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Berlin: Der nächste Coup steht im Strandbad Wannsee an

Die Stiftung Denkmalschutz finanzierte die Sanierung des Tores

Spektakulärer hätte man die Enthüllung des Brandenburger Tores wohl nicht planen können: Bill Clinton unter den Gästen, Montserrat Caballé bringt ein Ständchen und Willy Bogner lässt als Stuntman die letzte Plane herab. Ein Hauptdarsteller geriet da fast in den Hintergrund: Die Stiftung Denkmalschutz Berlin, die die 3,9 Millionen Euro für die zweijährigen Sanierungsarbeiten aufgebracht und sie erst ermöglicht hatte.

In der 1999 gegründeten Stiftung sitzen unter anderem der letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière, Berlins früherer Landeskonservator Helmut Engel und der Projektentwickler Reinhard Müller. Sie gewannen vor über zwei Jahren die Deutsche Telekom als Hauptsponsor für die Tor-Sanierung. Der Konzern durfte dafür auf 19 verschiedenen Riesenpostern auf dem Baugerüst für sich werben - allerdings kein Produkt abbilden. Seine von der Werbeagentur Springer & Jacoby entworfene Kampagne wurde zum „Running Gag", das Tor trotz Verhüllung ein Hingucker.

Die Opern haben ihre Freundeskreise ebenso wie Nationalgalerie und Antikensammlung. „Nur die Denkmalpflege hatte bisher keine Lobby", sagt de Maizière. Dabei stehe es nicht gut um sie. Berlins Etat für die rund 30 000 Gebäude auf der Landesdenkmalliste betrage nur 1,5 Millionen Euro. „Bürgerschaftliches Engagement zur Erhaltung des historischen Erbes der Stadt" hat sich die Stiftung deshalb zum Ziel gesetzt. Sie will der Modernisierungswut in Ost und West Paroli bieten, denn die historischen Bauten seien wie „ein Gesicht der Stadt".

Einen großen Teil seines ehrenamtlichen Engagements verwendet der Stiftungsvorstand darauf, Spenden zu sammeln. „Wenn man für einen guten Zweck bettelt, ist es nicht so peinlich", sagt de Maizière. Man lädt potenzielle Geldgeber zu Charity-Veranstaltungen ein und lobt einen Preis für besonders verdienstvolle Mitstreiter aus. Auch kleine Beträge sind willkommen, sagt Projektentwickler Müller. Er hat in den letzten zwei Jahren hunderte von Neugierigen über die Baustelle des Brandenburger Tores geführt: Viele haben darauf spontan den Geldbeutel gezückt.

Längst fördert die Stiftung neue Sanierungsfälle: Sie bezahlte 30 000 Euro für die Restaurierung der Waldkapelle in Hessenwinkel, stellte 720 000 Euro für das Alte Palais Unter den Linden bereit und kümmert sich demnächst um einen früheren Wohnsitz Bert Brechts am Weißen See. Der nächste große Coup dürfte sich am Wannsee ereignen. Vor kurzem übertrug der Senat der Stiftung die Aufgabe, das denkmalgeschützte, aber marode Strandbad Wannsee auf Vordermann zu bringen. Geschätzte Kosten bis zu 12 Millionen Euro. Wieder sollen Sponsoren die Arbeiten bezahlen, wieder soll es eine Aufsehen erregende „Werbe“-Aktion geben. Darüber, wie sie aussieht, hüllt sich die Stiftung noch in Schweigen (Kontakt: 030/42016780). Tobias Arbinger

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