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Berlin: Der Nabel der Welt

Von Matthias Oloew Hanga Roa – das klingt nach herumhängen. Nach einer Stadt irgendwo im Nirgendwo, für die sich niemand interessiert.

Von Matthias Oloew

Hanga Roa – das klingt nach herumhängen. Nach einer Stadt irgendwo im Nirgendwo, für die sich niemand interessiert. So ähnlich ist es um Hanga Roa tatsächlich bestellt. Hanga Roa ist die einzige Stadt auf der Osterinsel, und die Osterinsel ist so weit weg von allem wie kein anderer Ort auf diesem Planeten. Zwei Mal pro Woche kommt ein Flugzeug aus Chile, und zwei Mal von Tahiti, und trotzdem dachten die Menschen lange Zeit, sie seien der Nabel der Welt.

Berlin dagegen: Michael Jackson, Halle Berry, Pierce Brosnan, Robbie Williams ...sie alle kommen hierher, um sich in der Stadt sehen zu lassen. Sie bekommen Bambis und Blitzlichtgewitter, und sie hören Bravorufe. Und am Freitag feiert sich die Gesellschaft wieder selbst, auf dem Bundespresseball im Hotel Intercontinental. Der Abend ist ausgebucht, Schuldenkrise hin, Novemberdepression her. In Berlin, so denkt man, brummt’s. In Berlin tobt das Leben. Wegen der Stars und dem ganzen Rummel gilt Berlin in diesen Tagen wieder einmal mehr als der Nabel der Welt. Das verbindet Berlin mit Hanga Roa.

Die Menschen der Osterinsel brauchten für ihre Erkenntnis allerdings weder Michael Jackson, Gerhard Schröder oder Robbie Williams. Die Annahme, sie seien der Nabel der Welt, ist in ihnen gewachsen, weil sie keine andere Landfläche kannten und glaubten, sie seien die einzigen Menschen unter der Sonne. So einfach machen es sich die Berliner nicht. Aber wenn die Stars wieder weg sind, in der nächsten Woche ist das schon, dann ist Berlin wieder ein bisschen wie Hanga Roa. Allerdings ohne interkontinentatale Flugverbindung.

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