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Berlin: Der Mann, der die Beatles zum Teufel jagte

Fool on the Hill: Auch Allan Williams, der erste Manager der Fab Four, besuchte das Fantreffen im Hotel Estrel

Als John Lennon der Queen zuwinkte, wusste Allan Williams, dass er den größten Fehler seines Lebens gemacht hatte. Das war 1963, etwa ein Jahr nachdem Williams die Beatles „zum Teufel gejagt hatte“, wie er sagt. Jetzt brachten die Pilzköpfe auf ihren Konzerten die Teenager zur Ekstase und waren im Fernsehen zu sehen, in der „Royal Variety Performance“, wo sie vor der Königsfamilie spielten.

Ein „bloody idiot“ sei er gewesen, sagt Williams und kichert. Drei Jahre managte er die Band, brachte sie in Liverpool in die ersten Clubs und nach Hamburg in den Kaiserkeller. „In Hamburg sind die Beatles groß geworden“, sagt Williams. Doch der Durchbruch kam erst später – und vorher der unversöhnliche Streit mit Williams.

Auf der zweiten Beatles-Convention im Hotel Estrel in der Sonnenallee ist Allan Williams trotzdem ein Star. Die große Beatles-Messe ist voll von Menschen, die George Harrison mal die Hand geschüttelt haben, die genauso singen wie John Lennon oder Schuhe verkaufen, die aussehen wie jene, die die Beatles bei ihren Auftritten anhatten. Williams ist für sie der Fachmann für Charakterfragen und intime Details.

Williams sieht nicht aus wie jemand, der die Beatles managte, als diese noch Lederkluft trugen und päckchenweise Zigaretten rauchten. Der kleine Mann mit den weißen Locken und der großen Metallbrille wirkt eher wie einer der englischen Touristen, die im Sommer mit weißem Sonnenhut und starkem Sonnenbrand durch Berlin staksen. Wenn Williams den Mund öffnet und seine unglaublichen Geschichten mit vielen „bloodies“ würzt, verfliegt der Eindruck jedoch.

Der 73-Jährige erzählt so lebendig, dass es scheint, als würde die berühmte Popgruppe neben ihm sitzen. Zum Beispiel, wie er die Jungs in Liverpool kennen lernte, die damals an der Art School studierten. Williams engagierte sie, um die Räume seiner Café-Bar „Jacaranda“ zu streichen. „Auf dem Klo hatten die Mädchen alle möglichen Schweinereien hingeschmiert. Also engagierte ich ein paar Kunst-Studenten, um da was drüber zu malen. Das war das Erste, wofür ich die Beatles bezahlte.“ Und die brauchten das Geld dringend – zumindest, wenn man Williams glauben darf . „Als sie das erste Mal im Jacaranda spielten, wollten sie Besen haben. Ich fragte mich, wozu zur Hölle brauchen die Besen? Später sah ich, dass sie die Stiele als Mikrophonständer benutzten. Die waren so arm, die hatten nichtmal Mikrophonständer!“

Der Bruch kam, als die Beatles Williams für einige Auftritte nicht bezahlten. Kurz darauf übernahm Brian Epstein das Management, zog den Beatles die Lederjacken aus und machte sie zur Poplegende. Williams schlug sich danach mit Nachtclubs und dem Organisieren von Konzerten durch. Seine letzte Chance, mit den Beatles doch noch reich zu werden, vertat er in den 70ern: Er besaß die letzte Kopie einer nur sieben Mal gepressten Probeaufnahme aus der Zeit in Hamburg – und verlor sie bei einer Kneipentour. Kein Wunder, dass über Williams bald das zweite Buch erscheint. Es heißt „The fool on the hill“. „Brillanter Titel“, sagt Williams und kichert wieder.

Auch heute ist die Beatles-Convention im Hotel Estrel (Sonnenallee 225, Neukölln) noch von 10 bis 22 Uhr geöffnet, Eintritt: 14 Euro

Anne Seith

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