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Berlin: Der neue Kreisel: Asbest raus, Palmen rein

Immobilienfirma will Steglitzer Hochhaus sanieren: ein runderneuerter Büroturm für 73 Millionen Euro

Eine helle, aufgelockerte Fassade mit mehrstöckigen Wintergärten, ein markantes Dach, das Innere des Hochhauses von Asbest befreit: So könnte der düstere Steglitzer Kreisel schon in drei Jahren aussehen – wenn es nach der Firma Becker & Kries geht. Während Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) mit Umbau- und Sanierungskosten von 90 Millionen Euro rechnet und das Hochhaus wegen der maroden Kassenlage des Landes am liebsten abreißen lassen will, möchte die Immobilienfirma als Miteigentümerin das Rathaus erhalten. Sie will das Gebäude sanieren und umbauen – für höchstens 73 Millionen Euro.

Das Konzept, das den Bezirksverordneten am kommenden Dienstag genauer erläutert werden soll, sieht neben der kompletten Asbestsanierung bei laufendem Betrieb eine neue Energiespar-Technik und eine bessere Flächennutzung vor. Sollte das Bezirksamt künftig weniger Mitarbeiter benötigen, könnten Büros an andere Interessenten vermietet werden.

Der neue Kreisel – beteiligt waren an den Entwürfen unter anderem die Firma Witte-Projektmanagement und das Architekturbüro Axthelm Frinken aus Potsdam – könnte in 30 Monaten fertig sein. Jeweils drei Etagen sollen saniert und umgebaut werden, heißt es. Markantes äußeres Zeichen sollen die Wintergärten sein, die als „Kurzerholungsräume“ konzipiert sind und dem Haus ein neues Bild geben. In den Entwürfen sind hinter Glas große Palmen zu sehen.

Becker & Kries meinen, der Finanzsenator dürfe sich nicht einseitig auf Verkauf und Abriss festlegen. Man sei in einer Eigentümergemeinschaft verbunden. Das Land könne nicht seine Probleme mit dem Kreisel-Hochhaus „einseitig zu Lasten eines langjährigen Geschäftspartners und Miteigentümers lösen“, sagte Geschäftsführer Peter Häger. Das Hochhaus und der Becker & Kries gehörende (asbestsanierte) Gewerbetrakt mit Bus- und U-Bahnhof bildeten eine funktionale Einheit. Die Firma will den Hochhausteil kaufen und ihn an das Land Berlin vermieten, anfangs mit Sanierungszuschlägen.

In der Senatsbehörde für Stadtentwicklung möchte man abwarten, welchen Weg der Bezirk einschlägt. Die Finanzbehörde leitet gerade ein „Interessenbekundungsverfahren“ für Investoren ein, man arbeite mit Becker & Kries partnerschaftlich zusammen, hieß es gestern. Die Firma teilte allerdings mit, sie werde sich nicht an dem Verfahren beteiligen. Gleichzeitig werden Alternativ-Standorte für das Rathaus gesucht. Die Finanzverwaltung ist der Ansicht, dass es genügend freie Landesimmobilien gibt. Bezirksbürgermeister Herbert Weber (CDU) sagte am Mittwoch vor den Bezirksverordneten, es gebe noch keine Ergebnisse. Er rechne damit aber noch vor der Sommerpause.

Die Zeit drängt. Wegen des bröselnden Asbests droht die Sperrung. „Ab Ende 2007 dürfen keine Dienstkräfte mehr im Kreisel eingesetzt werden“, sagte Weber. Auf Anfrage der FDP-Fraktion sagte er weiter, man wolle den verkehrsgünstigen Kreisel auch nach der Sanierung noch nutzen.

Um die Zukunft des Steglitzer Kreisels geht es bei der öffentlichen Informationsveranstaltung im Rathaus Zehlendorf, Dienstag, 31. Mai, im Bürgersaal, Kirchstraße 1/3, 16.30 bis ca. 19.30 Uhr.

Über die Skandal-Geschichte des Steglitzer Kreisels lesen Sie im Tagesspiegel am Sonntag auf der Stadtseite.

Christian van Lessen

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