere der dominierenden Kuppeln gestaltet. Die große Kuppel der Basilika beispielsweise in „Sprenkeltechnik“, für die seine Firma aus der Kleinstadt Ottendorf-Okrilla bei Dresden extra eine Sprühpistole umgebaut hat. Wie, ist streng geheim. „Es ist ein Unikat“, erklärt Zschornak – das muss reichen.

Mit der Sprenkeltechnik lässt sich eine angepinselte Wand beispielsweise zu Granit machen, für den dunkle „Spritzer“ typisch sind. Auch Sandstein bekommt auf diese Art mehr Tiefe, wirkt plastischer. Selbst grob behauene Steine sind mit dem Pinsel machbar, wobei als Faustregel gilt, dass Vertiefungen dunkel sind. Je größer der Fleck, desto tiefer das scheinbare Loch.

Bevor die Sprühpistole erfunden und umgebaut war, diente den Malermeistern ein Reisigbesen als Werkzeug, der in Farbe getränkt und auf den eigenen Unterarm geschlagen wurde. Die Technik ist ebenso alt wie die traditionelle Reihenfolge des Farbauftrags: mit einem hellen Unifarbton anfangen, dann kommt die dunklere Struktur drauf – ob Marmoradern oder Granitpünktchen. Auch die Frage der „Handschrift“ stellt sich heute wie einst. Man sieht, wenn zwei verschiedene Leute an derselben Fläche gearbeitet haben, sagt Zschornak und fügt hinzu: „Wenn etwas sehr Aufwändiges anliegt, sehe ich zu, dass ich das selber mache.“

Seit 2003 hat Zschornak mehr als zwei Jahre im Bode-Museum gearbeitet. Das man mit Mitte zwanzig am Weltkulturerbe herummalt, ist nicht alltäglich, aber Zschornak und seine Kollegen hatten schon öfter Grund zur Ehrfurcht: Sie haben an den Fensternischen der wiederaufgebauten Frauenkirche in Dresden gearbeitet, er selbst hat die kleine Kapelle des Klosters Neuzelle gestrichen. Demnächst wird er dabei sein, wenn in seiner Firma die Kugel von der Laterne der Potsdamer Nikolaikirche vergoldet wird. Mit echtem Gold, wohlgemerkt. obs

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