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Verkleidet. Bereits bei der Parade zum Christopher Street Day im Juni machten Teilnehmer den Papstbesuch zum Thema. Foto: Imago/Reiner Zensen

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Berlin: Der Papst kommt – seine Gegner warten schon

Vatikan-Kritiker dürfen nicht am Brandenburger Tor protestieren. Jetzt wollen sie die Demo gerichtlich durchsetzen. Ein Pro & Contra

Der Papst kommt zwar erst am 22. September nach Berlin, doch Polizei und Gerichte beschäftigt der Besuch schon seit Wochen. Das vatikankritische Bündnis „Der Papst kommt“ hat für den 22. September um 16 Uhr zu einer Kundgebung vor dem Brandenburger Tor und anschließender Demonstration gegen den Pontifex aufgerufen. Schließlich wird der Papst im nahen Bundestag eine Rede halten.

Doch die Behörden haben Proteste in der Nähe des Protestzieles nicht so gern. Schon gar nicht, wenn im Bundestag neben deutschen Spitzenpolitikern auch Diplomaten aus aller Welt erwartet werden. Und so hat die Versammlungsbehörde die Route aus Sicherheitsgründen untersagt. Der Berliner CSD e.V. und der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg wollen als Anmelder der Demonstration den Start am Brandenburger Tor vor Gericht durchsetzen.

„Den Papst vor der Hörbarkeit einer Protestkundgebung zu schützen, gehört nicht zu den Aufgaben der Sicherheitsbehörden“, sagte Jörg Steinert vom Lesben- und Schwulenverband. Eine friedliche Demonstration in Hörweite des Bundestages müsse möglich sein. Gewalttäter wolle man vom Protestzug ausschließen, Straftaten werde man nicht dulden, teilte das Bündnis mit. Auch vom saloppen Anti-Kirchen-Spruch „Heidenspaß statt Höllenqual“ distanzierte man sich. Dem „Der Papst kommt“-Bündnis gehören nach eigenen Angaben inzwischen 54 Organisationen an, auch Mitglieder von SPD, FDP, Grünen und der Linken. Je nachdem, wen man fragt, werden zwischen 10 000 und mehr als 20 000 Demonstranten erwartet. Beim Besuch des früheren Papstes Johannes Paul II. vor 15 Jahren flogen Eier auf dessen fahrendes Papamobil.

Steht in der Hauptstadt hoher Besuch an, sind die Sicherheitsbehörden traditionell äußerst rigide. Als 2002 der frühere US-Präsident George W. Bush im Bundestag sprach, demonstrierten vorher und nachher Tausende in der Berliner Innenstadt, es gab Zusammenstöße zwischen linken Gruppen und der Polizei. Das Brandenburger Tor und der Reichstag waren allerdings weiträumig und hermetisch abgeriegelt. Anwohner wurden von Beamten begleitet, es gab engmaschige Sicherheitskontrollen. Mit rund 10 000 Beamten war der Polizeieinsatz zur Sicherung des Besuches von Bush einer der größten in der Berliner Nachkriegsgeschichte. Noch steht nicht fest, wie viele Beamte den Papstbesuch begleiten werden.

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