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Grün auf Grün. Das Gewand wurde am Dienstag im Stadion gezeigt. 

© dpa

Benedikts Berlinbesuch: Der Papst trägt Grün

In zwei Wochen feiert Benedikt XVI. im Olympiastadion eine Messe Nur was wird er anziehen? Und welche Konfektionsgröße hat er? Ein Künstler hat das Gewand entworfen und es nun erstmals gezeigt.

Am Anfang war ein Kreis mit einem Loch in der Mitte für den Kopf. Im Laufe der Jahrhunderte hat der Kreis Dellen bekommen, die heutigen Messgewänder sind oval. Am frühen Abend des 22. September wird Papst Benedikt XVI. seinen Kopf durch das Oval stecken und für seine Messe im Olympiastadion in eine Sinfonie aus Grüntönen und Goldstickerei schlüpfen.

So hat sich das Friedrich Wolf, Bildhauer, Kalligraf und Ikonenmaler aus dem bayerischen Bad Wörrishofen, in den vergangenen Monaten oft ausgemalt, wenn er in seinem Atelier stand und über das Messgewand für den Papst für seinen Gottesdienst im Olympiastadion nachgedacht hat. Friedrich Wolf hat es entworfen. „Hat man ja nicht alle Tage, ein Gewand für den Papst entwerfen zu dürfen“, sagt Wolf, da habe er sich schon ganz besondere Mühe gegeben. Grün ist nicht nur die Farbe der Hoffnung, sondern auch die Farbe für die Priestergewänder zwischen Pfingsten und Advent. Dass das Gewand für Benedikt grün werden würde, stand also von vornherein fest. Wolf war für die Feinheiten zuständig. Wie sollte er zum Beispiel den Rang des Papstes ausdrücken? Wie den Stellvertreter Christi auf Stoffbahnen aus Wolltrevira bringen?

Papst-Perspektive. Die Bühne wird am Marathontor aufgebaut. Dahinter befindet sich eine Halle, in der Limousinen parken können und auch Lastwagen Platz finden. Die Tribünenplätze unmittelbar links und rechts von der Bühne bleiben leer; auf dem Grün werden Stühle aufgestellt. Für einen neuen Rasen plant die Kirche 100 000 Euro ein.
Papst-Perspektive. Die Bühne wird am Marathontor aufgebaut. Dahinter befindet sich eine Halle, in der Limousinen parken können und auch Lastwagen Platz finden. Die Tribünenplätze unmittelbar links und rechts von der Bühne bleiben leer; auf dem Grün werden Stühle aufgestellt. Für einen neuen Rasen plant die Kirche 100 000 Euro ein.

© dpa/ Simulation: Erzbistum

Da wäre das Kreuzzeichen. Wolf zieht es senkrecht und waagerecht über die Vorderseite des Messgewandes. Es ist aus goldenen Fäden gewirkt – auch das kein Zufall. Gold steht für die Gegenwart Gottes. In der Mitte, wo sich die Schenkel des Kreuzes treffen, hat Wolf zusätzlich das Chiro-Zeichen hingesetzt, das aussieht wie ein P mit X vor der Brust. Es ist eines der ältesten Christus-Zeichen, das zum Beispiel auch in den römischen Katakomben auftaucht. Damit es auch wirklich kein Vertun gibt, hat er in das Chiro-Zeichen noch ein Alpha und ein Omega sticken lassen, das für den Anfang und das Ende der Welt in Jesus Christus steht. Soweit der Stellvertreter.

Wolf hat auch die Messgewänder für die 126 Bischöfe, Priester und Diakone entworfen, die ihm beim Gottesdienst im Olympiastadion assistieren. Ihre Umhänge sind ebenfalls grün, vom selben Schnitt und mit Kreuzzeichen versehen. Statt der Goldlurex-Fäden wurde für ihre Kreuze aber gelbes Garn verwendet, an der Stelle von Chiro- und Alpha-Omega-Zeichen steht das Logo des Papstbesuches in Deutschland. Er habe auch darauf geachtet, dass die Gewänder nicht so schwer werden, Benedikt ist von zarter Gestalt und 84 Jahre alt. Unter dem Gewand trägt er ein Untergewand und eine Stola. „Wir wollten ihn nicht einpacken wie im Winter“, sagt Wolf. Die Umhänge haben Einheitsgröße. 1,35 Meter lang und so breit, dass ein normal kräftiger Erwachsener reinpasst.

Die Firma Friedrich aus dem bayerischen Amberg hat die Gewänder nach Wolfs Entwurf hergestellt, ein Unternehmen, das auf Kirchenbedarf spezialisiert ist. Das Berliner Erzbistum hat 60 000 Euro alleine für die Messgewänder bezahlt, etwa 500 Euro pro Stück. Für die Papstmessen in Erfurt und Freiburg werden wieder andere Stücke gefertigt.

Damit die Gewänder nach dem 22. September nicht in einer Sakristei verstauben, bekommt jede katholische Pfarrgemeinde ein Gewand, damit es der Pfarrer sonntags als Andenken an den 22. September 2011 anzieht.

400 000 Euro wird der Altar im Olympiastadion kosten, insgesamt wird das Bistum für den Tag mit dem Papst rund 3,5 Millionen Euro aufbringen müssen. Dafür soll es aber auch ein Tag der Superlative werden: An der Messe im Olympiastadion werden 70 000 Besucher teilnehmen, 84 Kardinäle und Bischöfe, 600 Priester, 1500 Ministranten und Ministrantinnen und 750 Sänger. Von 600 Hostienschalen werden 80 000 Hostien gereicht.

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